Bischöfin Fehrs ruft zu engagiertem Dialog mit Andersdenkenden auf

Adventsempfang der Nordkirche in Hamburg

Bischöfin Kirsten Fehrs
Bischöfin Kirsten Fehrs© Marcelo Hernandez / Nordkirche

03. Dezember 2018 von Susanne Gerbsch

Hamburg. Bischöfin Kirsten Fehrs hat dazu aufgerufen, einen engagierten Dialog mit Andersdenkenden zu führen. Beim Adventsempfang der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) sagte Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck: „Wir müssen reden miteinander, und insbesondere mit denen, die anders sind als wir selbst. Raus aus den Filterblasen, rein ins Leben! Wie sollen wir ein realistisches Bild von der Wirklichkeit bekommen, wenn wir uns immer nur mit Menschen unterhalten, die ähnlich denken wie wir selbst?“

In der Hauptkirche St. Katharinen in Hamburg nannte Bischöfin Fehrs als ein gutes Beispiel den interreligiösen Dialog: „Dieses Miteinander funktioniert deswegen so gut, weil wir gegenseitig unsere je verschiedenen Wahrheiten akzeptieren. Und weil wir mit der Möglichkeit rechnen, dass es vielleicht nur verschiedene Aspekte einer gemeinsamen Wahrheit sind, die wir nicht vollends benennen können, die aber da ist."

Bischöfin Fehrs kritisierte die Ausbreitung von „Fake News“ in der politischen Debatte und mahnte unter Berufung auf die Philosophin Hannah Arendt eine strikte Unterscheidung von „Tatsache“ und „Meinung“ an. Laut Arendt können Meinungen „sehr verschiedenen Interessen und Leidenschaften entstammen. Sie können weit voneinander abweichen und doch alle noch legitim sein – solange sie die Integrität der Tatbestände, auf die sie sich beziehen, respektieren“. Fehrs: „Die Wahrheit hat es nicht leicht in Zeiten von sogenannten alternativen Fakten. Das Gefährliche ist dabei nicht allein die Lüge, sondern dass sich verwischt, was Wahrheit ist.“ Das seien Kennzeichen totalitärer Systeme.

Notwendig sei laut Bischöfin Fehrs aber auch das Gespräch mit Menschen, die rechtspopulistischen Parolen folgten. „Wir dürfen den Anspruch nicht aufgeben, dass die Wahrheit wirkt. Denn täten wir dies, beschädigen wir die Wahrheit selbst. 'Gebt keinen verloren'  sagt ja auch immer schon der, auf den wir jetzt im Advent warten. Jesus ist nicht bei Seinesgleichen geblieben, ging zu Zöllnern und römischen Soldaten, zu den Ehebrecherinnen und den Aussätzigen. Immer zu Menschen, mit denen „man“ eigentlich nicht spricht. Dorthin, wo Toleranz nicht nur Wort ist, sondern eine echte Herausforderung.“ Nur auf diese Weise könne die Wahrheit sich durchsetzen, sagte die Bischöfin.

Dieser Dialog mit Andersdenkenden sei möglich, ohne Abstriche an den eigenen Werten vorzunehmen. „Wenn Menschenwürde untergeht, wenn Lüge und Fremdenfeindlichkeit, wenn Antisemitismus und rechte Gesinnung drohen, salonfähig zu werden, dürfen wir das nicht unwidersprochen hinnehmen. Unsere Demokratie braucht Engagierte,  jede und jeden von uns, die aufstehen und Haltung zeigen.“

Dies gelte auch im internationalen Maßstab: „Lüge und Schweigen, die Lüge einzelner und das Schweigen der Mehrheit – sie bilden den Nährboden für antidemokratische Bewegungen und Nationalismus, wie wir es in so vielen europäischen Ländern derzeit erleben. Entgegen all der Rechtspopulisten, die Europa immer zum Problem stilisieren, ist es wichtig, in europäischer Gemeinschaft konsequent nach Lösungen zu suchen – gerade auch in der Flüchtlingsfrage!  Deshalb müssen wir Europa eine Stimme geben, auch aktiv bei der Europawahl im Mai.“

Ulrike Hillmann, seit 15. November Präses der II. Landessynode der Nordkirche, erklärte in ihrer Begrüßung, wie die jüngere Tradition des „lebendigen Adventskalenders“ den Sinn des Advents näher bringe: „Dort besuchen sich Menschen gegenseitig, Jüngere und Ältere, Männer und Frauen mit oder ohne Kinder, mit oder ohne Arbeit, mit oder ohne Migrationshintergrund, gehen von Tür zu Tür, begegnen einander, singen, hören Texte und Geschichten. Fremde Türen öffnen sich und signalisieren: Du bist willkommen.“

Zu dem Adventsempfang der Nordkirche kamen rund 580 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Medien, Sport und Gesellschaft, unter ihnen Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher, Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit, Erzbischof Dr. Stefan Heße sowie Ralf Meister, Landesbischof der Ev.-Luth. Landeskirche Hannovers und Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).

 

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