Präsidium blickt auf erreichte Ziele und drängende Zukunftsaufgaben

„Bergfest“ der Landessynode: Mit Geschick und langem Atem in die zweite Etappe

Das Präsidium der Landessynode mit Präses Ulrike Hilmann (Mitte) und den Vizepräses Elke König und Andreas Hamann sitzt im Tagungshotel in Lübeck-Travemünde.
Das Präsidium der Landessynode mit Präses Ulrike Hilmann (Mitte) und den Vizepräses Elke König und Andreas Hamann sitzt im Tagungshotel in Lübeck-Travemünde.© Susanne Hübner, Nordkirche

20. November 2021 von Maren Warnecke

Lübeck-Travemünde. Wie hoch geht es hinaus? Ist die richtige Ausrüstung eingepackt? Und wie steht es eigentlich um Kondition und Willen? Alles wichtige Fragen für Wanderin und Bergsteiger. Und auch für Mitglieder eines Kirchenparlaments, wie das Präsidium der II. Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) gestern Abend (19. November) in seinem Bericht zum „Bergfest“ der aktuellen Wahlperiode erinnerte.

Gemeinsam blickten Präses Ulrike Hillmann und die beiden Vizepräsides Elke König und Andreas Hamann bei der 12. Tagung mit einem Augenzwinkern auf „erreichte Höhenmeter“ und „Meilensteine“ der vergangenen drei Jahre zurück.

Zu den wegweisenden Gesetzen, die von den 156 Synodalen aus Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg in der „ersten Etappe“ seit November 2018 beschlossen wurden, gehören für die Greifswalderin Elke König das Diakonen- und Gemeindepädagogengesetz. Mit diesem gemeinsamen Regelwerk konnten verlässliche Standards für Ausbildung und Anstellung in den ehemaligen drei Landeskirchen geschaffen werden – „das war ein weiterer Schritt beim Zusammenwachsen“, unterstrich König.

Auch das „Pastorenanzahlsteuerungsgesetz“, eine Maßnahme gegen den drohenden Pastorenschwund auf dem Gebiet der Landeskirche, zählt für die Vizepräses zu den bislang wichtigsten Entscheidungen der II. Landessynode. Mit diesem Gesetz soll gewährleistet werden, dass bei der Verteilung der Pfarrstellen keine „weißen Flecken“ in den unterschiedlich attraktiven Regionen zwischen Sylt und Stralsund entstehen.

Erstes Jahr: Bestandener Konditionstest und frischer Wind

Kirchengesetze und andere Rechtsvorschriften, Berichte aus den Sprengeln und Hauptbereichen, zum Klima- und Datenschutz – diesen „Konditionstest“ haben die Synodalen in ihrem ersten Amtsjahr gut bestanden, so das Fazit von Elke König. Mit der Wahl von Tilman Jeremias als Bischof für den Sprengel Mecklenburg und Pommern im März 2019 und der Einführung von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt im Juni desselben Jahres erneuerte sich der halbe Bischofsrat der Nordkirche.

Und auch an anderer Stelle kam frischer Wind auf: mit der Einsetzung von Digitalisierungs- und Teilhabeausschuss sowie dem Ausschuss „Junge Menschen im Blick“ habe die Landessynode „ausgetretene Pfade verlassen und mutig neue Wege erschlossen, andere Gipfel erklommen, von denen man die Dinge aus einer ganz anderen Perspektive sieht“, freute sich die Vizepräses.

Zweites Jahr: Heilsame Routine und ein jäher Einschnitt

Im zweiten Jahr galt es „Höhe zu machen, Schritt für Schritt, einatmen, ausatmen, manchmal schweißtreibend den Rhythmus finden, immer wieder beharrlich das Tempo suchen“ - ein Stück weit hatte damals die Routine Einzug gehalten, blickte Vizepräses Andreas Hamann zurück. „Eine heilsame Routine, die langsam wächst und die Kraft gibt, Dinge und Entwicklungen gelassener zu betrachten.“ Er dankte den Beteiligten auf allen Ebenen der Landeskirche dafür, dass sie „dieses „Schwarzbrot des beharrlichen Aufstiegs“ so routiniert verdaulich machen“.

Mit den Ergebnissen der Studie „Kirche im Umbruch“ - Projektion 2060“ kam im Frühjahr 2019 Bewegung in die vertraute Routine der gesamten Landeskirche.

Altbekannte Fragen zu Auftrag und Kerngeschäft, Hoffnung und Ziel der Kirche standen erneut nachdrücklich zum Diskurs. Hamann: „Die nüchternen Zahlen des 2020er-Haushalts bekamen plötzlich theologisches Gewicht, wurden mehr als Summen und prozentuale Verhältnisse, wurden zu theologischen Bildern und kirchlichen Perspektiven.“ Wie also kann die Nordkirche noch sorgsamer mit dem ihr anvertrauten Geld umgehen? Eine Antwort ist, mit dem Zukunftsprozess Horizonte5 eine Perspektive für die Nordkirche zu entwickeln.

Weitere Schlaglichter dieses zweiten Jahres sind das Pfarrstellenausbildungsgesetz, das Baugesetz mit dem dazugehörigen Kirchengesetz zur Änderung von Genehmigungspflichten sowie die Grundlinien kirchlichen Handelns. Mit dem Frühjahr 2020 kam auch die Corona-Pandemie endgültig in Deutschland an. „Ein gefühlter Stillstand, in der Gesellschaft, in der Kirche und in der synodalen Arbeit. Um im Bild der Wanderung zu bleiben: Uns ist beim Aufstieg ein wenig die Luft weggeblieben. An routinierten Aufstieg war plötzlich nicht mehr zu denken“, so Hamann weiter.

Drittes Jahr: Die Eroberung des digitalen Raumes und eine wohlverdiente Rast

Die geplante April-Synode wurde abgesagt, deren Tagesordnung im September 2020 in Travemünde nachgeholt. Mit strengsten Corona-Hygiene-Regeln, zwischen Plexiglaswänden und hinter Mund-Nase-Masken sollte diese denkwürdige Synode des ersehnten Wiedersehens die vorerst letzte Präsenz-Tagung vor dem zweiten und dritten Pandemie-Lockdown sein. Denn nun ging es in „zunächst unwegsames Gelände auf dem steilen Anstieg im digitalen Raum“, erinnerte Präses Ulrike Hillmann im abschließenden Teil des Berichtes.

Es folgten Premieren: die erste digitale Landessynode im November 2020, die erste digitale Bischofswahl der Nordkirche im Juni diesen Jahres, bei der Kirsten Fehrs als Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck wiedergewählt wurde, der erste Haushalt, bei dem sich die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie in einem deutlichen Minus-Betrag zeigten, das EKD-weit erste „Kirchengesetz zur Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen“. Räume des Landeskirchenamtes in Kiel wurden zum Fernsehstudio umfunktioniert, Diskussionen im digitalen Plenum mit Hilfe neuer Software erleichtert. Das einst unwegsame Gelände ebnete sich ein.

„Unsere große Stärke auf unserem Weg, ob präsent oder digital ist es, dass wir nicht nur uns selbst und unsere Ziele im Blick haben, sondern auch links und rechts des Weges schauen, wo Geschwister unserer Hilfe bedürfen“, erinnerte Hillmann an die Solidaritätserklärung der Synode mit den Protestierenden in Belarus im Februar sowie an das Grundsatzpapier zu Haltung und Position zum Thema Frieden vom September. „Aus dieser Diskussion habe ich mitgenommen, dass Engagement für den Frieden vor der eigenen Haustür mit Engagement für gelebte und gestaltete Vielfalt in unserem Land beginnt und einen langen Atem braucht.“

Mit der Novembersynode sei nun die „Bergspitze“ der Wahlperiode erreicht. „Der Abstieg vom Gipfel erfordert mindestens ebenso viel Einsatz wie der Aufstieg – und gelegentlich deutlich mehr Geschick“, ermutigte Ulrike Hillmann die Synodalen gestern Abend zum bewussten Innehalten.

Drängende Themen wollen in den kommenden drei Jahren bis zum September 2024 beraten und beschlossen werden: das einheitliche Arbeitsrecht in der Nordkirche ebenso wie das Erreichen der selbst gesteckten Klimaschutzziele. Im Juni 2023 wird im Sprengel Schleswig und Holstein eine Nachfolger:in für den scheidenden Bischof Gothart Magaard gewählt.

Bereits im Mai 2022 wird die Landessynode Entscheidungen im Zukunftsprozess treffen. „Wir stehen in der Verantwortung, auf sinkende Mitgliederzahlen und Kirchensteuern schnell, kompetent, adäquat und auf der Basis des Evangeliums zu reagieren. Zwangsläufig wird es zunächst schmerzhafte Veränderungen geben“, so Hillmann. Ein Aspekt im Zukunftsprozess sei es auch, eine Verkleinerung der Synode und ihrer Ausschüsse in den Blick zu nehmen sowie neue, flexible Beteiligungsformen zu bedenken.

Präses Hillmann ist zuversichtlich: „Wir schaffen das“ – nicht, weil das seit 2015 ein geflügeltes Wort in Deutschland ist, sondern weil wir darauf vertrauen, dass Gott uns genau in dieser Zeit in dieser Verantwortung sieht und stützt. Also machen wir uns nach der wohlverdienten Rast zuversichtlich auf den weiteren Weg!“ 

Hinweise an die Redaktionen:

Die Tagung der Landessynode wird im Livestream übertragen auf www.nordkirche.de . Unter Landessynode.nordkirche.de werden Sie laufend zu den Synodenthemen informiert.

Tagesordnung, Verlaufsplan sowie weitere Unterlagen zur 12. Tagung der Landessynode finden Sie hier

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