Nordkirche verabschiedet mit Dr. h.c. Gerhard Ulrich ihren ersten Landesbischof

Landesbischof Ralf Meister: „Brückenbauer und hellwacher Protestant in bewegten Zeiten“

Mit der Übergabe des Amtskreuzes wurde der erste Landesbischof der Nordkirche, Dr. h.c. Gerhard Ulrich, vom Amt entpflichtet
Mit der Übergabe des Amtskreuzes wurde der erste Landesbischof der Nordkirche, Dr. h.c. Gerhard Ulrich, vom Amt entpflichtet© Rainer Cordes, Nordkirche
© Rainer Cordes, Nordkirche

09. März 2019 von Maren Warnecke und Stefan Döbler

Schwerin. In einem Gottesdienst im Schweriner Dom St. Marien und St. Johannis ist heute (9. März) Dr. h.c. Gerhard Ulrich, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), in den Ruhestand verabschiedet worden. Die Entpflichtung des ersten Landesbischofs der zu Pfingsten 2012 gegründeten Nordkirche nahm Landesbischof Ralf Meister (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Hannovers) als Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) nach der Predigt von Gerhard Ulrich vor. Im Rahmen der Entpflichtung gab Ulrich auch sein Amtskreuz zurück.

In seiner Ansprache würdigte Ralf Meister den scheidenden Landesbischof: „Dir ging es immer um kritische Zeitgenossenschaft in dieser Welt, die du mit der Realität Gottes verbinden wolltest. Leidenschaftlich, ja manchmal kämpferisch. Mutig, aber vor allem für andere ermutigend. Theologie rührte dich an im Theater und das Theater inspirierte dich in deinem Amt. Du hast angerührt und aufgerüttelt, in Bewegung gebracht und Horizonte geweitet.“

Zugleich sei Ulrich ein guter Zuhörer mit großer Menschenfreundlichkeit und immer auch ein Brückenbauer gewesen. „Einer, der in der Vielfalt Positionen beschreiben konnte, fair in der Abwägung und kompro­missfähig“, so Meister weiter. „Wir Christinnen und Christen schauen weit. Wir leben auf eine Welt hin, die noch kommen wird. Und wir leben in der Gewissheit: Gott kommt uns entgegen.“ Ralf Meister dankte Gerhard Ulrich für seinen Dienst in der Nordelbischen Kirche, der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, als Leitender Bischof der VELKD und „als hellwacher Protestant in bewegten Zeiten“.

Der scheidende Landesbischof Ulrich erinnerte in seiner Predigt an den Ursprung seiner theologischen Laufbahn im Jahr 1973. Damals hörte der junge Schauspieler in der Inszenierung „Abaelard und Heloise" auf der Bühne des Ernst-Deutsch-Theaters in Hamburg den 139. Psalm und war ergriffen. „So verstehe ich meinen Dienst der Verkündigung: vor Gott bringen, was uns bewegt, sein Wort laut werden lassen in der Welt, die dieses Wortes so dringend bedarf. Immer bin ich getragen seither von der Gewissheit, dass Gott sich zeigt – oft an ungeahnten Orten.“

Ulrich weiter: „Wir müssen nicht selbst Gott spielen und versuchen, eigenmächtig das Heil der Welt mit Macht herbeizuzwingen. Unsere Freiheit und Einmaligkeit liegen darin gegründet, dass wir Gott Gott sein lassen können.“ Dieses Vertrauen sei gerade in einer Zeit des rasanten Wandels, in der bei vielen Menschen die Sehnsucht nach einfachen Antworten und vielerorts auch der religiöse und politische Populismus wachse, nötiger denn je. „Wer nicht die äußerste Weite zulässt, sondern Zäune baut, verliert ja nicht die Angst. Wer die Sehnsucht ausschaltet, schaltet das Leben ab“, mahnte Ulrich.

Er dankte „den Vielen, die mir immer wieder aufgeholfen haben, die mir eine Stärke waren, indem sie mich erinnerten an die wunderbaren Werke Gottes. Der Landesbischof geht ab. Das Licht bleibt an. Der Vorhang bleibt offen. Das Lebens-Stück geht weiter“.

Nach dem Segen zum Abschluss des Gottesdienstes überbrachte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig die Grüße der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns: „Sie haben die Nordkirche gemeinsam mit vielen anderen auf den Weg gebracht, haben mitgeholfen, den Weg zu ebnen. Es sollte eine Begegnung auf Augenhöhe sein, zwischen großen und kleinen Kirchen, zwischen Stadt und Land, zwischen Ost und West. Ich finde: Die Nordkirche ist schon sehr gut zusammengewachsen. Nach fast sechs Jahren ihres Bestehens ist die Nordkirche für viele evangelische Christen bei uns im Land ein wirkliches Zuhause geworden.“

Unter den weiteren Mitwirkenden im Gottesdienst sind Mitglieder der Ersten Kirchenleitung der Nordkirche, die Bischöfin und die Bischöfe in den Sprengeln der Nordkirche, Bischöfe aus Partnerkirchen in Assam (Indien), Tansania und Estland, der „Arbeidskrink Plattdüütsch in de Kark“ der Nordkirche, der Bläserkreis Mecklenburg-Vorpommern, geleitet von Landesposaunenwart Martin Huss, ein Chor mit Sängerinnen und Sängern aus der Nordkirche unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Frank Dittmer sowie Domprediger Volker Mischok und Kirchenmusikdirektor und Domkantor Jan Ernst.

Die Kollekte im Gottesdienst wird auf Wunsch von Landesbischof Ulrich für das Jugend- und Kulturzentrum „Demokratiebahnhof Anklam – Gemeinsam Mitbestimmen“ erbeten, das die Entwicklung einer lebendigeren Zivilgesellschaft in der vorpommerschen Region fördern will und jungen Menschen Mut macht, sich dabei einzubringen.

Die Erste Kirchenleitung der Nordkirche lädt nach dem Gottesdienst Gäste aus dem In- und Ausland, aus Kirche, Bundes- und Landespolitik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Medien zu einem Empfang in die Schweriner Sport- und Kongresshalle ein.

Hintergrund

Am 21. Februar 2013 war Gerhard Ulrich von der Landessynode der Nordkirche zum ersten Landesbischof gewählt worden und trat seinen Dienst am 3. Juni 2013 an. Zuvor war er im Fusionsprozess der zu Pfingsten 2012 gegründeten Nordkirche bereits Vorsitzender der Gemeinsamen und der Vorläufigen Kirchenleitung und wirkte maßgeblich an der Fusion mit. Als Landesbischof war Gerhard Ulrich zugleich der Vorsitzende der Ersten Kirchenleitung. Bis November 2018 war er zudem Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Am 1. Februar 2019 verlieh ihm die Theologische Fakultät der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die Ehrendoktorwürde.

Die Amtszeit von Gerhard Ulrich endet am 31. März. Seine Nachfolgerin, Kristina Kühnbaum-Schmidt (54), wird ihr Amt als Landesbischöfin der Nordkirche am 1. April antreten.

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