Ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender

Bei Schneiders sind Ruhe und Hoffnung eingekehrt

Sie können wieder lachen: das Ehepaar Schneider vor wenigen Wochen beim Stuttgarter Kirchentag
Sie können wieder lachen: das Ehepaar Schneider vor wenigen Wochen beim Stuttgarter Kirchentag© Norbert Neetz / epd

29. Juni 2015 von Timo Teggatz

Vor einem Jahr trat der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider zurück, nachdem Ärzte bei seiner Frau Anne Krebs diagnostiziert hatten. Heute ist der 67-Jährige froh über seine Entscheidung. Und seiner Frau geht es nach einer harten Therapie besser. Porträt eines Paares, das wieder lachen kann.

Die Einladung zur Pressekonferenz kommt am 30. Juni 2014 kurzfristig: Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, kündigt an, bei der nächsten Synode seine Ämter aufzugeben. Der höchste Repräsentant der rund 23 Millionen Protestanten im Lande will sich zurückziehen.

Der Grund: Bei seiner Frau Anne ist Brustkrebs diagnostiziert worden. "Jetzt ist eine Zeit, da geht die Liebe zu meiner Frau vor", sagt er den Journalisten, "uns steht ein schweres Jahr bevor, mit Chemo, Operation und Bestrahlung." Wie Krebs zerstört, hat das Ehepaar Schneider selbst erlebt: Ihre Tochter Meike starb an Leukämie.

Sie dachten, sie hätten nicht mehr viel Zeit

Heute hat sich manches geklärt: Die Ärzte haben bei Anne Schneider erfolgreich den aggressiven Krebs bekämpfen können. "Wir sind jeden Tag sehr, sehr dankbar", sagt Nikolaus Schneider. "Eigentlich waren wir darauf eingestellt, dass wir nicht mehr viel Zeit haben."

Nachdem Anne Schneiders erster Therapiezyklus im Herbst sehr gut verlief, hatte ihr Mann kurz gezweifelt, ob der Rücktritt nötig war. Doch dann folgten Wochen und Monate, in denen sein Beistand viel Zeit und Kraft kostete. Inzwischen hat er eine klare Meinung zu seiner Entscheidung, vorzeitig aus dem Amt zu scheiden: "Das war genau richtig."

Die EKD hat im November 2014 ihre Spitze neu bestellt und den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zum neuen Ratsvorsitzenden gewählt, zunächst für das letzte Jahr der verbleibenden Amtszeit. Aber es gibt nur wenig Zweifel daran, dass er im Herbst 2015 für sechs Jahre wiedergewählt wird und die EKD ins Reformationsjubiläumsjahr 2017 führt.

Das normale Leben: kein Referent, kein Fahrer, kein Dienstwagen

Unterdessen hat sich Vorgänger Schneider nach den Jahren als Präses der rheinischen Landeskirche und als EKD-Chef wieder an das normale Leben gewöhnt – ohne persönlichen Referenten, ohne Fahrer und Dienstwagen. "Ich habe die einfachen Dinge wieder gelernt, zum Beispiel Fahrkarten zu buchen", sagt er schmunzelnd. Und im Auto setzt er sich wieder selbst ans Steuer.

Dafür ist der 67-Jährige aber nun Herr seines eigenen Terminkalenders. Täglich außer sonntags macht er Sport. Das Plus an Zeit kommt vor allem seinen Enkeln zu Gute, um die er sich an zwei Tagen in der Woche kümmert: "Ich bin ein sehr aktiver Opa", sagt er nicht ohne Stolz. Seit wenigen Tagen ist er vierfacher Großvater. Im Sommer fahren Nikolaus und Anne Schneider mit Kindern und Enkeln für drei Wochen nach Föhr.

Sterbehilfe: Schneiders haben unterschiedliche Meinung

Der Theologe kann nun frei entscheiden, zu welcher Predigt er zusagt, wo er einen Vortrag hält und wem er ein Interview gibt. Das Thema Leben und Sterben beschäftigt die Schneiders auch weiter öffentlich, etwa beim Kirchentag in Stuttgart. Die unterschiedlichen Positionen des Ehepaars zur Sterbehilfe hatten im vergangenen Jahr für Aufmerksamkeit gesorgt. Anne Schneider ist weiterhin überzeugt, dass sie den Zeitpunkt ihres Todes selbst bestimmen will. Ihr Mann sieht das anders.

Der Ruheständler verfolgt mit Interesse die Debatte um eine gesetzliche Regelung: "Es ist gut, dass der Bundestag sich so viel Zeit nimmt." Von den vier Gruppenanträgen gilt seine Sympathie dem Entwurf von Michael Brand (CDU) und Kerstin Griese (SPD), die die geschäftsmäßige Sterbehilfe unter Strafe stellen wollen. Und Nikolaus Schneider wird weiterhin um seine Meinung gefragt: "Wir fühlen uns wohl darin, noch Teil dieser Diskussion zu sein."

Ob das Paar in der Hauptstadt bleibt, ist noch nicht entschieden. Die Mietzeit für die großzügige Altbauwohnung am Rathaus Schöneberg läuft aus – und die Schneiders überlegen, ob sie in Berlin bleiben oder wieder zurück ins Rheinland gehen – nach Duisburg zu den alten Freunden.

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