Chef des Migrations-Bundesamts will mit Kirchen sprechen
21. Oktober 2014
Wunsiedel/Hamburg. Kommt jetzt der Dialog in Sachen Kirchenasyl? Der Leiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge hatte die Kirchen scharf kritisiert. Jetzt sucht er das Gespräch.
Nach seinen umstrittenen Äußerungen zum Kirchenasyl sucht der Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, Manfred Schmidt, das Gespräch mit den Kirchen. "Wir werden uns mit den Kirchen und den Landesbischöfen zusammensetzen und grundsätzlich darüber diskutieren", sagte er. Bei diesem Austausch solle "vernünftig und ordentlich im Sinne aller Beteiligten" mit dem Thema umgegangen werden. Es gehe nicht um zwei Lager, in denen die einen dafür und die anderen dagegen seien.
Schmidt hatte die Kirchen in der vergangenen Woche wegen der steigenden Kirchenasylzahlen kritisiert. Vielfach gehe es nicht mehr um den Einzelfall, sondern um eine abstrakte Infragestellung des Dublin-Verfahrens. Laut Dublin-Verordnung müssen Flüchtlinge in jenem EU-Land, über das sie nach Europa kommen, Asyl beantragen. Er frage sich, ob die Kirchen noch sorgsam mit dem Instrument Kirchenasyl umgingen, so der Chef des Bundesamtes. Die Ökumenische Arbeitsgemeinschaft "Asyl in der Kirche" und weitere Fachleute wiesen die Kritik zurück und erklärten sich zu Gesprächen bereit.
Bundesweite mehr als 300 Personen im Kirchenasyl
Schmidt kritisierte abermals die sogenannten Vorratsbeschlüsse vieler Kirchengemeinden. Seinen Angaben zufolge gibt es allein in Bayern etwa 1.000 Gemeinden, die sich grundsätzlich zur Gewährung eines Kirchenasyls bereiterklärt haben, ohne dass bereits ein konkreter Fall vorläge.
Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft gibt es in Deutschland zurzeit 181 Kirchenasyle mit mindestens 338 Personen. Die Zahl war in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, die Hamburger Flüchtlingspastorin Dietlind Jochims, hatte dem epd gesagt, immer mehr Menschen in Deutschland nähmen die Not von Flüchtlingen wahr und engagierten sich. Die Kirchen spielten dabei eine wichtige Rolle. Zu den Vorratsbeschlüssen sagte sie: "Wir begrüßen eine solche grundsätzliche Bereitschaft zu Mitmenschlichkeit und christlichem Handeln ausdrücklich."
Was hinter Kirchenasyl steckt
Beim Kirchenasyl handelt es sich um eine zeitlich befristete Aufnahme von Flüchtlingen ohne legalen Aufenthaltsstatus. Das erste Kirchenasyl in Deutschland gab es 1983. Die Fälle beruhen auf einer stillen Übereinkunft zwischen Kirche und Staat. Beide Seiten fühlen sich in der Regel daran gebunden. Doch sind auch Fälle bekannt, in denen die Polizei das Kirchenasyl beendet hat.