Neuer EKD-Chef im Porträt

Der Bischof, der sich einmischen will

Konzentrierter Blick: Heinrich Bedford-Strohm bei einem epd-Gespräch nach seiner Wahl
Konzentrierter Blick: Heinrich Bedford-Strohm bei einem epd-Gespräch nach seiner Wahl© epd

11. November 2014 von Achim Schmid und Rainer Clos

Dresden. Der bayerische Landesbischof Bedford-Strohm ist das neue Gesicht der Evangelischen Kirche in Deutschland. Friedensethik, Gerechtigkeit und Klimaschutz sind Themen, bei denen er eine Einmischung der Kirchen für geboten hält. Wer ist der Mann, der jetzt 23 Millionen deutsche Protestanten führt?

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx gab vor wenigen Tagen zu Protokoll: Er werde keine Tränen der Verzweiflung vergießen, wenn sein evangelischer Amtsbruder, Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (54), zum Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt werde. Und falls dies nicht klappen sollte, könnte er das Amt des obersten Protestanten auch noch übernehmen, bot der Kardinal launig in seinem Grußwort in Dresden dem evangelischen Kirchenparlament an.

Doch diese Bürde wollten ihm die Protestanten nun doch nicht auch noch aufladen: Mit satter Mehrheit heben Synode und Kirchenkonferenz Bedford-Strohm auf den Schild - zunächst für die verbleibende Amtszeit von einem Jahr, Wiederwahl im November 2015 nicht ausgeschlossen.

Was mit dem Ratsvorsitz auf ihn zukommt, weiß der ausgebildete Sozialethiker. Dass seine Aufgaben eine politische Dimension haben werden, steht für Bedford-Strohm außerfrage. Aber politische Wortmeldungen sollten aus geistlicher Motivation heraus kommen, sachgerecht sein und dürften sich nicht in Politisieren oder "Tageskommentaren" erschöpfen, zieht der ehemalige Professor für Öffentliche Theologie eine klare Grenze.

Er reiste zu den Christen in den Norden des Iraks

Friedensethik, soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz sind Themen, bei denen Bedford-Strohm die öffentliche Kirche gefordert sieht, ohne dabei bevormundend zu sein. Im September besuchte er den Nordirak, um sich von der Lage der Christen ein Bild zu machen. Mit diesen Eindrücken prägte er die friedensethische Meinungsbildung in der evangelische Kirche zum Irak-Konflikt maßgeblich mit.

Einen Monat später reiste er nach Israel und Palästina, um nach dem Gaza-Krieg aus erster Hand zu erfahren, welche neuen Lösungswege sich in diesem verhärteten Konflikt bieten könnten. Für das 500. Reformationsjubiläum in drei Jahren wünscht sich der neue Ratsvorsitzende ein Christusfest mit einem weiten ökumenischen und internationalen Horizont. Diese ökumenische Chance sollte nicht vertan - und die Aufbrüche im deutschen Protestantismus weitergeführt werden.

Steile Karriere in der Kirche

Bedford-Strohm kann auf eine steile Karriere zurückblicken. Seit drei Jahren ist er bayerischer Landesbischof und sorgt seither für frischen Wind. Seine vornehmliche Aufgabe sei es, so kündigte er nach der Bischofswahl an, etwas von der Kraft des christlichen Glaubens auszustrahlen und zu orientieren. Ein Bischof sollte der Kirche, aber auch der Gesellschaft ins Gewissen reden. Das tut er seither auf freundliche Art und Weise mit Einfühlungsvermögen und Klugheit.

Auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern sieht sich mit steigenden Austrittszahlen konfrontiert. Doch Bedford-Strohm empfiehlt, angesichts dieser Abwendung nicht kleinmütig zu sein. In der heutigen individualisierten Zeit sei es umso höher zu bewerten, "dass rund 50 Millionen Menschen in Deutschland sich aus Freiheit nach wie vor entscheiden, Mitglied in der Kirche zu sein".

Bedford-Strohm wurde 1960 in Memmingen geboren und studierte evangelische Theologie in Erlangen, Heidelberg und im US-amerikanischen Berkeley. In den USA lernte er auch seine Ehefrau Deborah, eine Psychotherapeutin, kennen.

Als Gastprofessor in New York

Nach seinem Vikariat im baden-württembergischen Heddesheim ging Bedford-Strohm als Gastprofessor an das Union Theological Seminary nach New York. Von 1989 bis 1992 war er Assistent am Heidelberger Lehrstuhl von Wolfgang Huber, dem späteren EKD-Ratsvorsitzenden. Bedford-Strohm habilitierte 1998 über das Thema "Gemeinschaft aus kommunikativer Freiheit. Sozialer Zusammenhalt in der modernen Gesellschaft. Ein theologischer Beitrag".

Es folgten einige Jahre als Pfarrer der Stadtkirche St. Moriz in Coburg. Nach einer Vertretung an der Universität Gießen bekam er 2004 eine Professur an der Universität Bamberg. Ausgleich und Entspannung findet er im Gottesdienst oder beim Meditieren biblischer Texte, die er auch auf seinem Smartphone liest. Wichtig sind ihm die Musik und die Natur und als "Regenerationsquelle" vor allem seine Familie mit den drei Söhnen.

Wie kaum ein anderer leitender Geistlicher im deutschen Protestantismus ist Bedford-Strohm in den sozialen Netzwerken präsent. Wenige Tage nach seiner Amtseinführung in Bayern legte sich Bedford-Strohm ein <link http: www.facebook.com _blank link-extern>eigenes Facebook-Profil zu. "Ich nehme auch selbst viel mit von der Seite: Ich schreibe mir auf, was an Impulsen und Kommentaren kommt", sagt er. Seine Seite werde "intensiv" wahrgenommen. 3.000 Fans zeugen davon.

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