Für sein kleines Dorf baut „Bauer Korl“ eine eigene Kirche
28. August 2015
Brüel. In einem kleinen Dorf in Mecklenburg wird momentan eine Kirche gebaut – in Eigenregie eines Dorfbewohners. Jörg Klingohr, bekannt als Comedian „Bauer Korl“, möchte einen Ort der Besinnung schaffen. Dabei ist er gar kein Kirchenmitglied.
"Ich finde, in jedes Dorf gehört eine Kirche", sagt Bauernhofhotel-Inhaber Jörg Klingohr. Und weil es in seinem mecklenburgischen 120-Einwohner-Dorf Golchen bei Schwerin keine Kirche gibt, baut der 49-Jährige neben seinem Hotel privat selbst eine kleine Kapelle für Besinnung und Einkehr. Bereits am 31. Januar 2012 war Grundsteinlegung. Inzwischen steht der Rohbau. In der nächsten Woche soll die Dacheindeckung mit 9.000 alten Biberschwänzen beginnen.
Er sei "von Herzen Dachdecker", sagt der studierte Psychologe. "Mir macht beim Dachdecken so schnell keiner was vor." Schon als Jugendlicher habe er sich damit Geld dazu verdient. Überhaupt ist der in Brüel aufgewachsene Klingohr ein Mann mit vielen Talenten. Als unbeholfener "Bauer Korl" macht er Stand up-Comedy und hat bundesweit bis zu 400 Auftritte im Jahr. Außerdem ist "Bauer Korl" regelmäßig im regionalen Fernsehen und Radio präsent. Ein bis zwei Tage pro Woche arbeitet Klingohr in seinem wirtschaftspsychologischen Privatinstitut und coacht dort unter anderem Führungskräfte.
Gang zurückschalten – in der Kirche
Außerdem hält er viele Hochzeits- und Beerdigungsreden und begleitet trauernde Menschen. Ein Psychologe sei nicht selten "ein weltlicher Seelsorger" für diejenigen, die zur Kirche eine Distanz empfinden, sagt Ehefrau Christine (48). Während die gelernte Erzieherin einen kirchlichen Hintergrund hat und konfirmiert wurde, sagt Jörg Klingohr von sich selbst, er sei "im Sozialismus geprägt und ohne Kirche groß geworden". Er stehe der Kirche zwar aufgeschlossen gegenüber, wolle seinen Weg aber weiter gehen. "Und das bedarf keiner Taufe mehr."
Offensichtlich ist dies jedoch für ihn kein Hindernis, einen Ort "für besinnliche Momente mit Tiefgang" auf seinem Bauernhof in Golchen zu schaffen. Etwas über seine Motivation verrät ein Schild an seiner Kirche: "Das Leben ist nicht nur strebender Vorwärtsgang. Unser Leben ist auch Besinnung. Man darf auch inne halten. Dieser Gang zurück braucht einen Ort." Er selbst zünde gern Kerzen in einer Kirche an, wenn er irgendwo unterwegs ist, sagt Jörg Klingohr über sich.
Etwa 100 Quadratmeter groß ist der rechteckige Kirchenbau. Dass die kleine Kapelle auch dreieinhalb Jahre nach der Grundsteinlegung noch nicht fertiggestellt ist, stört das Ehepaar nicht. "Wir sind nicht neureich", sagt Christine Klingohr. Deshalb wird uneigennützige Hilfe von außerhalb gern gesehen. So errichtete ein Zimmermann aus Berlin, der im Bauernhof-Hotel Urlaub machte, den Dachstuhl der Kapelle, Radiomoderatoren halfen beim Mauern, und ein Bauer aus einem Nachbardorf schenkte ihnen eine alte Tür.
Einweihung 2016? Vielleicht!
Eisenfenster von den abgerissenen Schweineställen sollen zu Kirchenfenstern umfunktioniert werden. In der hofeigenen Tischlerei entstehen Altar, Kreuz und Sitzplätze für 70 Personen. Bislang nicht fündig wurde "Bauer Korl" bei seiner Suche nach einer gebrauchten Glocke.
Ein Einweihungstermin steht noch nicht fest. Jetzt wird erst mal das Dach eingedeckt. Über den Winter soll der Innenausbau folgen. Mit der Einweihung rechnen sie nicht vor 2016. Auf jeden Fall möchte das Ehepaar Klingohr eine kirchliche Einweihungsfeier und eine Vereinbarung mit der evangelischen Kirche. In der Bauernhof-Kapelle werde es wohl keine regelmäßigen Gottesdienste geben, sagt Jörg Klingohr. Denkbar seien aber Gottesdienste zu Erntedank oder Himmelfahrt und natürlich auch Taufen und kirchliche Trauungen. Für kommerzielle Veranstaltungen steht die Kapelle aber nicht zur Verfügung.