„Kirche als Gegenpol zur Einsamkeit“
21. April 2015
Hamburg. Martina Severin-Kaiser hatte ihre erste Pfarrstelle in der Steilshooper Martin-Luther-King-Gemeinde, sie betreute acht Jahre die deutschsprachige Gemeinde in Belgien und ist aktuell die Ökumenebeauftragte der Nordkirche. Zudem ist die 55-jährige Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Hamburg. Wir fassen die wichtigsten Aussagen aus ihrem Vortrag als Kandidatin für das Hauptpastorenamt in St. Petri zusammen.
Kirche in der Stadt solle „immer eine offene Kirche sein“, sagt Pastorin Martina Severin-Kaiser. Hamburg entwickle sich mehr und mehr zum Abbild der globalisierten Welt und vereine schillernde Gegensätze. Nicht nur das Christentum sei hier „unendlich vielfältig geworden“, sondern die verschiedensten Religionen und Weltanschauungen hätten in der Stadt ihren Platz, so die Ökumenebeauftragte der Nordkirche. Den Umgang damit müsse man lernen, denn noch sei es für Hamburg neu, „dass das Gotteslob in einem Kirchenraum hintereinander in evangelischer, syrisch-orthodoxer und typisch westafrikanisch-charismatischer Weise gefeiert wird“.
Severin-Kaiser plädiert dafür, in der City-Kirche die „ökumenische Gastfreundschaft groß zu schreiben“ – und dabei über die innerchristliche Ökumene hinauszugehen. Menschen unterschiedlicher Religionen, Menschen mit Migrationsgeschichte, Menschen aus unterschiedlichsten sozialen Milieus: Die Kirche müsse ihnen allen offenstehen. Und damit einen Gegenpol bilden zu den negativen Seiten einer Großstadt – etwa der „stadttypischen Einsamkeit“, die ein großstädtischer Moloch produziere. „Tränen und Schmerzensgeschichten“ sollten bei gut geschulten Menschen Gehör finden, sagt die Pastorin.
Sie verortet die Großstadt Hamburg zwischen zwei biblischen Städten: der „anonymen Massenstadt“ Babel und dem himmlischen Jerusalem. Die City-Kirche als Ruhepol und als Raum, der „einfach da und offen ist“ für alle, kann nach Severin-Kaiser ein „Vorgeschmack auf die himmlische Stadt“ Jerusalem sein. Jenseits von „anderen Räumen der Stadt, ihrer Suggestion, den grellen Farben und ihrer Hektik“.