Die Trauerkultur im Wandel

Von der Bergbestattung bis zum QR-Code-Grabstein

Steinmetz Andreas Rosenkranz stellt Grabsteine mit sogenannten QR-Codes für Smartphones her.
Steinmetz Andreas Rosenkranz stellt Grabsteine mit sogenannten QR-Codes für Smartphones her.© epd-bild / Guido Schiefer

18. Oktober 2012 von Simone Viere

Viele Menschen wünschen sich für ihre Bestattung etwas Besonderes. Vor allem das Internet trägt zur Individualisierung der Trauerkultur bei. Der Friedhof verliere seine Bedeutung als Trauerort, sagt der Hamburger Kulturwissenschaftler Norbert Fischer.

Anfang Oktober erregte die Beisetzung des Schauspielers Dirk Bach großes Medieninteresse: Die etwa 20 Geladenen sollen zusammen um den Sarg getanzt und dabei Popmusik gespielt haben. Das ist so ungewöhnlich nicht mehr. Bergbestattung in den Schweizer Alpen, auf hoher See im Atlantik oder von einem Heißluftballon aus bis hin zu Waldbestattungen - die Trauerkultur befindet sich im Wandel. Das betrifft auch die klassischen Friedhofsanlagen und Bestattungen. 

Individuelle Trauer - individuelles Grab

Schon lange seien das monumentale Familien- oder Einzelgrab in Reih und Glied nicht mehr das Maß der Dinge, sagt Norbert Fischer. Viele Angehörigen wollten ihre Trauer um einen Menschen individuell zum Ausdruck zu bringen. So wie der Mensch unverwechselbar gewesen ist, soll es auch das Grab sein: "Der klassische Friedhof hat das mit seinen sehr starren Vorschriften oft nicht gestattet", sagt Fischer.

Beschleunigt wurde der Trend zur Individualisierung der Trauerkultur durch das Internet. Dort gibt es elektronische Kondolenzkarten, -bücher und Trauerblogs. Eine Marktlücke besonderer Art hat der Kölner Steinmetz Andreas Rosenkranz gefunden: Er stellt Grabsteine mit sogenannten QR-Codes für Smartphones her. Besucher können den Code mit ihrem Handy einscannen und landen dann etwa direkt auf der Facebook-Seite oder der privaten Website des Verstorbenen mit Fotos, Texten und seiner Lieblingsmusik. Heutzutage seien immer mehr Menschen mit Smartphones ausgestattet, und überall gebe es eine gute Netzanbindung. Seine Grabsteine seien daher "eine zeitgemäße Erweiterung des Angebots", findet Rosenkranz.

Die schwarz-weißen QR-Codes werden mit einem Sandstrahler in den Naturstein eingraviert, etwa 2.500 Euro kostet so ein Grabstein. Wer das zu teuer findet, kann sich auch für einen kleinen Sockelstein vor dem eigentlichen Grabstein entscheiden, der ist für etwa 300 Euro zu haben. Bislang haben sich vor allem die Angehörigen von Unfallopfern und anderen jung Verstorbenen für einen solchen Grabstein entschieden. Ältere Menschen trauten sich das noch nicht, meint der Künstler: "Die Generation, die diese Technik nutzt, stirbt heute noch nicht."     

Trend geht weiterhin zur Urnenbestattung

Der allgemeine Trend geht allerdings ganz weg von der klassischen Erdbestattung mit großem Grabstein. Bevorzugt wird die Urnenbestattung: "Vor 20 Jahren waren etwa ein Drittel aller Beisetzungen Urnenbestattungen, heute ist es schon die Hälfte", sagt Alexander Helbach von Aeternitas, einer Verbraucherinitiative für die Bestattungskultur. Eine Urnenbestattung habe den Vorteil, dass meist keine aufwendige Grabpflege nötig sei. Auch die Bestattung selbst sei kostengünstiger.

Außerdem ist eine Einäscherung oft Voraussetzung für ausgefallenere Bestattungsarten: "Eine zwei Kilo schwere Urne lässt sich besser transportieren als ein schwerer Sarg", erläutert Helbach. Besonders gefragt sind Waldbestattungen. Dabei wird die Asche des Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt.

Themenbezogene Grabstätten - Friedhöfe reagieren auf individuelle Wünsche 

Viele Friedhöfe haben mittlerweile auf den Wunsch nach mehr Individualisierung reagiert und bieten eine Vielzahl von Bestattungsformen an. Beliebt sind etwa themenbezogene Grabstätten wie der "Garten der Frauen" in Hamburg-Ohlsdorf, der im Jahr 2000 "von Frauen für Frauen" angelegt wurde. Auf dem Flensburger Mühlenfriedhof kann man sich unter Engel-Figuren bestatten lassen. In Karlsruhe gibt es ein Landschaftsgräberfeld mit Bäumen, Stauden und einem Bachlauf, außerdem einen "Lebensgarten" mit einem symbolischen Trauerweg. Seit ein paar Jahren werden auch Baumbestattungen angeboten.

Grab mit Blick auf Fußballstadion - Gemeinschaftsgräber im Kommen

Und unter anderem in Hamburg-Altona gibt es sogar einen Friedhof für Fußballfans - mit Blick auf die Westtribüne des HSV-Stadions. Denkbar sei so etwas in Zukunft auch für Kegelclubs oder Skatvereine, meint Fischer: "Gemeinschaftsgräber sind stark im Kommen."

Andreas Rosenkranz ist davon überzeugt, dass es dank modernster Technik in Zukunft noch viel ungewöhnlichere Entwicklungen auf den Friedhöfen geben wird: "Schließlich treten jetzt schon Tote bei Konzerten auf." Tatsächlich war der 1996 erschossene Rapper Tupac im vergangenen April bei einem kalifornischen Musikfestival aufgetreten - als Hologramm, auf die Bühne projiziert.

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