Wie Pastor Knuth und seine Familie in der Südsee lebten
30. September 2014
Hamburg. Es war ein Abenteuer der besonderen Art: Dreieinhalb Jahre lang lebte Pastor Dr. Anton Knuth mit seiner Familie auf den Fidschi-Inseln. Dort lehrte der Hamburger Theologie und war beeindruckt davon, wie der christliche Glauben in der Südsee gelebt wird.
Vieles ist anders auf den Fidschi-Inseln. Das wissen Pastor Anton Knuth und seine Familie jetzt ganz genau. Dreieinhalb Jahre lang haben sie auf der Inselgruppe im Pazifik gelebt und mussten sich zum Beispiel daran gewöhnen, wie Weihnachten gefeiert wird – nämlich bei tropischen Temperaturen.Ende November wird es auf der Südhalbkugel richtig heiß, die Kinder gehen in die großen Ferien und von besinnlicher, dunkler Adventszeit ist weit und breit nichts zu spüren. Nur einen Hauch deutscher Weihnacht haben die Knuths dann doch für sich gerettet: In ihrer Wohnung auf den Fidschis stand ein Weihnachtsbaum.
Für Anton Knuth, einen Neffen des Schleswiger Alt-Bischofs Hans-Christian Knuth, sind lange Aufenthalte im Ausland nichts Neues. Schon als Kind lebte er mit seinen Eltern mehrere Jahre in Tansania, als Student reiste er nach Indien und Hong Kong. „Der Reise-Virus ist mir in die Wiege gelegt“, erzählt Knuth. Und offenbar hat er damit seine Familie angesteckt, die das Abenteuer Südsee mitmachten. Frido (6) und Johannes (4) gingen dort in den Kindergarten, Ehefrau Andrea arbeitete im Vorstand der Einrichtung. Pastor Knuth arbeitete als Dozent im Pacific Theological College, bildete Pastoren und Dozenten aus.
Gottesdienste in der Südsee sind ziemlich altmodisch
Überhaupt spielt das Thema Religion auf den Fidschi-Inseln eine große Rolle. Etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind Christen und leben ihren Glauben sehr intensiv, berichtet Knuth. Vom Parkplatzwächter bis zur Verkäuferin – wenn sich im Job eine freie Minute ergibt, schauen sie sofort in die Bibel. Auch Gebete gehörten viel mehr zum Alltag als hierzulande, sonntags geht es gleich zweimal zum Gottesdienst. Für einen Pastor sei das „sehr bereichernd“, sagt Knuth. Nur an die Gottesdienste habe er sich gewöhnen müssen. Sie seien altmodisch gewesen und getragen von der unterwürfigen Ehrfurcht vor Gott. Eine Orgel fehlt meistens, gesungen wird a-cappella.
Vieles ist anders auf den Fidschi-Inseln, auch das Klima. Es dauerte seine Zeit, bis sich die Knuths an die hohe Luftfeuchtigkeit gewöhnt hatten. „Manchmal kam man sich vor wie im Dampfbad“, sagt Knuth. Das hinterlässt Spuren, zum Beispiel bei der Kleiderwahl. Auf vielen Fotos von den Fidschi-Inseln lächeln Knuth und sein Familie in Hawaii-Hemden in die Kamera, die dort übrigens „Bula-Shirts“ heißen.
Pünktlichkeit ist nicht angesagt auf den Fidschis
Ganz anders ist bei den Einheimischen auch das Verständnis von Zeit. Von deutscher Pünktlichkeit hat dort noch niemand etwas gehört. Das musste auch Knuth akzeptieren und begann seine Seminare, „wenn alle da waren“. Nicht daran gewöhnt haben sich die Knuths, dass es in ihrer zweiten Heimat kein Brot gab. „Das Schwarzbrot haben wir sehr vermisst“, sagt Knuth.
Doch nicht nur aus Mangel an Schwarzbrot entschieden sie sich, nach Deutschland zurückzukehren. Schließlich waren die Kinder inzwischen so alt, dass sie bald in die Schule kommen – ein guter Zeitpunkt, in die alte Heimat zu kommen, befanden die Eltern. Und so suchte sich Anton Knuth eine Stelle als Gemeindepastor und hat sein Amt in Hamburg-Rissen inzwischen angetreten.
Die Fidschi-Inseln verließ die Familie mit gemischten Gefühlen. So waren die Kinder erst traurig, dass sie ihre Freunde verlassen mussten. Dann aber freuten sie sich, in Deutschland endlich Schnee zu sehen – zum ersten Mal in ihrem Leben. Doch als die Familie im Juni in Hamburg aus dem Flugzeug stieg, musste der Vater seine Söhne enttäuschen. Bis zum Schnee, sagte er, würde es wohl noch etwas dauern.