100 Jahre Stadtpark: Chefgärtnerin sorgte für Schönheitskur
02. Juli 2014
Hamburg. Wenn die Sonne scheint, kommen schon mal 200.000 Gäste zu ihr. Überraschend ist das nicht, denn Marieke Schulz-Gerlach (36) ist die Chef-Gärtnerin des Hamburger Stadtparks und somit Gastgeberin für alle Besucher, die bei gutem Wetter regelrecht in den Park stürmen - für einen Spaziergang genauso wie für eine Partie Boccia oder das obligatorische Grillen auf der großen Festwiese.
Momentan ist der Andrang sogar noch größer als sonst, denn der Park wird einhundert Jahre alt. Das Jubiläum wird mit vielen Veranstaltungen gefeiert. Höhepunkt ist ein Fest an diesem Wochenende (5./6. Juli), für das sogar die Otto-Wels-Straße gesperrt wird, die quer durch den Park führt. Dort werden Buden aufgebaut, auf einer Bühne treten Schulbands auf, am Sonntag (6. Juli, 11 Uhr) gibt es einen Open-Air-Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst geht in einer Prozession zum Stadtparksee, in dem dann getauft wird. Richtig zu Ende gehen die Feiern erst im Dezember mit einer Lesung im Forsthaus.
Gottesdienst mit Taufen im Stadtparksee
Doch wie das mit Hundertjährigen so ist: Das Alter hinterlässt seine Spuren. Deshalb durften Marieke Schulz-Gerlach und ihre Kollegen dem Park zum Geburtstag eine Schönheitskur verpassen. Die Stadt zeigte sich spendabel und machte insgesamt drei Millionen Euro locker. Allein die Hälfte des Gelds floss in die Neugestaltung des großen Spielplatzes und des Planschbeckens, das bei Familien mit Kindern sehr beliebt ist. Außerdem wurden neue Bänke aufgestellt, Wege verschönert und Blumen gepflanzt.
"Wir haben wegen des Jubiläums deutlich mehr Arbeit als sonst", sagt die Chef-Gärtnerin. Sie muss zum Beispiel die Fremdfirmen koordinieren, die den Park zum Geburtstag hübsch machen. Aber auch ohne Jubiläen hat Marieke Schulz-Gerlach viel zu tun. Sie legt fest, was im Park gemacht werden soll und beaufsichtigt die Arbeiten. Oft setzt sie sich dafür in ihren kleinen, orangenen Transporter, kurvt durch den Stadtpark und greift auch manchmal selbst zur Gartenschere. Ihr Job findet aber nicht nur im Grünen statt: Etwa 30 Prozent, sagt sie, sei Arbeit am Schreibtisch.
Der grüne Daumen liegt Marieke Schulz-Gerlach sozusagen in den Genen
Wie kommt man als junge Frau auf die Idee, sich der Gartenarbeit im großen Stil zu widmen? Die Antwort ist einfach: Der grüne Daumen liegt ihr sozusagen in den Genen. Der Großvater von Marieke Schulz-Gerlach war Professor für Gartenbau, und die Enkelin lernte viel von ihm. Deshalb machte sie nach dem Abitur im niedersächsischen Hameln erst einmal eine Lehre zur Gärtnerin und studierte anschließend Landschaftsbau in Osnabrück.
Nach mehreren Stationen hörte sie, dass der Hamburger Stadtpark einen neuen Chef suchte. Sie bewarb sich und war nach einem Vorstellungsgespräch die neue Revierleiterin Mitte des Bezirksamts Hamburg Nord. Seitdem ist Marieke Schulz-Gerlach nicht nur für den Stadtpark zuständig, sondern für alle Grünanlagen in den Stadtteilen Winterhude und Eppendorf.
Zwei Jahre macht sie den Job nun schon, aber einen Lieblingsplatz im Stadtpark hat sie noch nicht: "Ich entdecke immer wieder Neues", sagt sie. Immerhin ist der Stadtpark mit einer Gesamtfläche von knapp 150 Hektar fast so groß wie die Außenalster. Nur eines weiß sie sicher: Am schönsten ist der Park an einem warmen Tag im September. Abends strahlt dann die Sonne in ganz besonderen Farben.