2. Juni 2016 | Kapelle im Jugendpfarramt Koppelsberg

„25 Jahre FÖJ – ein Grund zum Danken und Feiern“

02. Juni 2016 von Gothart Magaard

25 Jahre Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) Schleswig Holstein

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch! Amen

Liebe Festgemeinde,

es ist mir eine große Freude, heute hier mit Ihnen zusammen diesen Gottesdienst zu feiern. Es ist ein großartiger Anlass, zu dem wir uns versammelt haben: 25 Jahre Freiwilliges Ökologisches Jahr in Schleswig-Holstein. So sind Menschen aus allen Zeiten heute hier: Pioniere, die das FÖJ mitbegründet haben, Helden aus verschiedenen Jahrgängen und die diejenigen, die heute Verantwortung übernehmen: Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Vertreter und Vertreterinnen der Einsatzstellen und diejenigen, die hauptamtlich das FÖJ organisieren. Sowie Wegbegleiter aus den Institutionen, aus Politik, Gesellschaft und Nordkirche.

Wir haben allen Grund für diese Erfolgsgeschichte dankbar zu sein. Dankbar sind wir Ihnen, den jungen Erwachsenen, dafür, dass Sie sich für die Teilnahme am FÖJ in den vergangenen 25 Jahren entschieden haben. Sie engagieren sich für unsere Gesellschaft, engagieren sich für den Schutz der Umwelt durch Ihre Mitarbeit in den unterschiedlichsten Einsatzstellen und entwickeln eigenständige Projekte. Immer wieder sind mir in den letzten Jahren Freiwillige im ganzen Land begegnet.

Als Schirmherr des Freiwilligen Ökologischen Jahres danke ich Ihnen für ihre Bereitschaft, für ein Jahr Ihre Neugier, Ihr Interesse, Ihre Kreativität und Ihre Arbeitskraft für den aktiven und nachhaltigen Schutz unserer Erde, der Schöpfung Gottes, einzubringen.

Bildungsprozesse, Entwicklung und Engagement brauchen Faktenwissen über Zusammenhänge – z.B. über die Ökosysteme –, aber auch Erfahrungen und Erlebnisse. Ich selber habe in den vergangenen Jahren das Wattenmeer neu entdeckt. Bei einer Wattwanderung unterwegs unter dem weiten Himmel, der weite Blick zu Halligen, Inseln. Vögel und manchmal Zugvögel in der Luft. Und dann zeigt der Wattführer mit Hilfe eines Spatens, wieviel Leben im Watt verborgen ist. Mir ging ein Psalmwort durch den Sinn: Du, Gott, stellst meine Füße auf weiten Raum. Und ich bin dankbar für diese Erfahrungen.

Im Psalm 8, den wir gerade gesprochen haben, höre ich einen überwältigten Menschen: „Ich bestaune den Himmel, das Werk deiner Hände, den Mond und all die Sterne, die du geschaffen hast.“ (Psalm 8,4)

So muss es der Beterin, dem Beter ergangen sein: das Staunen über Gottes Werk, den Himmel, den Mond, die Sterne, alles ist wohl geordnet. So habe ich auch schon Astronomen heute sprechen gehört. Dieses Staunen mündet in die Dankbarkeit, und das Lob: „HERR, unser Herrscher! Groß ist dein Ruhm auf der ganzen Erde! Deine Hoheit reicht höher als der Himmel.“ (Psalm 8,2)

Und im gleichen Atemzug wird der Beter bescheiden, tritt einen Schritt zurück: „Wie klein ist da der Mensch, wie gering und unbedeutend! Und doch gibst du dich mit ihm ab und kümmerst dich um ihn!“ (Psalm 8,5) Gott denkt an uns, hat jede Einzelne, jeden Einzelnen liebevoll im Blick. Angesichts der ungeheuren Weite des Kosmos, angesichts der Lichtjahre des Weltalls bekommen wir als Einzelne eine unerwartete Aufmerksamkeit.

Die Bibel spricht hier von dem besonderen Auftrag, den der Mensch in der Schöpfung Gottes zugesprochen bekommt: „Ja, du Gott, hast dem Menschen Macht und Würde verliehen; es fehlt nicht viel und er wäre wie du. Du hast ihn zum Herrscher gemacht über deine Geschöpfe, alles hast du ihm unterstellt: die Schafe, Ziegen und Rinder, die Wildtiere in Feld und Wald, die Vögel in der Luft und die Fische im Wasser, die kleinen und die großen, alles, was die Meere durchzieht.“ (Psalm 8,6-9)

An dieser Stelle halte ich inne: Wenn vom „Herrschen“ über die Geschöpfe die Rede ist, dann ist die Ausbeutung nicht weit. Wenn das „Herrschen“ als Gottes Auftrag zitiert wird, dann bekommt solche Ausbeutung auch noch höchste Weihen. Und als Kirche müssen wir uns selbstkritisch fragen, wann wir durch unsere Auslegung und Predigt zu einem solchen Verstehen beigetragen haben, das die Umwelt als Ware betrachtet, Tiere und Pflanzen als Dinge und Geschäftsmodelle.

Diese Lesart biblischer Schöpfungstexte gilt es zu korrigieren. Ein alttestamentlicher Theologe, Erich Zenger, übersetzt den entscheidenden Vers in unserem Psalm anders. Bei ihm heißt es: „Du, Gott, setztest ihn als König ein über die Werke deiner Hände.“ Damit bekommt der Text für mich einen anderen Klang. Wenn ich das Wort „Herrscher“ höre, ist der Weg in meinem Verstehen nicht weit zu einem selbstherrlichen Usurpator.

Biblisch ist aber ein gerechter König gemeint. Es geht um die Königsherrschaft Gottes, die sich hier auf Erden abbilden soll. Und der Text geht sogar noch einen Schritt weiter. Das Herrschen dieses gerechten Königs wird demokratisiert. Es geht nicht um einen einzelnen König an der Spitze eines Reiches, es geht um das königliche Handeln jeder Einzelnen und jedes Einzelnen, um den Menschen schlechthin.

Kunstvoll wird der Wirkungskreis dieses königlichen und gerechten Handelns entfaltet: Beginnend im Nahbereich mit den Schafen, Ziegen und Rindern, folgen die „wilden“ Tiere in Wald, Feld und Flur; dann die Vögel unter dem Himmel und schließlich die Fische im Meer. Erde, Himmel und Meer, alle Dimensionen des damaligen Weltbildes umfasst die königliche Herrschaft des Menschen. Die Aufzählung endet unscheinbar mit der Nennung von „(allem,) was die Meere durchzieht.“

Dahinter verbirgt sich im Hebräischen aber die Vorstellung „großer furchterregender See- und Meeresungeheuer, die im Mythos die chaotischen Mächte des Bösen und des Todes … repräsentieren“. Gerade dieser letzte durch die gängigen Übersetzungen unsichtbar gemachte Aspekt der zerstörerischen Naturgewalten ist mir wichtig, um heute und hier nicht einfach eine romantische Naturpredigt zu halten. In biblischen Zeiten war es vermutlich ein Gefühl des Ausgeliefertseins gegenüber den Naturgewalten; heutzutage ist es eher das Erschrecken über von uns Menschen selbst herbeigeführte katastrophale Entwicklungen wie z. B. die Klimaerwärmung.

Und damit sind wir schnell bei vielen aktuellen Fragen: dem Klimawandel weltweit und verheerenden Folgen heute, die heute schon Millionen von Menschen in die Flucht treiben, der ungezügelte Ressourcenverbrauch, die bedrohte Artenvielfalt….

Die Bibel beginnt mit dem königlichen Auftrag des Menschen in der Schöpfungsgeschichte. Auch dort ist vom „Herrschen“ des Menschen die Rede (1. Mose 1,28); auch dort ist es nötig, dass wir damit ein königliches und nachhaltiges Handeln verbinden.

Genau das kann eine Folge eines Freiwilligen Ökologischen Jahres für ein ganzes Leben sein, dass junge Menschen ihren Auftrag im Haus dieser Welt finden. So wie es ein Absolvent in der Broschüre zum 20-jährigen Jubiläum des FÖJ beschrieben hat. Er antwortete auf die Frage „Was ist für dich das FÖJ?“ folgendermaßen: „Es ist eine Erweiterung des Wissens, was los ist in der Welt, wie alles zusammenhängt, was man macht. […] Die Leute wissen nicht was sie wollen, kommen unsicher von zuhause […] – man wird selbstbewusster und weiß danach besser, welchen Platz man in der Welt hat.“

Mit Ihrem Einsatz im Freiwilligen Ökologischen Jahr sind Sie das beste Beispiel für das, was die Bibel mit dem königlichen Auftrag des Menschen gemeint hat. Wir drücken dies heute mit anderen Bildern und Worten aus. Wir sprechen davon, Verantwortung zu übernehmen: Verantwortung für die nachhaltige Zukunft unserer Erde, in den Worten des Glaubens für Gottes gute Schöpfung. Mit der Teilnahme am FÖJ machen Sie deutlich, dass Ihnen dies am Herzen liegt und Sie genau daran Freude haben.

„HERR, unser Herrscher, groß ist dein Ruhm auf der ganzen Erde!“ (Psalm 8,10) Begonnen habe ich mit dem Lobe Gottes, am Ende möchte ich auch damit schließen. Dieses Lob Gottes führt mich noch einmal zum Dank.

Ich danke dem Land Schleswig-Holstein, dass es erneut für drei Jahre den finanziellen Rahmen des FÖJ sichergestellt hat. Es ist wunderbar, dass so viele junge Leute dieses Jahr zum Lernen, Auseinandersetzung und Verstehen nutzen können. Sie sind wichtige Multiplikatoren für unsere Gesellschaft.

Deshalb möchte ich auch denjenigen danken, ohne die das FÖJ nicht wäre, was es ist: allen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier am Koppelsberg. Ich weiß, mit welchem Herzblut Sie für das FÖJ arbeiten, z. T. schon von der ersten Stunde an. Und das gilt genauso für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Geschäftsstelle des Trägers Wattenmeer in Husum.

25 Jahre Freiwilliges Ökologisches Jahr in Schleswig-Holstein. Wenn das nicht ein Grund zur Freude und Dankbarkeit ist!
Amen

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