Verabschiedung von Pastorin Brigitte Müller:

30 Jahre Einsatz für kirchliche Kindertagesstätten in Pommern

27. November 2013 von Annette Klinkhardt

Greifswald. 30 Jahre lang hat sie die Erziehung der Kinder in kirchlichen und diakonischen Kindertagesstätten in Pommern entscheidend mit geprägt, jetzt geht sie in den Ruhestand: Am heutigen Mittwoch (27. November) wurde Pastorin Brigitte Müller, Leiterin und Geschäftsführerin des Greifswalder Seminars für Kirchlichen Dienst (SKD), in einem feierlichen Gottesdienst verabschiedet.

„Mit ihrem großen Herz, ihrer ansteckenden Fröhlichkeit und ihrer direkten Berliner Art hat Pastorin Müller das SKD zu der anerkannten Ausbildungsstätte gemacht, die es heute ist“, sagte der Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit. Das Seminar, an dem derzeit 190 Schülerinnen und Schüler zwischen 16 und 46 Jahren ausgebildet werden, ist eine Einrichtung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche).

1950 in Berlin geboren, wechselte Brigitte Müller nach ihrem Theologiestudium in Greifswald 1976 in die damalige Evangelische Landeskirche Greifswald. Ab 1984 unterrichtete sie als Dozentin Bibel- und Gemeindekunde am Seminar für Kirchlichen Dienst. „Das damalige SKD ist mit dem heutigen nicht vergleichbar“, erzählt die Pastorin, „die angehenden Erzieherinnen damals waren alle christlich geprägt und kirchlich interessiert“. Das SKD war 1956 als Alternative zur staatlich verordneten atheistischen Pädagogik und Berufsausbildung entstanden: Zu diesem Zeitpunkt reglementierte die SED nahezu die gesamte Erziehung von der Kinderkrippe bis zur Hochschule. Die Kirche bot mit dem Seminar in Greifswald jungen Frauen Berufsausbildungen etwa zur Gemeinde- oder Kinderdiakonin an und gewann so qualifizierte Mitarbeiterinnen.  

Nach der Wende, 1991, wurde Brigitte Müller Referentin für die Kinder- und Jugendhilfe des Diakonischen Werks. 19 Jahre lang baute sie in dieser Funktion Kindertagesstätten auf, begleitete angehende Pädagoginnen und Pädagogen und entwickelte pädagogische und religionspädagogische Konzepte für die pommerschen Einrichtungen: Als sie anfing, gab es in ganz Pommern gerade mal fünf kirchliche Kindertagesstätten, bei ihrem Weggang im Jahr 2000 waren es bereits 16. Nebenbei war die Mutter von drei Kindern noch für Kinder- und Jugendheime und Projekte der Kinder- und Jugendarbeit zuständig. Ihr wichtigstes Anliegen bis heute: „Erziehung im christlichen Sinne bedeutet für mich, den Wert und die Würde der Kinder zu achten und ihnen Freiheit zuzubilligen. Es bedeutet auch die Fähigkeit, sich selbst und anderen vergeben zu können und Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen.“ Eine große Herausforderung in einer Region, in der Pädagogik über Jahrzehnte hinweg im Dienste der Eingliederung in die sozialistische Gesellschaft stand und Erzieherinnen häufig auf die Bedürfnisse eines einzelnen Kindes kaum eingehen konnten.

Im Zuge der Fusion der diakonischen Werke Pommerns und Mecklenburgs war Brigitte Müller für einige Jahre auch für die Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe in Mecklenburg zuständig – ein Vorgeschmack auf die Nordkirche. Als Mitglied einer Expertenkommission hat sie ihre Leitgedanken in die Bildungskonzeption des Landes Mecklenburg-Vorpommerns einfließen lassen. Auch die Reform des SKD trägt entscheidend ihre Handschrift. 2008 erhielt das Seminar eine reformpädagogische und religionspädagogische Ausrichtung. Reformpädagogik meint: Anstatt das Kind zu ‚formen‘ und ihm Wissen ‚einzutrichtern, denken die Erwachsenen konsequent vom Kind und seinen Anlagen und Bedürfnissen aus. Dieser Gedanke bestimmt auch die Ausbildung der Erzieherinnen und Erzieher des SKD: So strukturieren und gestalten sie die vierjährige Schulzeit selbstverantwortlich. Brigitte Müller: „Wenn wir den Ansatz der Selbstbestimmtheit in den Kindergärten umsetzen wollen, müssen das die Schülerinnen und Schüler selbst ausprobiert und erlebt haben.“ Dieses Konzept ist bundesweit nahezu einmalig.  

Besonders ist auch, dass an dieser kirchlichen Schule nicht einmal jeder vierte Schüler einer Kirche angehört. Brigitte Müller: „Darin liegt für uns auch eine große Chance: Bei uns lernen junge Leute den christlichen Glauben kennen, die bislang mit Kirche noch gar keine Berührungspunkte hatten.“ Religionspädagogik heißt für die Pastorin nicht, dass die angehenden Erzieherinnen und Erzieher lernen, Geschichten aus der Bibel vorzutragen. Sondern: „Ich erwarte von unseren Schülern Selbstreflexion. Dass sie sich Fragen stellen über den Sinn des Lebens und dass sie sich auf eine andere Sicht auf die Welt als den Atheismus einlassen.“ Schließlich würden ja auch die Kinder in den Einrichtungen Fragen stellen nach dem Woher und Wohin des Lebens und nach dem Tod. Mehr als drei Jahre lang stand die Pastorin zuletzt als Schulleiterin und Geschäftsführerin an der Spitze des SKD, 30 Jahre lang arbeitete sie im Bereich der kirchlichen Kindertagesstätten. Im Namen der Nordkirche dankte Bischof Abromeit ihr heute Vormittag für dieses langjährige Engagement: „Brigitte Müller hat einen großen Teil dazu beigetragen, dass das SKD heute fest verankert ist in unserer Bildungslandschaft und zur Qualität der Kitas unserer Region entscheidend beiträgt. Gerade heute, wo jedes Kind Anspruch auf einen Betreuungsplatz hat, ist es unsere Aufgabe als Christen, daran mitzuwirken, dass sich die Kinder in den Einrichtungen willkommen fühlen und wertgeschätzt werden.“ 

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