Flüchtlingsbeauftragte: "Humanitäre Katastrophe"

300 Flüchtlinge aus Libyen leben in Hamburg auf der Straße

"Wir wollen wie Menschen behandelt werden" - mit diesem Appell machten libysche Flüchtlinge in Hamburg auf ihre Lage aufmerksam.
"Wir wollen wie Menschen behandelt werden" - mit diesem Appell machten libysche Flüchtlinge in Hamburg auf ihre Lage aufmerksam.© Simone Viere

17. Mai 2013 von Simone Viere

Hamburg. "Wir wollen wie Menschen behandelt werden" - mit diesem Appell machten libysche Flüchtlinge am Freitag in Hamburg auf ihre Lage aufmerksam. Seit 15. April leben etwa 300 Menschen, die 2011 vor dem Krieg in Libyen flohen, in der Hansestadt auf der Straße. "Wir haben eine humanitäre Katastrophe mitten in unserer Stadt und keiner fühlt sich zuständig", sagte Fanny Dethloff, Menschenrechtsbeauftragte der Nordkirche. "Es macht sprachlos und wütend, sowas in einer reichen Stadt wie Hamburg zu erleben."

Vier Afrikaner haben sich stellvertretend für 300 libysche Flüchtlinge an die Öffentlichkeit gewandt. Mit Hilfe der Flüchtlingsorganisation "Karawane" schickten sie vor zwei Tagen eine Erklärung an die Bürgerschaftsfraktion.

Auf einer Pressekonferenz am Freitag schilderten sie ihre Situation: "Ich habe drei Jahre in Libyen gearbeitet", sagte Anane Kofi Mark, der ursprünglich aus Ghana stammt. "Als der Krieg ausbrach, wurden wir in Boote gesetzt und nach Italien gebracht." Dort habe er fast zwei Jahre in einem Flüchtlingscamp gelebt, bis dieses geschlossen wurde. "Man sagte uns: Fahrt nach Nordeuropa, da kann man euch helfen." Er kam in Hamburg im Winternotprogramm unter. Doch seit dieses beendet ist, hat er keine Bleibe mehr.

"Wir wollen arbeiten. Wir sind keine Kriminellen."

"Wir wollen nicht auf der Straße wohnen. Wir wollen arbeiten oder zur Schule gehen," sagte Affo Tchassei aus Togo. "Wir sind keine Kriminellen und wir wollen auch nicht kriminell werden."

Die Flüchtlinge haben eine dreimonatige Aufenthaltsgenehmigung für Schengen-Staaten von den italienischen Behörden bekommen. Arbeiten dürfen sie in Deutschland aber nicht, auch Anrecht auf Unterstützung oder Unterkunft haben sie nicht. Bisher gibt es keine Lösungsvorschläge der Stadt. Lediglich ein kostenloses Zugticket zur Rückreise nach Italien sei ihnen angeboten worden, berichten die Afrikaner.

Hilfe bleibt aus - "Europäische Staaten müssen gemeinsam Lösungen finden" 

"Es ist ein Problem, das die europäischen Staaten nur gemeinsam lösen können", sagte Ralf Lourenco von "Karawane". Bei Kriegsausbruch sei den Flüchtlingen von europäischen Politikern Hilfe zugesagt worden. "Doch die bleibt jetzt aus."

"Wir sind nicht freiwillig in Europa", sagte Anane Kofi Mark. "Wenn dort kein Krieg ausgebrochen wäre, wären wir auch nicht hier." Sie fühlten sich hilflos, da sie die europäischen Gesetze nicht kennen würden.

Erleichtert hörten die Männer Berichte von Fanny Dethloff über die Bemühungen der Kirche. "Die Bischöfe versuchen seit zwei Wochen eine Lösung zu finden, damit die Flüchtlinge zumindest ein Dach über dem Kopf haben."

Die Gemeinde der Erlöserkirche Borgfelde habe ihr Gemeindehaus als Treffpunkt und Essensausgaben angeboten. 300 Menschen könne eine Gemeinde aber nicht allein auffangen. "Es wäre schön, wenn möglichst viele Gemeinden überlegen würden, welche Möglichkeiten sie haben", sagte Dethloff. 

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