Trauerfeier

Abschied von Siegfried Lenz im Hamburger Michel

Der Schriftsteller Siegfried Lenz starb mit 88 Jahren. Das Foto zeigt ihn im Jahr 2009
Der Schriftsteller Siegfried Lenz starb mit 88 Jahren. Das Foto zeigt ihn im Jahr 2009© Doris Poklekowski / epd

28. Oktober 2014 von Timo Teggatz

Im Hamburger Michel haben etwa 200 Gäste Abschied genommen von Siegfried Lenz, unter ihnen viele Prominente aus Kultur, Politik und Kirche. Für Altkanzler Helmut Schmidt war der Schriftsteller „ohne erkennbare Schwächen“.

Helmut Schmidt hat seinen jahrzehntelangen Freund Siegfried Lenz als "Ombudsmann menschlichen Anstandes" bezeichnet. "Er war von großer Freundlichkeit und Bescheidenheit, ohne erkennbare Schwächen", sagte der Altkanzler bei der Trauerfeier für Siegfried Lenz in der voll besetzten Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. Hinter dem Schriftsteller sei ein Philosoph verborgen gewesen und dahinter ein "stringenter Moralist", sagte Schmidt. Gemeinsam sei ihnen gewesen, "keinen metaphysischen Trost zu erhoffen, der uns über die Vergänglichkeit hätte hinweghelfen können". Lenz war am 7. Oktober im Alter von 88 Jahren im Kreis seiner Familie in Hamburg gestorben.

Die Freundschaft zu "Siggi" habe ein halbes Jahrhundert gedauert, sagte Schmidt. Lenz sei ein "großartiger Geschichtenerzähler" gewesen. Mit seiner Vorstellungskraft und Fantasie habe er "ein ganzes Mosaik unserer Epoche" gezeichnet. Damit habe er "zum geistigen Wiederaufbau Deutschlands beigetragen" und "einen literarischen Schatz hinterlassen". Viele hundert Treffen hätten über die Jahrzehnte stattgefunden, und man habe miteinander "über Gott und die Welt" geplaudert, über Malerei, Literatur, Musik, die Religionen und die Politik.

"Ein Virtuose der Nachkriegsliteratur"

Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) nannte Lenz einen "Virtuosen der Nachkriegsliteratur". Die Stadt Hamburg sei stolz auf ihren Ehrenbürger. Die Werke von Siegfried Lenz zählten zu den herausragendsten der Bundesrepublik. Als politischer Schriftsteller sei Lenz ein Demokrat gewesen, "ein stets Suchender für das Bessere".

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) bezeichnete Lenz als einen "leisen, aber deutlich vernehmbaren Streiter". Er sei "ein großer Künstler gewesen, der stets den kleinen Leuten verbunden blieb". Mit seiner Sprache habe er die Landschaft Schleswig-Holsteins nachgebildet. "Weltliteratur braucht nicht die große Bühne", sagte Albig. Mit 30 Millionen Büchern in 35 Sprachen habe Lenz das nördliche Bundesland weltweit bekanntmacht, dessen Ehrenbürger er seit Dezember 2004 war.

An der Versöhnung zwischen Deutschen und Polen mitgewirkt

Michel-Hauptpastor Alexander Röder sagte in seiner Traueransprache, Lenz habe nach dem Zweiten Weltkrieg an der Versöhnung zwischen den Polen und den Deutschen mitgewirkt. Mit seinem literarischen Schaffen habe er Generationen beschenkt, zum Nachdenken und zum Suchen angeregt und zum Schmunzeln gebracht.

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