Am Start mit Gottes Segen: Christliche Läufer trainieren auf Fehmarn
03. Juli 2012
Fehmarn. Erst die Andacht, dann wird gelaufen. Rund 40 Läufer auf der Ostseeinsel Fehmarn trainieren jede Woche, um Pfunde zu verlieren und Glaubenserfahrung zu gewinnen. Damit es auch hilft, spendet der Inselpastor nach jeder Trainingsstunde den Segen. Von Stefan Döbler
Als Pastor Bertolt Kark-Carlson vor über zehn Jahr auf die Ostsee-Insel Fehmarn kam, wog er 76 Kilo. Ein Jahr später waren es nach zahlreichen Geburtstagen, Taufen und Ehejubiläen zehn Kilo mehr. "Hier sind sechs oder sieben Gänge bei einer festlichen Kaffeetafel nichts Ungewöhnliches. Das geht von süß bis herzhaft." Bei guten Vorsätzen allein wollte er es nicht belassen und begann mit dem Laufen. Inzwischen trainiert seine christliche Laufgruppe unter dem Motto "Laufen um Gottes Willen" zum sechsten Mal für den Fehmarnlauf.
"Bewegung muss mehr sein als die Bibel zur Kirche und wieder zurück zu tragen", sagte sich der evangelische Theologe damals und besann sich auf seine sportlichen Wurzeln. Als Junge hatte er im Boxring trainiert und als Gymnasiast Ruderregatten gewonnen. Dann probierte er es mit Judo und legte den damaligen schottischen Vizemeister auf die Matte. Für sein Leben lernte der Familienvater beim Sport auch die Disziplin, sich selbst zu beherrschen.
Fitmachen für den "Fehmarnlauf" im September
Seit fünf Jahren trainieren die christlichen Freizeitläufer nun für den alljährlichen Fehmarnlauf am 15. September. Inzwischen treffen sich jeden Freitag 40 Läuferinnen und Läufer am Pastorat Landkirchen zur Andacht. Die jüngsten sind sechs, die ältesten 60 Jahre alt. Nach der Andacht wird trainiert, um sich auf fünf oder zehn Kilometer zu steigern. Zum Abschluss segnet der Pastor die christlichen Läufer. Auch eine Nordic-Walking-Gruppe ist mittlerweile dabei. Herzstück bleibt aber der Lauf. Susanne David, Raumpflegerin der Gemeinde, macht mit. "Unser Pastor hat mich überredet", sagt die 46-Jährige. Auch der sechsjährige Felix Koralewski ist aktiv: "Meine Mutter hat mich mitgenommen, die läuft auch mit." Jeanne Lafrenz (56) ist Mitglied im Kirchengemeinderat: "Es kommen auch viele, die sonst mit der Kirche nicht so in Berührung kommen würden."
"Die Starken ziehen die Schwachen mit"
Druck möchte der Pastor beim Training nicht aufbauen. "Uns ist die Gemeinschaft wichtig." Es geht mit kurzen Distanzen los, und es wird darauf geachtet, dass keiner auf der Strecke bleibt. "Die Starken ziehen die Schwachen mit. Davon schreibt der Apostel Paulus schon im Römerbrief", weiß Kark-Carlson. Er sieht im sportlichen Wettlauf Parallelen zum Unterwegssein im Glauben: "Wie im Sport gehört dazu manchmal Selbstüberwindung." Seit einem Jahr ist er auch Sportbeauftragter des Kirchenkreises Ostholstein.
Den Segen tragen die christlichen Läuferinnen in orangefarbenen T-Shirts "Laufen - um Gottes Willen!" weiter. Damit waren sie unter anderem beim Marathon in Lübeck, Berlin und Stockholm unterwegs. "Viele schmunzeln, wenn sie an der Strecke unsere Botschaft sehen", sagt Kark-Carlson. Oft kommen die christlichen Läufer darüber ins Gespräch mit anderen Läufern und Zuschauern." Auch irdische Lorbeeren haben die christlichen Sportler errungen. Beim Fehmarnlauf standen einige von ihnen schon oben auf dem Siegerpodest.
Ort: Evangelische Kirchengemeinde Landkirchen
Hauptstraße 32, 23769 Fehmarn