Flüchtlingsbeauftragte

„An den EU-Grenzen nimmt eine Katastrophe ihren Lauf“

Die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche ist in ihr Amt eingeführt worden.
Die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche ist in ihr Amt eingeführt worden.© Stefan Hesse, Bild Hamburg

16. November 2014 von Timo Teggatz

Hamburg. Deutliche Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik hat Dietlind Jochims geübt. Die Flüchtlingsbeauftrage der Nordkirche sagte, dass an den Außengrenzen Europas eine humanitäre Katastrophe ihren Lauf nehme. Bei dem Gottesdienst in St. Jacobi wurde sie zugleich in ihr Amt eingeführt.

Flüchtlingspastorin Dietlind Jochims hat eine Woche nach dem Gedenken zum 25. Jahrestag des Mauerfalls daran erinnert, dass "viele andere Mauern und Zäune" fortbestehen. "Sie schotten Europa ab und machen die Grenzen unüberwindbar", sagte die Theologin im Gedenkgottesdienst für die Toten an den EU-Außengrenzen in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi. Das rühre an den "moralischen Kern unserer Zeit".

Jochims wurde zugleich von Oberkirchenrat Andreas Flade (Kiel) offiziell als Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche eingeführt. Sie hatte das Amt bereits am 1. August von Pastorin Fanny Dethloff übernommen.

Das Überqueren der EU-Grenzen sei lebensgefährlich, sagte Jochims. Viele würden ihren Versuch, über Meere, Mauern und Zäune in Freiheit und Sicherheit zu gelangen, mit dem Leben bezahlen. "Vor unseren Augen, an den Außengrenzen Europas nimmt eine humanitäre Katastrophe ihren Lauf", sagte sie. Die Todesfälle an der innerdeutschen Grenze müssten daher "Mahnung und Auftrag" bleiben.

"Der Toten gedenken heißt die Lebenden schützen"

Mauern, Zäune und Grenzen dürften nirgendwo dazu da sein, um Menschen zu töten oder zu Tode kommen zu lassen. "Wirkliches Gedenken bedenkt nicht nur die Vergangenheit", so die Pastorin. "Es ist Erschrecken und Scham und Aufwachen. Der Toten gedenken heißt die Lebenden schützen."

Jochims erinnerte an die Fluchthelfer, die Menschen aus der ehemaligen DDR heraus brachten. Sie hätten Pässe gefälscht, Grenzen illegal überschritten und Gesetze gebrochen. Etliche von ihnen seien als Helden gefeiert und mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. "Auch 2014 gibt es solche Menschen", sagte Jochims. Sie hätten geholfen, Verwandte aus dem Krieg in Syrien nach Europa zu bringen - und auch dabei wurden Pässe gefälscht und Gesetze gebrochen. Dies jedoch habe nicht als Heldentat gegolten, sondern zu Haftstrafen geführt.

Nur 30 Meilen um das europäische Festland herum wird patrouilliert - gestorben wird im ganzen Mittelmeer", sagte Jochims. Die Grenzen würden undurchlässiger gemacht, aber alternative, sichere Fluchtwege für Menschen, die Schutz benötigen, würden nicht geschaffen. "Das verträgt sich schlecht mit den Werten von Menschlichkeit und Schutz von Verfolgten, die Europa und unser christliches Abendland sich auf die Fahnen geschrieben hat", so die Theologin.

"Wer Verfolgten beisteht, macht Gott spürbar"

Gott werde oft als abwesend erfahren in der Feindseligkeit der Welt. "Doch Gott wird auch erfahrbar in unserem Handeln", sagte Jochims. Wer den Schwachen und Verfolgten beistehe, der mache "Gott spürbar in unserer Welt". In diesem Sinne gelte es auch, die Toten zu würdigen - "um die Lebenden zu schützen".

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