Historischer Lernort

Ausstellung erläutert NS-Vergangenheit der Neulandhalle

Nach 1945 wurde die Neulandhalle als Gaststätte und Jahrzehnte lang als evangelische Jugendfreizeitstätte genutzt.
Nach 1945 wurde die Neulandhalle als Gaststätte und Jahrzehnte lang als evangelische Jugendfreizeitstätte genutzt.© Dirk Ingo Franke/CC/Wikipedia

21. März 2019

Die Neulandhalle in Friedrichskoog sollte ein Vorzeigeprojekt der Nazis werden. Jetzt wird daraus ein Lernort: Ab dem 8. Mai können sich Besucher über den geschichtsträchtigen Ort informieren.

Eine Ausstellung mit 30 mannshohen Buchstaben aus Stahl soll ab Mai auf dem Außengelände der Neulandhalle in Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen) über den nationalsozialistischen Hintergrund des Ortes informieren.

"Wir wollen ein selbsterklärendes Lernangebot schaffen, das Besucher unabhängig von der Öffnung der Neulandhalle nutzen können", erklärte Professor Uwe Danker von der Europa-Universität Flensburg am Mittwoch in Friedrichskoog. Der Lernort mit der frisch renovierten Halle soll am 8. Mai eröffnet werden.

Ausstellung rund um die Uhr zugänglich

Der 8. Mai 1945 markiert mit der bedingungslosen Kapitulation aller Wehrmachtsteile das Ende des Zweiten Weltkriegs in Deutschland.

Das Gebäude selbst wurde im Kern nicht verändert und soll lediglich für Führungen geöffnet werden. Im Mittelpunkt der jederzeit zugänglichen Außen-Ausstellung werden besonders das Lebensraumkonzept der Nationalsozialisten und die von ihnen propagierte Volksgemeinschaft stehen.

Zu diesem Zweck wird jeder Buchstabe mit einem kurzen Text und ein paar Fotos versehen. Ein liegendes "S" wird zur Einführung in die Ausstellung dienen. Auf dem Gelände verteilt folgen 29 weitere Buchstaben, die unter anderem die Wörter "Leben", "Gemeinschaft", "Volk" und "Raum" bilden und für Besucher der Halle schon von weitem sichtbar sein werden.

Dabei sollen immer Vorder- und Rückseite der großen Buchstaben zu einem Aspekt informieren, so dass die Ausstellung insgesamt aus 60 Teilen besteht. "Inzwischen träume ich von Buchstaben, denn ein 'M' lässt sich ganz anders gestalten als etwa ein 'H'. Für unser Team ist die Ausstellung eine Herausforderung", erklärte Danker.

Verheißungen und mörderische Ausgrenzung

So werden etwa die Vorderseiten der Buchstaben, die das Wort "Volk" bilden, die Verheißungen der Nationalsozialisten darstellen.

Die versprachen Integrationsangebote für die arischen Bauern aus Dithmarschen, die sie in der Gemeinschaft haben wollten. Auf der Rückseite wird die Kehrseite, nämlich die gewalttätige und mörderische Ausgrenzung derer thematisiert, die nicht Teil der NS-Gemeinschaft sein durften, wie Juden und Menschen mit Behinderungen.

Modernes pädagogisches Konzept

Eine Stunde sollen die Besucher ungefähr brauchen, um die Ausstellung in Gänze zu erfassen, pro Buchstabe veranschlagt Danker eine Minute.

Kurze, knackige Überschriften und Texte sollen Themen wie Landgewinnung an der Westküste, die Geschichte des ehemaligen Adolf-Hitler-Koogs und die Nutzung der Neulandhalle durch die Kirche in den 1970er und 1980er Jahren auf den Punkt bringen. Ein Flachbildschirm in der Halle soll vier kurze Filme in Endlosschleife zeigen, der Ton wird nach draußen übertragen.

Wichtige Geschichtsaufarbeitung vor Ort

Der damalige "Adolf-Hitler-Koog" an Schleswig-Holsteins Nordseeküste sollte ein Vorzeigeprojekt des Nationalsozialismus werden.

Die "Neulandhalle" war 1935 unter dem NS-Regime als Gemeinschaftshaus für angesiedelte Landwirte und nationalsozialistische Schulungen gebaut worden. "Die Nationalsozialisten karrten Journalisten mit Bussen zum Adolf-Hitler-Koog, um ihnen ihre idealtypische 'Volksgemeinschaft im Kleinen' zu zeigen", erklärte Danker.

Mit den Einheimischen, die rund um die Neulandhalle wohnen, sind Danker und der Kirchenkreis seit vielen Jahren im Gespräch. "Wir haben ihnen erklärt, dass wir hier kein Heimatmuseum einrichten, aber auch niemanden denunzieren", sagte Danker. Der Dithmarscher Propst Andreas Crystall bezeichnete die Ausstellung als wichtigen Ort "jenseits der eigenen vier Wände", an dem die Kooger ihre Geschichte aufarbeiten können. Zur Vertiefung des Themas bietet die Volkshochschule insbesondere Schulklassen Führungen durch die Neulandhalle an.

Nachnutzung als Jugendfreizeitstätte

Die Neulandhalle wurde 1971 von den Dithmarscher Propsteien erworben und als Übernachtungsstätte für die Jugendarbeit genutzt. Aufgrund eines hohen finanziellen Defizits wurde Anfang 2012 beschlossen, die Jugendfreizeitstätte zu schließen.

2017 unterzeichneten die Nordkirche und das Land Schleswig-Holstein eine Vereinbarung zur Finanzierung eines historischen Lernortes. Die Kosten für den Umbau belaufen sich auf 1,5 Millionen Euro. Bischof Gothart Magaard und Landtagspräsident Klaus Schlie (CDU) werden das Gebäude nach zweijähriger Renovierungs- und Konzeptionszeit als "historischen Lernort" am 8. Mai wiedereröffnen.

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