Ausstellung zeigt Schicksal der „Lübecker Märtyrer“
12. Dezember 2014
Lübeck. Zur Beziehung zwischen Kirche und Nationalsozialismus informiert eine Ausstellung der Lübecker Lutherkirche. Im Fokus stehen die vier „Lübecker Märtyrer“. Das größte Exponat ist dabei die Kirche selbst.
Die Lübecker Lutherkirche zeigt auf ihrer Empore eine Dauerausstellung, die über die Beziehung zwischen Kirche und Nationalsozialismus informiert. Unter dem Titel "... ich kann dich sehen" informieren Textplakate und Touch-Screens über die Gemeindegeschichte und das Verhältnis von Kirche und Staat in der NS-Zeit. Im Zentrum steht die Geschichte des Luther-Pastors Karl Friedrich Stellbrink und der drei katholischen Kapläne, die als die vier "Lübecker Märtyrer" gelten.
Stellbrink war Mitglied in der NSDAP, überwarf sich jedoch später mit seiner Kirche und fand Kontakt zu den katholischen Kaplänen Johannes Prassek, Hermann Lange und Eduard Müller. Alle vier wurden am 10. November 1943 hingerichtet, weil man ihnen Landesverrat und Wehrkraftzersetzung vorwarf. Die Kapläne wurden am 25. Juni 2011 seliggesprochen und Stellbrink zugleich geehrt.
Wo der Märtyrer predigte
"Größtes Ausstellungs-Exponat ist die Kirche selbst", sagte Gemeindepastor Thorsten Rose. Auf dieser Kanzel habe Stellbrink schließlich die Worte gepredigt, die ihm anschließend den Kopf gekostet hätten. Zudem weist die Architektur der 1937 eingeweihten Lutherkirche typische Züge der NS-Zeit auf. Ein markantes Merkmal ist ihre Ausrichtung nach Norden. Die damals selbstständige Lübecker Landeskirche galt als Hochburg der NS-nahen "Deutschen Christen".
Ein Museum sei die Lutherkirche jetzt nicht, erklärte Gemeindepastorin Constanze Oldendorf. "Gemeindekirche und Gedenkstätte sind aber hier an einem Ort." Die neue Ausstellung ist der Abschluss des zweiten Bauabschnittes der Restaurierung der Lutherkirche. Pfingsten hatte die Gemeinde den Abschluss des ersten Bauabschnittes gefeiert. In einem dritten Bauabschnitt soll ab Frühjahr 2015 die Orgel saniert werden. Außerdem wird ein Fahrstuhl eingebaut, der einen barrierefreien Zugang zur Ausstellung ermöglicht.
Sanierung der Orgel im nächsten Jahr
Das Gesamtbudget beträgt knapp eine Million Euro. Allein die Kosten für den Umbau der Empore, die Konzeption und Erstellung der Ausstellung betragen nach Angaben des Kirchenkreises 300.000 Euro. Im November 2013 war die alte Ausstellung geschlossen und ein Jahr unter der Leitung der Kulturwissenschaftlerin Karen Meyer-Rebentisch überarbeitet worden. "Sie war zu textlastig und unter didaktischen Gesichtspunkten nicht mehr zeitgemäß", so Meyer-Rebentisch.
Info
Führungen durch die Ausstellung werden nach Absprache angeboten. Termine können bei Pastorin Oldendorf unter 0451/88 99767 oder im Gemeindebüro unter 0451/20 34 798 angemeldet werden.
