Schwerin

Bahnhofsmission eröffnet wieder - nach 60 Jahren

"Den Reisenden zur Seite stehen" möchte die Bahnhofsmission Schwerin
"Den Reisenden zur Seite stehen" möchte die Bahnhofsmission Schwerin© epd / Anne-Dorle Hoffgaard

14. August 2014 von Anne-Dorle Hoffgaard

Schwerin. Rund 60 Jahre ist es her, dass die Bahnhofsmission in Schwerin zwangsweise geschlossen wurde. Am 5. September wird sie in kirchlicher Trägerschaft wieder eröffnet - die einzige in Mecklenburg-Vorpommern.

Bahnreisen wird in Schwerin künftig ein bisschen menschlicher. Am Freitag, 5. September (14 Uhr) wird auf dem Schweriner Hauptbahnhof wieder eine Bahnhofsmission eröffnet. Vor rund 60 Jahren wurde sie zwangsweise geschlossen. Träger ist die Sozial-Diakonische Arbeit der Evangelischen Jugend, die zum Kirchenkreis Mecklenburg gehört.

In der Unterführung zwischen den Gleisen 2 und 3 wird die neue Bahnhofsmission ihren Standort haben. Zwei Räume stellt die Deutsche Bahn mietfrei zur Verfügung. Der knapp 70 Quadratmeter große Laden wurde bis vor eineinhalb Jahren als Friseurgeschäft genutzt. In den nächsten Tagen werden der beleuchtete Tresen, eine Spielecke mit Wickelauflage, eine kleine Küchenzeile und ein Ruhesessel geliefert.

30 Ehrenamtler sind schon dabei, weitere werden gesucht

"Es soll hell und freundlich, einladend und modern sein", sagt Marcus Wergin, der die Schweriner Bahnhofsmission leiten wird. Fast 30 Männer und Frauen haben bereits zugesagt, ehrenamtlich mitzuarbeiten. Ideal wären 50 Ehrenamtler, sagt der Gemeindepädagoge Wergin. Die Helfer müssten nicht zwingend Kirchenmitglied sein. Sie erhalten Fortbildungen von Gesprächsführung über interkulturelle Kompetenz bis hin zu Erster Hilfe und Grundkenntnissen über Kirche und Diakonie.

Künftig soll die Bahnhofsmission täglich zwischen 8 und 18 Uhr als Ansprechpartner für Reisende und Hilfesuchende zur Verfügung stehen, auch mal beim Koffertragen helfen oder einen Kaffee anbieten. Im Zwei-Schicht-System werden immer zwei Helfer mit ihren blauen Westen vor Ort sein.

Weitere Missionen in Mecklenburg-Vorpommern sollen folgen

Auch wenn das Projekt "Bahnhofsmission" heißt, braucht sich niemand bedrängt zu fühlen. "Wir wollen nicht aufdringlich missionieren", sagt Olaf Hagen, Fachbereichsleiter bei der Sozial-Diakonischen Arbeit. Es gehe vielmehr darum, anderen zur Seite zu stehen und einen freiwilligen "kirchlichen Dienst am Bahnhof" anzubieten. Diese Dienstleistung für Reisende ist derzeit einzigartig in Mecklenburg-Vorpommern. Die einzige Bahnhofsmission im Nordosten nach der Wende existierte von 1999 bis 2004 in Bad Kleinen. Überlegungen für Neugründungen gibt es derzeit in Greifswald, Stralsund und Wismar.

Dabei blicken Bahnhofsmissionen auf eine lange Tradition zurück. Vor 120 Jahren wurde am Berliner Ostbahnhof 1894 die erste Einrichtung gegründet. Bundesweit gibt es diesen Dienst heute an mehr als 100 Bahnhöfen, oft in ökumenischer Trägerschaft. In Ostdeutschland wurden nach der Wende etliche Bahnhofsmissionen neu gegründet.

Warum die DDR Bahnhofsmissionen verbot

In den 50er Jahren hatte die DDR die Bahnhofsmissionen unter dem Vorwand der Spionage für den Westen verboten. Nur der Dienst am Berliner Ostbahnhof konnte weiterarbeiten. Die Schweriner Bahnhofsmission musste ihre Arbeit im März 1953 einstellen. Ihr waren die Räume gekündigt worden, weil das Deutsche Rote Kreuz sie angeblich benötigte.

An die einstige Bahnhofsmission kann sich der 81 Jahre alte Siegfried Rennhack aus Schwerin heute noch gut erinnern. Als Mitglied einer katholischen Jugendgruppe leistete er hier zwischen 1948 und 1952 ehrenamtliche Dienste. Dazu gehörte damals auch, ankommende Vertriebene und zurückkehrende Kriegsgefangene zu betreuen. Manchmal sei er jeden Tag nach der Schule im Dienst gewesen, erinnert sich Rennhack, der 1945 mit seiner Familie aus Danzig vertrieben worden war. "Es gab doch nichts für uns. Und da wir christlich gebunden waren, war das 'ne dankbare Aufgabe."

Dass es nach mehr als 60 Jahren wieder eine Bahnhofsmission am Schweriner Hauptbahnhof geben wird, findet der frühere Eisenbahner "knorke". Wenn jemand etwas braucht, wisse er bei der Bahnhofsmission gleich, dass "keine Geldschneider" dahinter stehen oder jemand von irgendeiner Partei. Und bei der Eröffnung am 5. September möchte er denn auch gerne dabei sein.

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