Menschen mit schwerer Körperbehinderung:

Barrierefreie Wohnung in Hamburg verzweifelt gesucht

Rollstühle - Grafik: Antonprado / iStockphoto
Rollstühle - Grafik: Antonprado / iStockphoto© © Anton-Prado

20. August 2013 von Doreen Gliemann

Für Familien mit einem Durchschnittlichseinkommen ist es in Hamburg schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Extrem hart trifft die Wohnraumverknappung jedoch Menschen mit einer schweren Körperbehinderung. Das Angebot: viel zu klein. Der Bedarf: noch nicht einmal erfasst. Die Suche: fast aussichtslos. Menschen, die barrierefreie Wohnungen brauchen, sind in Hamburg extrem benachteiligt. Als Folge leben manche in Heimen, obwohl sie auch alleine leben könnten oder arrangieren sich irgendwie in ungeeigneten Wohnungen.

Das Problem wird sich weiter verschärfen, weil Behinderte und die steigende Zahl alter Menschen auf dem Wohnungsmarkt miteinander konkurrieren.

Vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer zu gelangen, ist für die Hamburgerin Claudia Reichelt (50) Millimeterarbeit - und es dauert. In ihr Bad kann sie alleine nicht. In die Küche könnte sie zwar kommen, es ist aber nicht empfehlenswert, denn unfallfrei gelangt sie höchstwahrscheinlich nicht mehr hinaus. Claudia Reichelt lebt in einer Wohnung, in die sie nicht passt. Immerhin kann die Rollstuhlfahrerin sich in ihren vier Wänden noch mit einem Gehwagen bewegen. Mit ihrem Elektrorollstuhl hätte sie in der 44 Quadratmeter kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung gar keine Chance.

Eine geeignete barrierefreie oder rollstuhlgerechte Wohnung zu finden, sei das reinste Glücksspiel, sagt Johannes Köhn, Geschäftsführer der Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen. In Hamburg steht der Wohnungsmarkt extrem unter Druck. Was es für Menschen mit körperlichen Einschränkungen noch schwieriger macht: Barrierefreie Wohnungen sind nirgendwo zentral registriert.

„Auf eigene Faust und ohne Hilfe nach einer bezahlbaren barrierefreien Wohnung zu suchen, ist praktisch aussichtslos”

"Ich will selbstbestimmt leben", sagt Claudia Reichelt nachdrücklich und immer wieder. "Dafür ist es natürlich wichtig, eine eigene Wohnung zu haben", bestätigt Evelyn Schön vom Hamburger Verein "Autonom leben". "Das stärkt auch das Selbstbewusstsein".

Auf eigene Faust und ohne Hilfe nach einer bezahlbaren barrierefreien Wohnung zu suchen, ist "praktisch aussichtslos", sagt Köhn. Zwar tauchen bei den Immobilienanzeigen großer Anbieter Versprechen auf wie "Wohnung liegt im Erdgeschoss", "... ist rollstuhlgerecht" oder "seniorengerecht". Ob die aber wirklich für Körperbehinderte komplett nutzbar sind, sehen die Suchenden erst vor Ort - und sind dann oft enttäuscht.

Aber auch mit der behördlicher Hilfe ist die Wohnungssuche häufig erfolglos. Bei der zentralen Anlaufstelle der Stadt Hamburg stehen rund 200 Haushalte auf der Warteliste für eine rollstuhlgerechte Wohnung.

Wie viele barrierefreie Wohnungen es in Deutschland gibt, wird nicht gezählt. "Es gibt keine offiziellen Erhebungen", sagt Wolfgang Tigges von der Bundesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe. Und: "Man kennt auch den Bedarf in der Zukunft nicht so richtig." Es sind wiederum nur Schätzungen, die von bis zu 2,5 Millionen Wohnungen ausgehen, die im Jahr 2025 gebraucht werden.

Auch der demografische Wandel muss stärker berücksichtigt werden

Für Tigges steht fest: "Das Angebot bleibt weit hinter der Nachfrage zurück." Das betrifft nicht nur behinderte Menschen, sondern auch die steigende Zahl alter Menschen. Der demografische Wandel führt dazu, dass diese Gruppen am Wohnungsmarkt konkurrieren. Zudem ist ihnen gemeinsam: Sie können nicht viel Geld für die Miete ausgeben. Von den 7,3 Millionen schwerbehinderten Menschen leben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes nur 20 Prozent überwiegend vom Lohn ihrer Berufstätigkeit; die Übrigen sind abhängig vom Staat.

Claudia Reichelt wohnt nicht nur in einer Wohnung, in die sie eigentlich gar nicht passt, sondern aus der sie auch nur beschwerlich hinauskommt. In den Aufzug im Treppenhaus passt der Rollstuhl gerade so. Es dauert, bis Claudia Reichelt sich mit ihrem Gefährt hineinmanövriert hat. Doch es ist der einzige Weg hinaus. So wird ihr Wohnhaus zur Todesfalle, wenn es brennen sollte. Wie bei allen Aufzügen, prangt hier auch der Hinweis: "Im Brandfall nicht benutzen." "Dann bin ich hier gefangen", sagt Claudia Reichelt. Die schwere Frau und ihren schweren Rollstuhl könnten auch mehrere Personen im Notfall nicht so einfach hinuntertragen - und schnell schon gar nicht.

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