Beggerower Jesus ist kein Linkshänder mehr
03. Juli 2013
Demmin. Die Dorfkirche von Beggerow bei Demmin (Kreis Mecklenburgische Seenplatte) ist seit 2005 für etwa 200.000 Euro saniert worden. Der Abschluss der Arbeiten wird am Sonnabend, 6. Juli, mit einem Festgottesdienst um 14 Uhr gefeiert. Der Chorraum des ab 1450 entstandenen Sakralbaus kann nun als beheizte Winterkirche genutzt werden. Der mittelalterliche Altar wird derzeit noch restauriert und soll im September wieder in die Kirche zurückkehren.
- www.kirche-mv.de
Mehr
Im letzten Bauabschnitt wurde die alte Patronatsloge, eine einfache graubraungestrichene und schwammbefallene Abtrennung, ausgebaut sowie eine Balustrade, die den Chorraum von der Gemeinde trennte, entfernt. So entstand ein beheizter vielfach nutzbarer Chor und die Kirche wurde wieder ein lichter, durchgehender Raum. "Wir brauchen den Platz", sagt Pastor Ralf Ott, "denn wenn wir mit dem Posaunenchor hier musizieren sind schon bis zu 50 Bläser hier". In der Kirche finden auch weltliche Beerdigungen für das Dorf statt, "denn wir können die Dorfbewohner doch nicht im Regen stehenlassen", sagt der Pastor.
Die Arbeiten an der Kirche – das Kirchenschiff besteht aus ummauertem Fachwerk – begannen im Jahre 2005 mit der Sanierung des Daches. Als später die Glasfenster an der Reihe waren, stellte die Restauratorin Andrea Wilde aus Wernigerode fest, dass das Fenster mit dem segnenden Christus falsch herum eingebaut worden war und Jesus über Jahrzehnte als Linkshänder die Gemeinde gesegnet hatte. Nun ist der Beggerower Jesus wieder Rechtshänder.
Gemeinsames Arbeiten nach Feierabend und an vielen Wochenenden
An der Kirchensanierung beteiligten sich Christen und Nichtchristen des kleinen vorpommerschen Dorfes, gut 40 Personen, wie Pastor Ralf Ott dankbar feststellt: "Es war eine besondere Zeit – die Gemeinschaft, das Miteinander hat allen Freude gemacht. So etwas macht man ja nur alle 100 Jahre", sagt Ott. Nach Feierabend und an vielen Wochenenden wurde der Fußboden trockengelegt, Holzschwamm beseitigt, Putzarbeiten ausgeführt, der Fußboden unter den Bänken neu geschreinert und schließlich musste der gesamte Kirchenraum dreimal gestrichen werden.
Die Kirchensanierung wird insgesamt etwa 200.000 Euro kosten, bilanziert Pastor Ott, dafür habe man seit 1997 gesammelt und so seien als Grundstock 20.000 Euro zusammengekommen. Weitere Mittel kamen unter anderem vom Kirchenkreis oder aus den Mitteln, die für Nicht-Patronatskirchen bereitgestellt werden. Schließlich kam der Pastor auf die Idee, alle Goldkonfirmanden der letzten Jahre anzuschreiben um sie über das Baugeschehen an ihrer Kirche zu informieren und um eine Spende zu bitten. Besonders dankbar erwähnt Ott einen Goldkonfirmanden, der seine ursprüngliche Spende von 1000 Euro schließlich verhundertfacht habe. "Leider ist er vor Abschluss der Sanierung gestorben, aber wir haben seinen Namen, wie es früher auch üblich war, in einem Fenster verewigt", sagt Ralf Ott, der im Herbst seit 25 Jahren in Beggerow im Pfarramt sein wird.