Heiligabend-Predigt im Michel

Bischöfin Fehrs: „Das Geheimnis der Weihnacht ist die Begegnung“

Bischöfin Kirsten Fehrs
Bischöfin Kirsten Fehrs© Hernandez / Nordkirche

24. Dezember 2014 von Susanne Gerbsch

Hamburg. Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), hat am heutigen Heiligen Abend in der dritten Christvesper in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis gepredigt. Dabei würdigte sie die Weihnachtsgeschichte, die von der Geburt Christi erzählt, als „Heimat aus Worten“.

Kirsten Fehrs betrachtete dabei die Bedeutung der Namen: „Das Leuchten, Strahlen, die Augen, Mund und Nase – sie bekommen einen Namen. Zärtliche Buchstaben der Liebe. Der Name Jesus heißt auf hebräisch ‚Jeschua‘: ‚Gott rettet‘. Sein Name ist Programm: Gott rettet die Welt durch ein kleines Kind.“

Die Bischöfin berichtete von ihrem Besuch in der Zentralen Erstaufnahme für Flüchtlinge in Bahrenfeld, wo besonders das Schicksal der Kinder berühre. „Ein kleines Stück Gewerbegebiet für inzwischen 1.300 Menschen, darunter 300 Kinder unter 12 Jahren. Wenn man in die Gesichter schaut, sieht man oft einen gebrochenen Blick. Sie sind geprägt von den Spuren der Flucht, der Heimatlosigkeit. Herausgerissen aus ihrem alten Leben, dort in Syrien, Irak, Eritrea. Man sieht keinem Mann, keiner Frau mehr an, was sie einst gewesen sind, ob Bankdirektor, Ärztin, Handwerker oder Fabrikarbeiterin. Die Flucht, die Armut lässt sie alle gleich dastehen, bedürftig, angewiesen. Der Name, die Lebensgeschichte, eventuell der Glaube, das ist alles, was ihnen an Individualität geblieben ist. Wobei die Lebensgeschichten einen tiefen Riss erfahren haben, geprägt von Schreckensbildern und großer Angst. Auch bei den Kleinen!“

Fehrs betonte, dass neben den materiellen Notwendigkeiten wie würdiger Unterbringung und ärztlicher Behandlung vor allem wichtig sei, dass die Menschen ihre Lebensgeschichte fortsetzen können, wo sie in Bürgerkrieg und Terror abgerissen wurde. „Und dazu gehört es, dass sie anknüpfen können. Dass sie angesprochen werden und gefragt. Respektvoll beim Namen genannt werden. Sie sind wer!“

Zugleich kritisierte die Bischöfin öffentliche Kundgebungen, die der Fremdenfeindlichkeit Vorschub leisteten: „Mich erschrecken die Bilder von Demonstrationen, bei denen tausende von Menschen schweigend durch die Straßen ziehen und signalisieren: Wir wollen hier weniger Flüchtlinge, am liebsten gar keine. Mir fehlt jedes Verständnis dafür. Wem christliche Werte am Herzen liegen, der geht nicht eingereiht in eine schweigende, dunkel gekleidete, marschierende Masse. Diese Anonymität, diese Namenlosigkeit, diese Nichtbegegnung ist nichts anderes als Fortsetzung der Angst mit anderen Mitteln.“

Von ihrem Besuch am Nachmittag des Heiligen Abend in der Luthergemeinde in Hamburg-Bahrenfeld, in der viele Ehrenamtliche Flüchtlinge unterstützen, zeigte sich Fehrs beeindruckt: „Gemeinsam bewältigt man und hilft man hier. Auch denen, denen es noch schlechter geht. Gemeinsam Gottesdienst feiern, zusammen kochen, das Brot ebenso wie die Sorge teilen.“

Bischöfin Fehrs erklärte: „Das Geheimnis dieses Heiligen Abends, das Geheimnis der Weihnacht ist die Begegnung. Von Gott und Mensch, aber auch von Mensch und Mensch. Woher immer er kommt. Was immer ihn bewegt. So wie im Stall zu Bethlehem diese völlig unterschiedlichen Männer und Frauen zusammenkamen, die Hirten, die Sterndeuter aus dem Morgenland, die Heilige Familie, die auf den ersten Blick so gar nichts Heiliges an sich hatte.“

Fehrs erinnerte an den „Weihnachtsfrieden“ von 1914, ein Bild der Hoffnung und grenzüberschreitenden Friedensliebe während des Ersten Weltkriegs. „Niemand hätte doch geglaubt, dass an der Front damals auf einmal, weil die Sehnsucht einfach so groß und das Grauen so furchtbar und die Liebe so verloren war, die kleinen Weihnachtsbäume, die da auf einmal in deutschen Schützengräben aufleuchteten, die Friedenssehnsucht auch der anderen verstanden hat? Und tatsächlich – sie stellten das Feuer ein. Die Briten, die Deutschen. Sie begegneten sich – Mensch und Mensch. Feierten Gottesdienst, spielten Karten, holten irgendwann sogar einen Fußball heraus, ich glaube, es waren die Schotten. Es wurde ihnen später von den Militärbehörden verboten, über diese zwei Tage Weihnachtsfrieden zu reden. So viel Angst hatte man vor der subversiven Kraft des Evangeliums! Vor der Macht des kleinen Friedefürsten. Der es schafft, Geschützdonner in Weihnachtslieder zu verwandeln und das Schlachtfeld in einen Fußballplatz.“

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