Bischöfin Fehrs: Trauer gehört zur Würde eines Volkes
18. November 2013
Hamburg. Mit Kranzniederlegungen in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und am Friedensmahnmal St. Nikolai hat die Stadt Hamburg am Sonntag der Toten beider Weltkriege gedacht. Zur zentralen Gedenkstunde im Hamburger Michel kamen am Nachmittag mehr als eintausend Menschen. "Der Volkstrauertag will, dass wir als ganzes Volk innehalten", sagte Bischöfin Kirsten Fehrs in ihrer Ansprache. Die Trauer gehöre zur "Würde eines Volkes".
Es sei Aufgabe jeder Generation, die Geschichte der Getöteten ebenso zu würdigen wie die Zukunft der Lebenden, sagte Fehrs. Von deutschem Boden sei unendliches Leid ausgegangen. Das mache die Erinnerung so schwer und so dringlich. Zugleich bedürfe es aber "Worte der Friedenshoffnung". Viele Jugendliche würden auf den Soldatenfriedhöfen der Welt "nicht allein die Gräber pflegen, sondern auch die Versöhnung".
Die Bischöfin erzählte von den Schülern der Klasse 10b der Stadtteilschule St. Pauli, die ihre Turnhalle den afrikanischen Flüchtlingen in Hamburg öffnen wollten. "Sie wollten nicht länger zuschauen, wie Flüchtlinge vor den Augen der ganzen Welt an den Außengrenzen Europas grauenvoll untergehen", sagte Fehrs. Die Schüler hätten sie gebeten, die Turnhalle zu segnen, damit die Flüchtlinge dort sicher seien.
Fehrs: Ohren schärfen für Sehnsucht nach Heimat und Angenommensein
"Es ist Zeit, meine Damen und Herren, unser Ohr zu schärfen für diese Sehnsucht nach Heimat und nach Angenommensein", fügte die Bischöfin hinzu. Das "Ohr der Menschheit" brauche Aufmerksamkeit für diese jungen Hoffnungen. Sie seien "der Klang von Friedensliebe", von Vertrauen, von Barmherzigkeit und "von überraschenden Veränderungen".
In den Vorstellungen junger Menschen seien die Völkergrenzen aufgehoben, sagte Fehrs. "Wir sind ein Volk, ein einig Volk von Geschwistern, das gegen die traurige Vergangenheit und die triste Gegenwart die Vision einer gemeinsamen Zukunft setzt."
Fehrs: "Wir sind ein Volk, ein einig Volk von Geschwistern"
Der Volkstrauertag geht zurück auf den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der sich 1919 mit seiner Gründung dafür einsetzte, der gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs zu gedenken. 1952 wurde der Volkstrauertag für die Bundesrepublik eingeführt. Festgelegt ist der Gedenktag auf den Sonntag zwei Wochen vor dem ersten Advent.