Bischöfin Kirsten Fehrs gedenkt der Opfer der Luftangriffe auf Hamburg
30. Juli 2013
Hamburg. Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, wird am 4. August um 14 Uhr an der zentralen Gedenkfeier der Stadt Hamburg zum 70. Jahrestag der Luftangriffe der Operation „Gomorrha“ in der Hauptkirche St. Katharinen teilnehmen.
Bei der schwersten Serie von Luftangriffen, die in der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1943 begannen, wurden bis zum 6. August mehr als 35.000 Hamburgerinnen und Hamburger getötet. Fast eine Million Menschen wurden obdachlos.
Bischöfin Fehrs: „Für viele ist die Erinnerung an diese schrecklichen Julitage 1943 enorm präsent und prägend. Sie löst bis heute tiefgreifende Erschütterung aus. Der Feuersturm hat so vielen Menschen ihre Liebsten genommen, hat tausende von Familien in Trauer gestürzt und durch unsere Stadt eine Schneise der Vernichtung gezogen, die das Stadtbild Hamburgs für immer verändert hat. Die Schilderungen der Überlebenden sind wie ein lebendiges Mahnmal: Nie wieder Krieg!“ Deshalb sei das Gedenken am 4. August so wichtig, dass Trauer und Erinnerung, aber auch Versöhnung einen Ort der Würdigung erhalten. „Unser Gedenken an die Opfer ist zudem ein Gedenken an die Gräuel des Krieges, der durch Größenwahn, Menschenverachtung und Zerstörungswut des nationalsozialistischen Terrorregimes ausgelöst wurde. Gerade angesichts dessen bin ich dankbar für den Geist der Versöhnung, der nach 1945 auf dem Boden der Zerstörung gewachsen ist. Nicht zuletzt durch die Nagelkreuzgemeinschaft, der auch die Hamburger Hauptkirche St. Katharinen und das Mahnmal St. Nikolai angehören.“
Nach der Zerstörung der Kathedrale von Coventry (England) am 14./15.November 1940 durch deutsche Bombenangriffe ließ der damalige Dompropst Richard Howard die Worte „Vater vergib“ in die Chorwand der Ruine meißeln. Aus Zimmermannsnägeln wurde ein Nagelkreuz zusammengefügt, welche die Balken des Deckengewölbes der alten Kathedrale zusammengehalten hatten. Aus den Überresten der Zerstörung wurde so ein Symbol geschaffen, das den Geist der Vergebung und des Neuanfanges ausdrücken soll. Das Nagelkreuz aus Coventry steht heute als Zeichen der Versöhnung an vielen Orten der Welt.
Bischöfin Kirsten Fehrs nimmt im Anschluss an die Gedenkfeier an der Kranzniederlegung und der Lesung des Coventry-Gebets am Mahnmal St. Nikolai teil, gemeinsam mit Propst Dr. Karl-Heinrich Melzer (ständiger bischöflicher Stellvertreter im Sprengel Hamburg und Lübeck), der Hauptpastorin von St. Katharinen Pröpstin Dr. Ulrike Murmann, dem Hauptpastor und Propst von St. Nikolai Dr. Johann Hinrich Claussen, der Hauptpastorin von St. Jacobi Pröpstin Astrid Kleist, Propst Matthias Bohl und Christoph Störmer, Hauptpastor von St. Petri.
Bischöfin Fehrs würdigt den Moment des Gedenkens: „Versöhnende Worte und Gesten sind wie Hoffnung in der Nacht, tröstend, lebensnah, die Traurigkeit bergend. Gottes Wohngemeinschaft ist unzerstörbar ein Haus, in dem Menschen beieinander sind, Mitgefühl üben und feierlich einander sagen: Friede sei mit dir.“