Bischof Dr. Abromeit predigt zum Abschluss der Greifswalder Bachwoche
18. Juni 2017
Greifswald. Die „Hymne der Reformation“ hat Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit in den Mittelpunkt seiner Predigt im heutigen (18. Juni) Festgottesdienst zum Abschluss der Greifswalder Bachwoche gestellt: „Ein feste Burg ist unser Gott“, geschrieben und vielleicht auch komponiert von Martin Luther. Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) sagte im Greifswalder Dom: „Dieses Lutherlied ist Ausdruck eines unerschütterlichen Gottvertrauens. Als Luther es um 1527 herum schrieb, hatte er gerade eine Reihe existentieller Erschütterungen erlitten: Eine eigene schwere Krankheit und die Pest in Wittenberg, an der sein Sohn erkrankte und der einige seiner Freunde zum Opfer fielen. Dazu kam, dass die reformatorische Bewegung zu zerfallen drohte. Dagegen singt Luther an mit seinem Vertrauenslied.“
Dabei beschreibe Luther keinen naiven Glauben an einen Gott mit Superkräften. Stattdessen formuliere er eine Theologie des Kreuzes. „Gott ist nicht nur harmonisch und vollkommen, sondern in Gott liegt aufgrund der Menschwerdung und des Todes Jesu Christi auch ein Bruch. Vor diesem Hintergrund versteht man, warum Martin Luther der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus einen so großen Sinn beigemessen hat“, sagte Bischof Abromeit in seiner Predigt.
Damit verändere sich das Bild des weit im Himmel thronenden Gottes allerdings grundlegend: „Es ist nicht einfaches Gottvertrauen, was Luther aus seiner Depression hilft, sondern konkretes Zutrauen zu Jesus Christus. Auch Jesus hat gelitten, auch er kennt das Leid. So wagt es Luther, das jüdische Gottesbild des ‚Herrn der Heerscharen‘ weiter zu entwickeln in das Bild des in Jesus Christus Mensch gewordenen Gottes. Das bedeutet aber nun für Luther: Gott leidet nicht nur mit, sondern Gott selbst leidet.“
Vor der Predigt hatten der Bachwochenchor und das Orchester die gleichnamige Bachkantate (Kantate BWV 80) aufgeführt. Die diesjährige Bachwoche stand unter dem Motto Reformatio Mundi (Reformation der Welt), und so waren auch im Gottesdienst Gäste aus aller Welt dabei: Ein Kirchenchor aus Namibia, Sängerinnen und Sänger aus Südafrika, ein amerikanischer Organist und Dr. Fredrik Modéus, Bischof der schwedischen Partnerdiözese Växjö. Er sagte in seinem Grußwort: „In einer globalisierten Welt ist es wichtig, weltweite Kirche zu sein. Wir brauchen einander, um gemeinsam zu überlegen, wie wir die Herausforderungen einer säkularisierten Welt angehen können. Lasst uns nie die Hoffnung verlieren, dass wir auch in dieser Zeit Kirche sein können, nicht unseretwegen, sondern aufgrund der Gnade Gottes.“
Modéus ist seit 2015 Bischof der 222 Kirchengemeinden umfassenden Diözese im südlichen Schweden und besucht die Nordkirche in diesen Tagen zum ersten Mal. Die Verbindungen zur Diözese Växjö reichen weit zurück: Nach dem Dreißigjähren Krieg war Pommern fast 200 Jahre lang schwedisch. Zu DDR-Zeiten unterstützten die Schweden das kirchliche Leben in Pommern, es gab bereits seit den 1970er Jahren Begegnungen zwischen schwedischen und pommerschen Kirchengemeinden. 2011 wurde ein Partnerschaftsvertrag zwischen der Diözese Växjö und der Pommerschen Evangelischen Kirche geschlossen, der ein Jahr später auf die Nordkirche überging.
Die Bachwoche endet mit einem Konzert heute Abend im Greifswalder Dom.