Internationaler Tag der Migranten

Bischof Magaard und Landespastor Naß: „Mehr Hilfe tut not“

Informationen aus erster Hand: Berater Ferczynski, Landespastor Naß, anerkannte Asylbewerberin Rozin Elias Abdulmaseeh aus dem Irak, Bischof Magaard, Propst Funck, Geschäftsführerin Marschke, Beraterin Owodow
Informationen aus erster Hand: Berater Ferczynski, Landespastor Naß, anerkannte Asylbewerberin Rozin Elias Abdulmaseeh aus dem Irak, Bischof Magaard, Propst Funck, Geschäftsführerin Marschke, Beraterin Owodow© Marie-Elisabeth Most-Werbeck/Nordkirche

18. Dezember 2014 von

Schleswig/Rendsburg. Bischof Gothart Magaard, Sprengel Schleswig und Holstein in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche), und Landespastor Heiko Naß, Diakonisches Werk Schleswig-Holstein, haben heute (Donnerstag) die Migrationsberatung des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde besucht. Anlass: Am 18. Dezember 2000 wurde von der UNO der Internationale Tag der Migranten ausgerufen.

 

„Flüchtlingsarbeit steht auf meiner Agenda ganz oben – wie in der gesamten Nordkirche“, sagte Bischof Gothart Magaard. „Sie ist nicht irgendein Thema, sondern berührt unser christliches Selbstverständnis.“ Viele Menschen, die heute in Schleswig-Holstein lebten, seien vor Jahrzehnten ebenfalls als Flüchtlinge in den Norden gekommen und hätten hier ein Zuhause gefunden. „Vielleicht“, so der Bischof, „ist das ein Grund für den großen Konsens, den wir hier im Land in der Flüchtlingsfrage haben.“ Die Politik auf Landes-, Kreis- und Kommunalebene arbeite an vielen Stellen mit Kirche und Diakonie sehr gut zusammen. Allerdings bereite ihm große Sorge, welchen Zulauf die Pegida-Demonstrationen in anderen Regionen der Republik haben. „Ich sehe die Gefahr, dass die Ausländerfeindlichkeit vom äußeren Rand der Gesellschaft weiter in die Mitte rückt“, erklärte Bischof Magaard.

Gemeinsam mit Sönke Funck, Propst im Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde, und Diana Marschke, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes des Kirchenkreises, ließen sich Gothart Magaard und Heiko Naß eingehend von den Mitarbeitenden über die Aufgaben, aber auch die damit verbundenen Probleme informieren. Das Spektrum, das von zwei hauptamtlichen Mitarbeitenden zu leisten ist, umfasst unter anderem die Migrationssozialberatung, die Beratung von erwachsenen Zuwanderinnen und Zuwanderern sowie den Jugendmigrationsdienst. Zu den Angeboten zählen Beratung bei Fragen zu Schule, Ausbildung oder Beruf sowie Wohnungs- und Mietangelegenheiten mit dem Ziel der Unterstützung bei der Integration. Dafür gibt es eine individuelle Integrationsplanung, aber auch eine Vernetzung mit anderen sozialen Institutionen und die Vermittlung von Integrations- und Sprachkursen.

Umfangreiches Beratungsangebot
Diana Marschke, Geschäftsführerin des Diakonischen Werkes Rendsburg-Eckernförde, wies darauf hin, dass durch den Anstieg der Flüchtlingszahlen zusätzliche Anfragen auf die Migrationsdienste zukommen. „Themen sind die Begleitung von Flüchtlingen, soziale und kulturelle Integration, aber auch gesundheitliche und familiäre Fragen“, erklärte sie. „Wir verweisen auch an Einrichtungen, die durch zusätzliche finanzielle Unterstützung des Kreises Deutschkurse für Flüchtlinge anbieten. Ebenso beschäftigen wir uns mit Fragen zur Beschulung von minderjährigen Flüchtlingen oder der Einbindung in das Angebot ehrenamtlicher psychologischer Betreuung.“

Kirchenkreis entwickelt Unterstützungsangebot
In den Kommunalgemeinden des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde, denen Flüchtlinge und Asylbewerber zugewiesen wurden, sind in den vergangenen Monaten Unterstützerkreise oder Runde Tische entstanden – oft unter Beteiligung oder Führung der örtlichen Kirchengemeinde. Darauf wies Propst Sönke Funck aus dem Kirchenkreis Rendsburg-Eckernförde hin. Vor allem Ehrenamtliche, aber auch die Pastorinnen und Pastoren beteiligten sich an der Gestaltung einer Willkommenskultur für die Flüchtlinge und unterstützten die Kommunen bei ihrer Aufgabe der Versorgung. „Dabei ist das Engagement vielfältig und reicht von Spendenaktionen über Alltagshilfe bis zu Ämterbegleitung und Sprachunterricht“, so der Propst. „Für diese Hilfsbereitschaft bin ich sehr dankbar.“ Es werde aber auch zunehmend deutlich, dass diese örtlichen Unterstützungsinitiativen ihrerseits Hilfe und fachliche Begleitung brauchten. „Anfang 2015 werden wir gemeinsam mit den Fachleuten unserer Diakonie eine Hilfe des Kirchenkreises für die Unterstützung der Flüchtlinge in unseren Gemeinden auf den Weg bringen“, sagte Funck.

Dringender Handlungsbedarf bei unbegleiteten Minderjährigen
„Minderjährige Flüchtlinge sind die verletzlichsten Opfer der Umstände in ihrem Herkunftsland.“ Das erklärte Landespastor Heiko Naß. „Sie sind den Erfahrungen von Hunger oder dem Druck von Ausgrenzung und Verfolgung ausgesetzt und haben auf dem Weg ihrer mitunter zwei Jahre währenden Flucht oft Willkür, Gewalt sowie traumatisierende Erlebnisse an sich selbst oder ihren Familienmitgliedern erlebt.“ Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge sind in der Regel zwischen 14 und 18 Jahre alt und werden vom Amt für soziale Dienste in Obhut genommen. In 2013 habe es in Schleswig-Holstein 380 Inobhutnahmen gegeben und die Zahlen stiegen stetig, erläuterte der Landespastor. Die diakonische Einrichtung der IUVO betreue in Neumünster gegenwärtig 78 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. „Eine neue Einrichtung mit 13 Plätzen war innerhalb von zwei Wochen belegt“, so der Landespastor. „Unsere diakonischen Fachkräfte wollen gerne mehr an qualifizierter Arbeit leisten, aber sie können es gegenwärtig nicht. Wir benötigen unkomplizierte Lösungswege für neue Wohneinrichtungen. Dafür benötigen wir ein Signal und eine Unterstützung der Landespolitik“, erklärte Heiko Naß. Eine Umverteilung der Jugendlichen wie sonst im Asylverfahren üblich, werde abgelehnt. Es bestehe die Gefahr, dass die notwendigen Standards der Betreuung bei einer Umverteilung abgesenkt werden.

Landespastor Naß und Bischof Magaard dankten ausdrücklich für die qualifizierte Arbeit in der Migrationsfachberatung. Auch hier arbeiten die Mitarbeitenden und die Ehrenamtlichen an der Belastungsgrenze.

Die Arbeit könne noch zielführender sein, wenn eine finanzielle Förderung der Beratung unabhängig vom Aufenthaltsstatus und für die Öffnung aller Integrationsangebote auch für Flüchtlinge ermöglicht würde. Insbesondere für die Behandlung von traumatisierten Flüchtlingen aller Generationen wird umfassende Hilfe zum Beispiel beim Aufbau eines psychotherapeutischen Behandlungszentrums und eine geregelte Übernahme von Dolmetscherkosten benötigt.

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