Bischof Ulrich: Bergpredigt kann die Herzen der Menschen regieren
08. November 2013
Schwerin/Düsseldorf. Der Leitende Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), Gerhard Ulrich, hat der Kirche empfohlen, bei politischen Wortmeldungen mit dem Evangelium zu argumentieren. "Wir gehören nicht an die Spitze jeder Bewegung, aber an die Seite der Menschen", sagte Ulrich zum Auftakt der lutherischen Generalsynode am Donnerstag in Düsseldorf. Der Politik gehe es um den Schutz der Menschenwürde und die Gestaltung des Zusammenlebens, "darum gehört die Kirche in die Politik", folgerte der Landesbischof der Nordkirche.
"Wenn Kirche sich nicht einmischt in politischen Angelegenheiten, wenn Menschenrechte bedroht oder Flüchtlinge abgewiesen werden, dann ist Kirche nicht Kirche, sondern verrät ihren Auftrag geradezu", sagte der Theologe. Als Beispiel nannte er das Schicksal der afrikanischen Flüchtlinge, die über die Mittelmeerinsel Lampedusa nach Hamburg gekommen sind. In diese Debatte habe das kirchliche Engagement Bewegung gebracht.
Die Kirche müsse sich zu Wort melden, wenn Recht und Gesetz nicht ausreichten, um Leben und Würde von Menschen zu schützen, argumentierte Ulrich laut Redetext. Kirche sei dann eine gesellschaftliche Größe, wenn sie Kirche bleibe. Zwar könne man mit der Bergpredigt nicht die Welt regieren, zitierte der Nordkirchen-Bischof Altkanzler Helmut Schmidt (SPD), aber man könne mit der Bergpredigt die Herzen der Menschen regieren.
Mit der Berpredigt nicht die Welt, aber die Herzen regieren
In seinem Bericht vor den 50 Synodenmitgliedern bezog sich Ulrich auf das am Reformationstag eröffnete neue bundesweite Themenjahr der Lutherdekade. Es steht unter dem Motto "Reformation und Politik". Die Reformation habe den falschen Gegensatz von Weltlichem und Geistlichem aufgehoben: "Gott ist der Herr aller Wirklichkeit", sagte der Bischof.
Zugleich wandte sich der lutherische Bischof gegen eine unsachgemäße Vermischung von Religion und Politik. "Wir sind nicht die besseren Politiker. Wir haben in den vielfältigen und schwierigen Ermessensfragen kein höheres Wissen", unterstrich Ulrich. Ein wichtiger Beitrag der Reformation zur politischen Kultur bestehe darin, die Selbstbegrenzung religiöser und politischer Ansprüche einzufordern.
Bischof Ulrich: "Wir sind nicht die besseren Politiker."
Schwerpunkt der Beratungen der Generalsynode der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands ist die Fortentwicklung der Zusammenarbeit zwischen den konfessionellen Bünden und der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). In der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands sind sieben lutherische Landeskirchen mit fast zehn Millionen Gemeindemitgliedern zusammengeschlossen.