Bischof von Maltzahn: Nordkirche will Konfessionslose befragen
21. Januar 2013
Schwerin. Seit September 2011 gibt es in Rostock und Hamburg eine Nordkirchen-Arbeitsstelle, die nach neuen Wegen suchen soll, um mit Nichtchristen ins Gespräch zu kommen. Gestartet wurde damit bereits neun Monate vor Bildung der evangelischen Nordkirche eine zunächst fünfjährige Projektphase. In Mecklenburg-Vorpommern gehören nur rund 21 Prozent, in Schleswig-Holstein gut 60 Prozent und in Hamburg 41 Prozent der Bevölkerung der evangelischen oder katholischen Kirche an. Der Vorsitzende des Beirates der Arbeitsstelle, der Schweriner Bischof Andreas von Maltzahn, nennt erste Zwischenergebnisse.
Welche Erkenntnisse hat die Arbeitsstelle bislang schon gewonnen?
Andreas von Maltzahn: Die drei Mitarbeiter haben sich zunächst theoretisch ins Thema Konfessionslosigkeit eingearbeitet, 20 Projekte erkundet, die an der Schnittstelle von Kirche und Gesellschaft tätig sind, und ihre Arbeit auf 30 Veranstaltungen vorgestellt. Um ein Beispiel zu nennen: Eine kleine Befragung zur Bestattungspraxis im Raum Hamburg ergab, dass Menschen zwar ein hohes Bedürfnis nach Ritualen haben. Aber ganz persönliche, individuelle Gestaltungswünsche gewinnen eine wachsende Bedeutung gegenüber der kirchlichen Tradition. Wenn eine weltliche Trauerfeier gewählt wurde, dann gelegentlich auch in der Hoffnung, dass das Leben der Verstorbenen hier eine größere Würdigung erfahren könnte.
Was bedeutet das für die Kirche?
Andreas von Maltzahn: Dies ist ja nur ein erstes Blitzlicht. Wir erhoffen uns weitere Anhaltspunkte von einer Befragung unter Menschen, die noch nie Kirchenmitglied waren oder aus der Kirche ausgetreten sind. Dazu hat die Arbeitsstelle einen etwa 50 Fragen umfassenden Katalog zur Einstellung gegenüber Religion und Kirche erarbeitet. Dieser Fragenkatalog wird voraussichtlich noch im Januar verteilt bzw. auch im Internet veröffentlicht. Wir wollen achtsam wahrnehmen, wie und wofür Nichtchristen leben, was sie trägt in den Höhen und Tiefen des Alltags, was sie erfüllt leben lässt.
Welche Hoffnungen verbinden Sie mit der Tätigkeit der Arbeitsstelle "Kirche im Dialog"?
Andreas von Maltzahn: Wir hoffen, gemeinsame Schnittmengen und Interessen zu entdecken. Wir wollen durch diesen Dialog als Kirche offener werden für Menschen, die auf der Suche sind. In einer späteren Phase sollen ja Projekte der Kirchengemeinden, kirchlichen Dienste und Werke initiiert und begleitet werden. Wichtig wird sein, Räume der Begegnung kreativ zu gestalten. Es ist jedoch nicht genug, einfach nur Kontakte zu Konfessionslosen herzustellen. Aus der Vorurteilsforschung wissen wir: Es braucht ein "forciertes Miteinander", um gegenseitig Vorurteile abzubauen. Wichtig für die Entwicklung neuer Projekte wird daher sein, gemeinsame Interessen und Ziele auszuloten und in Angriff zu nehmen. Dies gelingt beispielsweise schon in Kirchbauvereinen oder Bündnissen gegen Rechtsextremismus, wo Christen und Nichtchristen erfolgreich zusammenwirken.