9. Juli 2016 | Hauptkirche St. Petri

Cantate Domino und viva musica!

09. Juli 2016 von Kirsten Fehrs

Grußwort zur 25. Nacht der Chöre

Viva la musica, sehr geehrte, liebe Gäste,

liebe Brüder und Schwestern, liebe Sängerinnen und Sänger!

Sind sie nicht sagenhaft, all diese Sängerinnen und Sänger, die jung gebliebenen eben und die noch jüngeren vorhin? So viele Töne, und dann auch noch schöne! Der ganze Kirchraum ist voller Musik. Musik, die uns im Innersten erreicht, nichts weniger. Die anrührt, bewegt, aufmischt, begeistert. Und deshalb: Applaus, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, für all das, was uns bei der Nacht der Chöre geschenkt wird, heute zum 25. Mal schon!

Zu diesem 25.ten gratuliere ich von Herzen, auch im Namen der stolzen Nordkirche, und wünsche Gottes Segen für die nächsten Chornächte. Mögen es noch sehr, sehr viele sein!

Eigentlich, so war ich gestimmt, wollte ich mit einem fröhlichen Geburtstagsgedicht gratulieren. So wie es sich gehört, wenn man 25 wird und kein bisschen leise ist.

Doch manchmal ist einem nach ein bisschen leise.

Weil es Momente gibt,  - die meisten von uns kennen das - , in denen man erschrocken innehält. Momente, in denen einem Worte fehlen. Und in denen man irgendwie das Gefühl hat, dass die Welt vollkommen verkehrt ist. Nicht zu verstehen. Wo es einen Riss gibt in der Wirklichkeit.

Vielleicht haben Sie es im Vorraum beim Hineingehen gesehen: die Hauptpastorin dieser Kirche, Martina Severin-Kaiser, ist gestern ganz plötzlich gestorben. Sie wurde buchstäblich aus dem Leben gerissen. Von einem Moment auf den anderen. Das macht uns alle fassungslos. Fassungslos und tieftraurig. Und  - dann ist es doch gut, liebe Geschwister, wenn man es ausspricht und innehält, auch bei so einem schönen Fest. Es ist gut, einen Moment still zu werden. Mir geht es dabei so, dass mir demütig bewusst wird, wie sehr unser kostbares Leben manchmal am seidenen Faden hängt.

Martina Severin-Kaiser war ein Mensch voller Kraft und Elan. So stark. Humorvoll. Kompetent. Eine begnadete Brückenbauerin zwischen Konfessionen, Kulturen und Religionen, zwischen Welt und Kirche – und: zwischen Wort und Musik. Martina hat für ihr Leben gern gesungen. Und sie hätte sich sehr über dieses Chorfest gefreut, hätte mitgemacht, voller Energie, ich bin sicher. Weil Musik und Singen so viel Vitalität ausdrücken, sagte sie einmal. Cantate Domino und viva musica! Dem Tod zum Trotz!

Unsere Gedanken und Gebete sind bei ihrer Familie, ihrem Mann und ihren Kindern, der Mutter, den Geschwistern, all den Freundinnen und Freunden. Was für eine furchtbar schwere Zeit für sie! Schwer auch für all die Menschen hier in der Gemeinde St. Petri, für die Kollegen und Mitarbeiter, alle Freunde, die Choristen.

Eine der schönsten Bachkantaten, die gerade dann ins Herz spricht, wenn Worte uns fehlen, „lebt“ einen Text aus dem Brief des Paulus an die Römer: „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich´s gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.“ Und wenige Verse später sind wir vollends in Gottes Geborgenheit Gottes aufgenommen: „So bin ich gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“

Wenn man Kantaten wie diese oder wenn man wie vorhin den Psalm „Hebe deine Augen auf“ von Mendelssohn hört und singt,  ist wahrhaftig zu spüren, wie sehr Musik die Kraft hat zu trösten. Wie sie einen in die Arme nehmen kann. Ja, sie lässt einen aufatmen, allzumal wenn man singt.

Und – das ist hier über Stunden schon so wunderschön zu erleben –  Singen holt uns ein wenig den Himmel auf die Erde herunter. Es lässt uns eine andere Dimension erahnen. Eine Dimension voller Weite. Frieden. Freiheit. Klang. Hebe deine Augen auf – beim Singen ist man aufgerichtet. Das geht gar nicht anders. Und deshalb ist Singen viel mehr als das Reden in Tönen. Singen ist eine Hoffnungssprache, die die Welt braucht. Weil sie über das hinaussingt, was jetzt ist. Sie ist „aufrichtig“, voller Ehrlichkeit. Tiefe. Glauben, dass es gut werden wird. Singen, heißt das, kommt aus dem Herzen. Und verbindet uns mit dieser Dimension, die wir „nicht im Griff“ haben und auch gar nicht haben müssen.

Und so mag es Ihnen wie mir so ergangen sein, dass wir beim Hören angerührt sind vor Glück, Schönheit und eben auch der Traurigkeit, manchmal gar ein wenig überrascht über uns selbst. Wen schon lässt es unberührt, wenn Mendelssohn seine Engel losschickt, um uns zu tragen? Kein Wunder übrigens, dass der Mendelssohn über die 25 Jahre hin die Hitliste anführt.

Überhaupt: die Auflistung, was während der 25  Nächte der Chöre schon alles erklungen ist, ist beeindruckend: Musik aller Epochen, Komponisten, Musik voller Tiefgang, Theologie, Humor und Leichtigkeit. Dieser Reichtum macht mich dankbar, dankbar für Sie alle, die Sie sich mit so viel Herzblut „Soli Deo Gloria“ – allein Gott zur Ehre – in ihren Chören und Kantoreien engagieren.

Ihre Stimmen, liebe Sängerinnen und Sänger, geben Frau Musica, wie Luther sie nannte, Stimme. Und das bedeutet unzählige Stunden aufregender, aufwühlender, und stillender Musik. Und so steht die Nacht der Chöre für höchste Qualität, danke sage ich ausdrücklich an dieser Stelle all den Chorleiterinnen und Chorleitern! Sie steht für die Freude am Singen, für die Lust am Ausprobieren und stundenlange Probengeduld, und sie steht – dies vor allem - für eine tragende Gemeinschaft der Singenden, die viel mehr ist als ein Zusammenklang von Stimmen.

Denn gemeinsam kann man sich `was trauen. Kann sich gegenseitig ermutigen, über Mauern zu springen. Springen, und dann: singen, singen….

Danke sage ich ihnen allen und an diesem Geburtstag besonders denen, die sich das einmal ausgedacht haben und teilweise bis heute mit sehr viel Zeit und Liebe diese Nacht der Chöre organisieren – jede und jeder auf ihre und seine Art - eben: Soli deo gloria. Für all die vielen sei stellvertretend genannt KMD Hans-Jürgen Wulf.

Dass Sie alle die Stimme weiter erheben, zum Lobe Gottes in dieser Welt, klar und frei, lebenslaut und friedensstiftend, gerade jetzt! - dazu segne Sie und Euch der dreieine Gott.

Er gebe uns seinen Frieden.

Dona nobis pacem.

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