Olympische Spiele

Chance oder Risiko? Am Sonntag stimmt Hamburg ab

Die Kirche zwischen den Ringen: Die Bewerbung begleiten Kirchenvertreter kritisch
Die Kirche zwischen den Ringen: Die Bewerbung begleiten Kirchenvertreter kritisch© Montage Fischer/wikimedia/EZ

26. November 2015 von Simone Viere, Timo Teggatz

Am Sonntag, 29. November, ist es so weit: Die Hamburger stimmen darüber ab, ob sie die Olympischen Spiele 2024 in ihrer Stadt haben möchten. Wie positioniert sich die Kirche?

Die Bischöfin lässt sich nicht in die Karten schauen. Wie sie beim Olympia-Referendum abstimmen wird, verrät Kirsten Fehrs nicht und verweist auf das Wahlgeheimnis. Doch die Theologin lässt erkennen, dass sie unter bestimmten Bedingungen durchaus Sympathien für Olympia in Hamburg hat. "Die Spiele können für die Stadt eine Chance sein, wenn sie eine nachhaltige Stadtentwicklung fördern", sagt sie. Dazu gehöre, dass die Planungen an sozialen und ökologischen Kriterien ausgerichtet werden, zum Beispiel mit einer sinnvollen Nutzung der Sportanlagen und Unterkünfte nach den Spielen. Ihre Mahnung: "Sport-Großveranstaltungen können die Umwelt belasten und die Spaltung der Gesellschaft vertiefen." Das habe man an anderen Orten der Spiele immer wieder beobachten können.

Doch ein solches Weltereignis biete auch die Möglichkeit, den Dialog der Religionen voranzubringen. Wie dieser Dialog in die Tat umgesetzt werden kann, dafür nennt Bischöfin Fehrs den "Garten der Religionen" als Beispiel, den die Kirchen zur Internationalen Gartenschau in Wilhelmsburg vor zwei Jahren initiierten. Überhaupt ist die olympische Idee des friedlichen Zusammenspiels der Weltgesellschaft für Fehrs "in einer von Kriegen und Konflikten geprägten Welt wichtiger denn je".

Pröpstin Murmann im Olympia-Rat

Doch die evangelische Kirche möchte den Weg zu möglichen Spielen nicht nur kritisch begleiten, sondern sich auch selbst einmischen. So sitzt Pröpstin Ulrike Murmann im Olympia-Aufsichtsrat. "Wir haben die Möglichkeit, unsere Perspektive und unsere Erwartungen in die Planungen einzuspeisen", so Murmann. Als Beispiel nennt die Hauptpastorin von St. Katharinen ein "einzigartiges Nachhaltigkeitskonzept", das der Aufsichtsrat beschlossen hat. "Das finde ich wegweisend, mit Hamburg könnte ein Paradigmenwechsel in Sachen Olympia einsetzen", hofft die Theologin, die in den Hamburger Gemeinden keine klare Stimmung gegen oder für Spiele in der Hansestadt ausgemacht hat. Es sei wie überall in Hamburg, "es gibt begeisterte Befürworter und entschiedene Gegner".

Eher ablehnend äußert sich Landespastor Dirk Ahrens, Leiter der Diakonie. Bereits im Juli hatte Ahrens eine Kosten-Nutzen-Analyse gefordert – und sieht diese Forderung nicht erfüllt. Die Zahlen, die Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz Mitte Oktober vorgelegt hat, reichen ihm nicht. Scholz hatte angegeben, dass allein auf Hamburg Kosten von einer Milliarde Euro oder mehr zukämen. Gegenüber der Evangelischen Zeitung wirft Ahrens eine Reihe von Fragen auf: Wer wird an Olympia verdienen? Haben Obdachlose noch einen Platz in der Innenstadt? Wem kommen die Wohnungen zugute, die extra für Olympia gebaut werden sollen? Und dürfen auch Flüchtlinge oder Kinder von Arbeitslosen die Sportstars von 2024 sehen?

Mit seiner Meinung taucht Diakonie-Leiter Ahrens auch in einer Broschüre auf, die mit den Wahlunterlagen zum Referendum an die Hamburger verschickt wurde. Er wird auf einer Seite zitiert, die die Initiative "Stop Olympia" gestaltet hat – ohne sein Wissen. "Wer öffentlich seine Meinung kundtut, muss sich das gefallen lassen", so Ahrens, der betont, dass die Zitate in der Broschüre korrekt seien.

Diakonin auf der Veddel: ""Ich stimme mit Nein"

In der Veddeler Kirchengemeinde hat Diakonin Uschi Hoffmann eine klare Meinung: "Ich stimme mit Nein", sagt sie. Denn die Veddel, in Sichtweite des potenziellen Olympiageländes auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook, müsse jetzt infrastrukturell vorangebracht werden. Und wenn erst einmal eine Entscheidung für Hamburg gefallen sein sollte, "dann bestimmt das IOC", befürchtet sie. Zum Thema Olympia diskutiert die Gemeinde schon seit Langem. Diakonin Hoffmann hat den Gemeindesaal Olympia-Gegnern zur Verfügung gestellt – aber auch Befürwortern.

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite