Mit Gott beim Fußball:

Christliche Bewegung "Totale Offensive" geht bundesweit einen sozialen Weg in der Fankultur

07. Juni 2012

"Totale Offensive" klingt radikal und aggressiv. Doch offensiv sind die christlichen Faninitiativen in deutschen Fußballstadien, die sich hinter diesem Namen verbergen, vor allem in ihrem Engagement für Kinder. Und in ihrem Kampf gegen Gewalt.

Von Dieter Sell 

Der Streit zwischen den Anhängern der Fußball-Bundesligisten in Hamburg und Bremen ist schon legendär. Die Polizei spricht von Risikospielen. Randale im Zug, Bengalos im Stadion - und nach dem Spiel eine blutige Nase auf den Straßen: Das hat es alles schon gegeben, wenn Werder Bremen und der HSV aufeinander trafen. Die bundesweite christliche Faninitiative "Totale Offensive" geht einen anderen Weg und wirbt dafür auch bei der Europameisterschaft. "Der Gegner ist nicht unser Feind", sagt Michael Schnepel von der Bremer "Offensive".

Anstoß für die "Totale Offensive" gaben vor sieben Jahren christliche Fußballfans in Hamburg. Inzwischen ist daraus eine deutschlandweite Fanbewegung entstanden, die sich sozial-diakonisch engagiert - auch gegen Gewalt und Intoleranz und für ein suchtfreies Leben. Ob HSV, Werder Bremen, Borussia Dortmund oder 1. FC Nürnberg: Elf Clubs in der ersten und in der zweiten Liga werden bereits von "Offensive"-Fans begleitet, die allesamt den christlichen Fisch als Erkennungszeichen auf ihren Schals eingenäht haben.

 

Allerdings sehen sie in ihren Idolen keine Fußballgötter, wie viele eingefleischte Fans, die am besten mit entsprechender "Kutte" ins Stadion pilgern. Die ihren Helden auf dem "heiligen Rasen huldigen" und die Stimmung mit Wechselgesängen anheizen. So singen die Anhänger des amtierenden Meisters in Dortmund ihre Hymne "Leuchte, mein Stern Borussia" zur Melodie von "Amazing Grace", das aus der Gospelbewegung kommt.

"Fußball hat für überzeugte Fans das Zeug zur Religion"

Schließlich soll es nach den Worten der argentinischen Fußballlegende Diego Maradona die Hand Gottes gewesen sein, die während der Fußball-Weltmeisterschaft 1986 ein Spiel entschieden hat. "Wenn es um Sinnstiftung geht", sagt der Bielefelder Theologe und Religionspsychologe Constantin Klein, "hat Fußball für überzeugte Fans das Zeug zur Religion".

Schnepel und die meisten Anhänger der "Totalen Offensive" leben, anders als der Name ihrer Bewegung vermuten lässt, nicht komplett für den Fußball. Für sie sind die Spiele in den deutschen Stadien oder jetzt bei der Europameisterschaft in Polen und der Ukraine nicht das allein seligmachende Elixier. "Leben ist mehr als Fußball", sagt der 63-Jährige, vergisst dabei aber auch nicht, seinen Werder-Schal zu schwenken. Aufschrift: "Wir sind anders."

"Fußball muss nicht radikalisieren - er kann auch Brücken schlagen"

"Fußball ist die schönste Nebensache der Welt", bringt es Schnepel auf den Punkt. Und "Offensive"-Begründer Uwe Grantien aus Hamburg ergänzt, wichtig sei Verbindendes. "Das ist die Liebe zum Fußball, der Sport, der Brücken schlagen kann." Das treibt auch die Gründer anderer christlicher Faninitiativen in Deutschland um. So drücken in Köln die nach eigenen Angaben "frommsten Fans" von "tora et labora" ihrem 1. FC die Daumen, in Stuttgart sind es die "CVJM Buaben". In Wolfsburg jubelt "In christ united" für den VFL, in der niedersächsischen Landeshauptstadt "These 96" für Hannover.

"Respekt steht an erster Stelle"

Vielerorts gehört auch soziales Engagement zur christlichen Fankultur. So engagiert sich die "Offensive" in Hamburg gegen Sucht und Drogen, organisiert Aktionen für Kinder. Die Bremer kümmern sich um Mädchen und Jungen, die unter der Armutsgrenze leben. Die Dortmunder leisten Hilfe für Menschen, die etwa durch Arbeitslosigkeit oder familiäre Konflikte in eine soziale und persönliche Schieflage geraten sind.

Ganz selbstverständlich laden sich die "Offensiven" gegenseitig ein, feiern vor Spielen gemeinsame Gottesdienste, essen zusammen. "Dann geht's ab zum Stadion, wo wir den anderen eine faustdicke Niederlage wünschen, bevor wir uns trennen und in unsere Fanblocks gehen", schmunzelt Schnepel. "Alles andere wäre unehrlich." Und trotzdem betont der Bremer: "Der Respekt voreinander steht immer an erster Stelle."

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