Computergenerierte Bildwelten in der Kulturkirche St. Petri Lübeck
11. Oktober 2019
Eine Doppelausstellung der Berliner Künstlerin Una Hepburn wird am Sonntag (13. Oktober) in Lübeck eröffnet. Die Kulturkirche St. Petri und die Overbeck-Gesellschaft zeigen unter dem Titel "Translation" Installationen der 24-Jährigen.
Mit Hilfe von Computerprogrammen hat Hepburn Sprache in Bilder übersetzt. Das Ergebnis sind in erster Linie abstrakte Bilder, die in ihren Formen und Farben unterschiedlich ausfallen.
„Hepburn schafft es, die neuen Medien in die Kunst miteinzubeziehen und trotzdem auf die klassische Malerei zu verweisen”, sagte der Kurator und Direktor der Overbeck-Gesellschaft, Oliver Zybok, am Donnerstag in Lübeck.
Una Hepburn kann selbst schwer in Worte fassen, wie ihre Werke entstehen. Ihre neuesten hängen in der St. Petri-Kirche. Es sind 16 großflächige Plakate, die zum Teil wie unscharfe Fotografien, mal aber auch wie Werke aus der Epoche des Dadaismus um 1920 wirken.
„Sprache, Denken und Wirklichkeit” inspiriert Hepburns Arbeiten
In der letzten Reihe vorm Altar hängen vier Plakate hintereinander, auf denen Wellen zu sehen sind. Unter den Bildern sind kurze Sätze wie „Er zittert” oder „Es blitzt” zu lesen, die in vier verschiedene Sprache übersetzt sind. Sie stammen aus dem Buch „Sprache, Denken und Wirklichkeit” von Benjamin Lee Whorf (1897 bis 1941) - dem Ausgangspunkt für Hepburns Arbeiten.
„Mir geht es immer um die Beziehung zwischen Bild und Sprache. Schließlich hatte ich die Idee, Texte mit Hilfe von Algorithmen in Bilder zu übersetzen”, sagt Hepburn, die an der Universität der Künste in Berlin studiert hat und gerade ein Fernstudium in Übersetzungswissenschaften absolviert.
Seit fünf Jahren beschäftigt sie sich mit dem Thema. Sie versuchte auch, selbst Sprache in Bilder zu übersetzen. Das sei ihr aber zu subjektiv gewesen, erklärte sie. „Stattdessen experimentierte ich mit verschiedenen Software-Programmen, in denen ja unendlich viele Informationen enthalten sind.”
Bilder und Algorithmen
Hepburns Installationen machten bewusst, wie sehr die Bildwelten auf von Menschen kontrollierten Algorithmen beruhen, so Zybok. "Die Gefahr der Manipulation ist groß." Hepburn selbst geht es bei ihren Arbeiten mehr um die spielerische Seite - und die Kunst. "Ich bin nicht naiv und sehe auch die Gefahr. Aber ich finde es einfach spannend, mit diesen Programmen zu arbeiten."
Una Hepburn wurde in Belgrad geboren und zog 1999 aufgrund des Bürgerkriegs in Serbien mit ihren Eltern in die Niederlande. Zum Studium ging sie nach Berlin, wo sie bis heute lebt. In Hamburg läuft in der Genscher Galerie noch bis zum 2. November eine Einzelausstellung der Künstlerin.