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Das Kreuz mit der Nachfolge: Wer führt künftig Deutschlands Protestanten?

Wer führt künftig Deutschlands 23,4 Millionen Protestanten?
Wer führt künftig Deutschlands 23,4 Millionen Protestanten?© iStock

29. Oktober 2014 von Thomas Schiller

Hamburg/Hannover. Nikolaus Schneider tritt als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland ab. In der kommenden Woche entscheidet die Synode über die Nachfolge. Gute Chancen haben zwei amtierende Bischöfe. Oder kommt ein Überraschungskandidat?

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) steht vor einem Führungswechsel: Der Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider (67) hat Ende Juni seinen Rücktritt angekündigt, um mehr Zeit für seine an Krebs erkrankte Frau Anne zu haben. Am 11. November wird seine Nachfolge an der Spitze des Rates geregelt. Die EKD trifft bei ihrer Jahrestagung in Dresden eine Vorentscheidung darüber, wer die deutschen Protestanten in das Jahr des 500. Reformationsjubiläums führt. Bis 2017 bleibt noch viel zu tun.

Schneider legt ein Amt nieder, das er nie angestrebt hat. Nach dem Rücktritt seiner Vorgängerin Margot Käßmann war ihr Stellvertreter Schneider im Februar 2010 zunächst kommissarisch nachgerückt und im folgenden November an die Spitze des Rates gewählt worden. Nun wird es bereits den dritten Vorsitzenden in der laufenden sechsjährigen Amtszeit geben, die noch bis 2015 geht - in der Geschichte der EKD ein einmaliger Vorgang. 

Kommt Bischof Bohl für einen kurzen Übergang?

In den vergangenen Wochen wurde diskutiert, wer das Amt für die letzten zwölf Monate der Legislaturperiode übernehmen könnte. Stellvertretender Ratsvorsitzender ist der sächsische Bischof Jochen Bohl (64). Würde er nachrücken, stünde im nächsten Jahr wohl ein weiterer Führungswechsel an. Denn wenn im November 2015 eine neu zusammengesetzte Synode einen neuen Rat wählt, ist Bohl im Ruhestandsalter.

 

Gute Chancen werden dem bayerischen Bischof Heinrich Bedford-Strohm (54) eingeräumt, der bereits dem Rat angehört. Auch er steht - wie Bohl - an der Spitze einer lutherischen Landeskirche. Und ein Lutheraner - so sagen viele in der EKD - sei "jetzt dran". Der konfessionelle Unterschied zwischen Lutheranern, Reformierten und Unierten spielt in der evangelischen Kirchenpolitik noch immer eine wichtigere Rolle als in der Öffentlichkeit oder in vielen Gemeinden vor Ort. Seit 1985 kamen alle fünf Ratsvorsitzenden - abgesehen von dem viermonatigen Intermezzo von Margot Käßmann - aus unierten Landeskirchen.

Diese Überraschungskandidaten werden gehandelt

Über einige weitere Namen ist in den Medien spekuliert worden: Ralf Meister (52), der Landesbischof Hannovers, ist Lutheraner, während der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung (54) einer unierten Kirche vorsteht. Beide sind bislang nicht im Rat - wie auch die zwei Frauen an der Spitze von Landeskirchen, Ilse Junkermann (57) aus Mitteldeutschland und Annette Kurschus (51) aus Westfalen. Sie sind bislang auch nicht als Nachrücker für den frei werdenden Ratssitz von Nikolaus Schneider vorgeschlagen.

Für dieses Mandat ist derzeit der Berliner Bischof Markus Dröge (60) einziger Kandidat. Offen ist, ob die Synode in Dresden noch weitere Bewerber vorschlägt. Erst soll der 15-köpfige Rat wieder komplettiert werden. Dann erfolgt die Wahl des Vorsitzenden in mehren Schritten: Der Rat tritt zusammen und einigt sich auf eines seiner Mitglieder. Danach ist die Zustimmung von Synode und Kirchenkonferenz erforderlich. Das Placet vom Kirchenparlament sowie der Vertretung der 20 Landeskirchen war aber in der Vergangenheit eine Formsache.

Auch auf der Synoden-Agenda: Friedensethik und Sterbehilfe

In Dresden wird aber nicht nur gewählt. Die 126 Synodalen stehen vor vielfältigen Aufgaben. Es wird erwartet, dass die EKD-Synode in der Friedensethik-Debatte Position bezieht zu den Kriegen in der Ukraine sowie im Nahen und Mittleren Osten - und zu den Folgen der Konflikte: den nach Deutschland flüchtenden Menschen. Diese Entwicklungen waren nicht abzusehen, als sich das Kirchenparlament 2013 ihr eigentliches Schwerpunktthema für dieses Jahr setzte: "Kommunikation des Evangeliums in der digitalten Gesellschaft". "Wir werden auch im November 2014 keine abschließenden Antworten finden", räumt die Präses der Synode, Irmgard Schwaetzer, im Vorwort eines Themen-Lesebuchs ein.

Sicherlich wird bei der Synode ebenfalls die Sterbehilfe zur Sprache kommen - nicht nur wegen der Gesetzesberatung im Bundestag, sondern auch nach den Interviews des Ratsvorsitzenden und seiner Frau. Die Schneiders haben im Sommer das Dilemma zwischen offizieller EKD-Position und persönlicher Gewissensnot offenbart: Der Ratsvorsitzende würde auch gegen seine Überzeugung treu an der Seite seiner schwer kranken Gattin stehen, wenn diese etwa in der Schweiz ihrem Leben ein Ende setzen wollte. Dass Nikolaus Schneider jüngst in einer Talkshow von Therapie-Erfolgen bei seiner Frau Anne berichtete, lässt hoffen, dass es soweit nicht kommt.

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