Das Michel-Wimmelbild nimmt Formen an
06. Juli 2015
Hamburg. Es ist zwei mal drei Meter groß und soll in der Krypta des Michel hängen. Momentan entsteht das Wimmelbild, mit dem zwei neue Glocken finanziert werden sollen. 300 Michel-Fans lassen sich auf dem Bild verewigen – aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Sie hatte es sich einfach in den Kopf gesetzt: Lola wollte im Michel getauft werden. Ihre Entscheidung stand fest, nachdem die Elfjährige mit ihrer Klasse den Michel besichtigt hatte. In dieser imposanten Kirche in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen zu werden, das wäre doch schön. Nur ein paar Wochen später war es tatsächlich so weit: Lola Möckels Taufe wurde im Michel gefeiert. Und weil die Schülerin Hamburgs berühmteste Kirche so gern mag, machte Mutter Christin Haenschke ihr ein Geschenk: einen Platz auf dem großen Wimmelbild, das ab Oktober in der Krypta hängen soll.
Wenn das Bild enthüllt wird, dann ist Lola eine von 300 Figuren. Auf dem zwei mal drei Meter großen Bild wird es also von Menschen nur so „wimmeln“, woher das Bild auch seinen Namen hat. Die Idee zu der Aktion kommt von der Michel-Stiftung, damit soll Geld eingesammelt werden für die beiden neuen Glocken im Turm. 250 000 Euro kosten die Glocken, weitere 100 000 Euro sind veranschlagt für die Kosten der Arbeiten. Für einen Standard-Platz auf dem Wimmelbild zahlen die Michel-Fans 75 Euro, VIP-Plätze werden meistbietend versteigert. Und das mit Erfolg: „Knapp 30 000 Euro haben wir mit der Aktion gesammelt“, freut sich Michael Kutz, Geschäftsführer der Michel-Stiftung.
Wahl-Australier auf Wimmelbild
Grund zur Freude hat auch Lola: Sie ist zum Live-Zeichnen für das Wimmelbild gekommen, das in der Budni-Filiale in der Europapassage stattfindet. Zwischen den Regalen haben drei Zeichner des Künstlerkollektivs „Der 6te Lachs“ Platz genommen. Sie zeichnen Porträts von Lola in drei unterschiedlichen Richtungen. 20 Minuten lang schwingt das Trio die Stifte, dann darf Lola sich aussuchen, wie sie auf dem Wimmelbild aussehen soll. Schnell hat sie sich entschieden. Und damit auf dem Bild später viel Leben herrscht, wird jeder bei einer Tätigkeit verewigt. „Beim Fußball spielen oder Skateboard fahren“, so wünscht es sich Lola.
Vom großen Interesse am Wimmelbild ist Michael Kutz begeistert: „Es ist schön zu sehen, wer alles den Michel liebt“, sagt er. Die Menschen hätten sich aus ganz unterschiedlichen Motiven verewigen lassen wollen: Kutz erzählt von dem Ehepaar, das mit einem Foto seines Sohnes kam. Er lebt in Australien und hat dank des Wimmelbilds jetzt eine weitere Verbindung zu seiner alten Heimat. Gezeichnet wird er übrigens mit einem Känguru auf dem Arm – wie es sich für einen Wahl-Australier gehört. Eine ältere Dame brachte das Foto ihres verstorbenen Mannes mit, von dem sie erzählte, dass er immer gern im Michel war.
Enthüllung am 27. September
Eine Überraschung plant das Ehepaar Ising. Sie wollen mit der Zeichnung ihren beiden Enkelkindern eine Freude machen, die in Düsseldorf leben. „So schaffen wir eine Erinnerung, die Generationen überdauert“, sagen Margrit und Ulrich Ising. Bei einem ihrer nächsten Besuche in Hamburg sollen Hannah (8) und Gilie (6) dann ihre Großeltern auf dem Wimmelbild entdecken.
Doch bis das Bild fertig ist, liegt noch eine Menge Arbeit vor den Künstlern. Sie müssen jetzt die Porträts in das endgültige Gemälde einfügen. Etwa 400 Arbeitsstunden würden sie dafür noch brauchen, schätzen sie. Die Frist für die Künstler steht bereits, denn am Sonntag, 27. September, soll das Wimmelbild der Öffentlichkeit präsentiert werden. An diesem Tag findet auch die ökumenische Weihe der Glocken statt.
Bis zu diesem Tag müssen auch alle warten, die sich haben zeichnen lassen. Erst dann sieht auch Lola zum ersten Mal ihre endgültige Zeichnung. Fortan soll das Wimmelbild permanent in der Krypta hängen – und Lola hat einen Platz für die Ewigkeit in ihrer Lieblingskirche.
Info
Auf <link http: www.ebay.de itm einzel-ihr-ehrenplatz-auf-dem-michel-wimmelbild- _blank link-extern>www.ebay.de kann man noch Ehrenplätze erwerben. Sie kosten per Sofortkauf 200 Euro.