Evangelische Zeitung:

Das Pfarrhaus zwischen Mythos und Wirklichkeit

Zu den typischen Vertretern des friesischen Steinhauses gehört das Pfarrhaus in Stapelmoor. Dieser Bautyp entstand etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts im Herrschaftsgebiet der ostfriesischen Häuptlinge.
Zu den typischen Vertretern des friesischen Steinhauses gehört das Pfarrhaus in Stapelmoor. Dieser Bautyp entstand etwa um die Mitte des 14. Jahrhunderts im Herrschaftsgebiet der ostfriesischen Häuptlinge.© Jens Schulze

26. September 2013 von Simone Viere

Das evangelische Pfarrhaus: Fast 500 Jahre hat es auf dem Buckel, aber das Fundament bröckelt. Überall wird über die Zukunft der Dienstwohnungspflicht diskutiert. Oft geht es um profane Dinge: Das Haus ist zu groß für den neuen Pfarrer. Gemeinden fusionieren – wo wohnt die Pfarrerin? Am Pfarrhaus lassen sich diverse Themen rund um die Zukunft von Kirche, Gemeinde und Pfarramt beispielhaft diskutieren.

In der Debatte zeigt sich, dass das Stichwort Bilder hervorruft, denen Menschen sich kaum entziehen können: Was ist das Pfarrhaus – efeuberankte Idylle, Zuflucht für Notleidende, Kaderschmiede, Ort vorbildlichen christlichen und familiären Lebens? Oder eine veraltete Lebensform aus Zeiten, in denen die ganze Familie noch dem Beruf des Vaters untergeordnet wurde? Das Pfarrhaus polarisiert, es fordert heraus, es berührt, es macht nostalgisch oder es regt auf. 

Wie lebt es sich im Pfarrhaus des 21. Jahrhunderts? Zunächst muss man sich klar machen, dass sich hinter der verallgemeinernden Rede von "dem evangelischen Pfarrhaus" eine enorme Bandbreite an Lebenssituationen verbirgt: Die Unterschiede zwischen Stadt und Land, zwischen Größe und Ausstattung der Häuser sind groß, die Lage in der Gemeinde kann ebenso verschieden sein wie die Lebensform der Bewohner. Dies stellt sich bei näherer Betrachtung in früheren Zeiten übrigens ähnlich dar. Ein erster Schritt wäre folglich, von der gern gehörten Auffassung abzukommen, "das Pfarrhaus" sei an sein Ende gekommen.

Veränderte Herausforderungen für Pastoren und Pastorinnen

Für Pfarrerinnen und Pfarrer stellen sich aber durchaus veränderte Herausforderungen. Biographien und Familienkonstellationen verändern sich. Dem Wohnumfeld wird mehr Bedeutung beigemessen, auch weil man weiß, dass dadurch die Zufriedenheit im Beruf wesentlich mitbestimmt wird. Auf die "Work-Life-Balance" wird verstärkt geachtet, die in hohem Maße auch davon abhängt, ob Berufliches und Privates innerlich wie äußerlich getrennt werden können.All diese Themen sind mit dem Pfarrhaus verwoben, dazu die Frage nach der finanziellen Lage der Kirchen, nach der Präsenz der Kirche auch im ländlichen Raum, nach einer zeitgemäßen Ausgestaltung des Pfarramts im 21. Jahrhundert… Das macht die Debatte unübersichtlich, oft emotional, aber zugleich so spannend. 

In jedem Fall gilt: Es könnte Menschen für ihre Gemeinde und ihre Kirche einnehmen, wenn das Pfarrhaus nicht überfrachtet, sondern als Lebensort begriffen wird, der sich aktuellen Herausforderungen stellt. Dann hat auch das evangelische Pfarrhaus eine Zukunft – mit einer Vielfalt an Lebenswegen und -formen, die auch in unserer Kirche präsent ist. 

Autorin Katrin Hildenbrand ist ev. Theologin an der Uni Marburg und Autorin von „Geschlechterkonstruktionen im Pfarrhaus", in: Simone Mantei (Hrsg): „Geschlechterverhältnisse und Pfarrberuf im Wandel“, Stuttgart 2013, 29 Euro 

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