Friedhofspastorin

Der Tod gehört für sie zum Leben

Pastorin Birgit Berg auf dem Bramfelder Friedhof. Den Schal trägt sie bei jeder Beerdigung
Pastorin Birgit Berg auf dem Bramfelder Friedhof. Den Schal trägt sie bei jeder Beerdigung© Timo Teggatz / Evangelische Zeitung

21. November 2014 von Timo Teggatz

Hamburg. Birgit Berg hat eine herausfordernde Arbeit: Die 59-Jährige arbeitet als Friedhofspastorin des Kirchenkreises Hamburg Ost. Bis zu vier Beerdigungen betreut sie jede Woche. Auch wenn der Tod für sie zum Alltag gehört, hat sie trotzdem Spaß am Leben.

Der Schal ist immer dabei. Bei jeder Beerdigung trägt Birgit Berg ihn über dem Talar. Und das hat durchaus etwas Symbolisches. Die Pastorin hat ihn vor vielen Jahren aus Guatemala mitgebracht – „handgemacht von Ur-Einwohnern, die schwere Zeiten durchgemacht haben, aber gastfreundlich und hilfsbereit geblieben sind.“ Der Schal, sagt sie, gebe ihr Kraft.

Kraft kann sie manchmal gut gebrauchen, denn Birgit Berg hat eine herausfordernde Aufgabe. Seit knapp neun Monaten arbeitet sie als Pastorin im Friedhofspfarramt für Trauerbegleitung und Bestattungskultur  des Kirchenkreises Hamburg Ost. Zwei bis vier Beerdigungen gestaltet sie pro Woche, meist unter besonderen Konstellationen: Sie ist zuständig, wenn die Angehörigen sich zu keiner Gemeinde zugehörig fühlen.

In Planung: Trauergespräche via Skype

Oft kommt auf dem Ohlsdorfer Friedhof vor, dass Menschen in ihrem Familiengrab bestattet werden sollen, auch wenn sie gar nicht mehr in Hamburg leben. Dann wird Birgit Bergs Arbeit international, so wie neulich: Der Familienvater war im Ausland gestorben, der Sohn lebte in Spanien und die Tochter war nach Kanada ausgewandert. „Auf ein direktes Trauergespräch muss ich dann verzichten“, erzählt sie. Stattdessen greift sie zum Telefonhörer oder schreibt Mails. In Zukunft möchte sie mehr moderne Technik einbinden und mit den Hinterbliebenen via Skype sprechen – „wegen des Augenkontakts“. Noch, sagt sie, laufe der Dienst für Videotelefonate auf ihrem Computer aber zu fehlerhaft.

Als Friedhofspastorin ist sie zuständig für den Friedhof Ohlsdorf und zudem für die 34 evangelischen Friedhöfe des Kirchenkreises – eine Aufgabe, die es zuvor nicht gegeben hat. Sie soll sie in der Öffentlichkeit bekannter machen und die Themen Trauer und Bestattungskultur stärker in den Fokus rücken. Dafür setzt Birgit Berg auf eigene Schwerpunkte: Das Thema, wenn Eltern in der Schwangerschaft Kinder verlieren, liegt ihr sehr am Herzen, nicht zuletzt, weil sie zuvor als Seelsorgerin in der Asklepios-Klinik Barmbek arbeitete. Der Komplex Suizid beschäftigt sie genauso wie der Umgang mit  Schuldgefühlen. Wie werden Menschen damit fertig, wenn jemand stirbt, dem sie jahrelang etwas Wichtiges verheimlicht haben? Zu diesen Themen möchte sie hilfreiche Angebote und  Themengottesdienste entwickeln.

Zum Abschalten hilft ihr ein langer Spaziergang

Wenn man jeden Tag mit dem Tod zu tun hat – kann man dann noch Spaß am Leben haben? „Oh, ja“, sagt Birgit Berg, ihre Arbeit sei sehr erfüllend. Denn sie lerne sehr gern Menschen und ihre Lebensgeschichte kennen. „Ich kann auch in schwersten Verlusten helfen. Dann finden Trauernde ihre kreative Kraft wieder.“ Um ihre Aufgabe zu bewältigen, hilft Birgit Berg ihre eigene Geschichte. Verlust hat sie selbst schon früh erlebt.

Trotz der besonderen Tätigkeit: Nach Feierabend kann Birgit Berg abschalten – meistens jedenfalls. Nach dramatischen Fällen brauche sie etwas Abstand. „Manchmal reicht ein langer Spaziergang“, sagt sie. Oder sie spricht mit ihrem Supervisor, der eine therapeutische Ausbildung hat. Mit ihrem Ehemann kann sie sich ebenfalls austauschen: Denn auch er arbeitet als Pastor.

Info

Am kommenden Sonntag, dem Ewigkeitssonntag (23. November), lädt Pastorin Berg zu einem Gottesdienst in die Fritz-Schumacher-Halle auf dem Friedhof Ohlsdorf. Beginn ist um 11 Uhr. Es soll der Verstorbenen gedacht werden.

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