Bischöfe aus dem Sprengel Mecklenburg und Pommern auf der Landessynode:

Dialog mit Menschen ohne konfessionelle Bindung

Bischof Dr. Abromeit und Bischof Dr. von Maltzahn hielten vor der Synode einen Bericht über den Sprengel Mecklenburg und Pommern
Bischof Dr. Abromeit und Bischof Dr. von Maltzahn hielten vor der Synode einen Bericht über den Sprengel Mecklenburg und Pommern© Nordkirche

22. November 2014

Lübeck-Travemünde. „Kirche im Dialog, Kirche mit einer Mission – Streiflichter einer Suchbewegung“ – unter dieses Thema haben die Bischöfe im Sprengel Mecklenburg und Pommern, Dr. Andreas v. Maltzahn und Dr. Hans-Jürgen Abromeit, heute (22. November) ihren gemeinsamen Bericht auf der Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) gestellt. Damit gingen die bei-den Theologen auf die Herausforderungen und Chancen ein, die die Begegnung mit Menschen ohne konfessionelle Bindung bietet.

„Konfessionslosigkeit ist der Normalfall im Osten“, deutete Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit die Statistik. Mehr als 75 Prozent aller Einwohner in Mecklenburg-Vorpommern sind ohne konfessionelle Bindung. Bischof Dr. Andreas von Maltzahn fragte nach den Gründen und unterstrich, dass es zuallererst die Aufgabe sei, zu verstehen: „Wie ‚tickt‘ ein Mensch ohne Glauben an Gott? Was erfüllt sein Leben? Was trägt ihn in Krisen?“ In einem zweiten Gedankengang stelle sich die Frage, was das für die Kommunikation des Evangeliums von Jesus, dem Christus, bedeutet.

So ist es Aufgabe der Arbeitsstelle „Kirche im Dialog“ in Rostock, dass die Nordkirche dialogfähiger in der Begegnung Menschen ohne konfessionelle Bindung wird. Schließlich sollen diese, „nicht als defizitär, als bloße Objekte kirchlicher Bemühungen in den Blick genommen werden“, formulierte der Bischof. Vielmehr ginge es um eine „Begegnung in Respekt“. Schon länger gebe es dazu eine Suchbewegung nach verständlicher Sprache, angemessenen Begegnungsräumen und gelingenden Projekten. Beispiele sind die 20 evangelischen Schulen, die offenen Kirchen und Angebote für Urlauber, die Tage Ethischer Orientierung, die Regionalzentren für demokratische Kultur in Stralsund und Rostock, das Volxmobil, das Kino-Kirchen-Projekt „Starke Stücke“ oder die Medienwerkstatt in Jabel. Aber ebenso die tagtägliche Arbeit in den Gemeinden, den diakonischen Einrichtungen, den Seelsorge- und Beratungsdiensten sei für alle Menschen da und frage nicht nach Mitgliedschaften.

Der Schweriner Bischof zog erste Schlussfolgerungen für die kirchliche Arbeit aus der jüngsten Befragung der Arbeitsstelle „Kirche im Dialog“. Eines der überraschendsten Ergebnisse ist, dass knapp die Hälfte der befragten Nichtmitglieder an der Kirche schätzt, dass man nicht perfekt sein müsse, um angenommen zu werden. „Diese Erfahrung ist eine Kernaussage unseres Glaubens. Sie erreicht also offenbar auch diese Menschen“, so der Bischof. Deshalb sei es in der Beziehung zu Konfessionslosen sinnvoll, kirchliche Gemeinwesenarbeit und Bildungsarbeit fortzuführen und zu verstärken.

Zum einen ist es wichtig, die eigene Arbeit auch mit den Augen anderer Menschen zu sehen. Und ebenso ist laut von Maltzahn, ein ‚forciertes Miteinander‘ im Sinne eines gemeinsamen Engagements für gemeinsame Interessen nötig. „Wer diesen Dialog allerdings vordergründig auf die Gewinnung von Mitgliedern ausrichtet, muss mit Frustrationen rechnen“, so der Bischof. Dennoch gilt es, das wahrzunehmen und zu schätzen, was schon jetzt möglich ist. So sind Konfessionslose – unabhängig von Mitgliedschaftsfragen – ansprechbar und engagiert, wo es ihren persönlichen Bedürfnissen entspricht, insbesondere im Blick auf Kindertagestätten und Schulen, die Arbeit in diakonischen Einrichtungen oder das Musizieren. Die Nordkirche wird nach den Worten von Bischof v. Maltzahn insgesamt „an Anziehungskraft und Glaubwürdigkeit gewinnen, wenn sie einfacher, solidarischer und ‚evangelischer‘ wird“.

Mit den Worten Dietrich Bonhoeffers fragte der Greifswalder Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit: „Wie kann Christus auch Herr der Religionslosen werden?“ Bonhoeffer hatte aufgrund seiner Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus bereits in den 1940er Jahren für einen Wechsel von der „Volkskirche“ hin zu einer „Missionskirche“ plädiert. Bischof Abromeit: „Seine Grundfrage dabei lautet: Wie kann Christus der Herr derjenigen werden, in deren Leben für Gott kein Platz ist – nicht nur, weil sie ihm keinen Platz einräumen wollen, sondern weil der Prozess des Mündigwerdens des Menschen objektiv keinen für Gott reservierten Bereich mehr übriggelassen hat?“ Antwort auf diese Frage zu geben ist seit zehn Jahren Aufgabe des Greifswalder Instituts für Evangelisation und Gemeindeerneuerung (IEEG), ein Institut der Theologischen Fakultät der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, das durch Vertrag mit der Nordkirche verbunden ist.

Das wichtigste Ergebnis der Forschungsarbeit des IEEG fasste Abromeit so zusammen: „Mission ist möglich. Es geschieht, dass Menschen sich dem christlichen Glauben zuwenden. Und es geschieht mitten in unserer Volkskirche.“

Wichtig für einen ersten Anstoß seien meist Freunde oder Gemeindeglieder. Erst in einer zweiten Phase spielten dann Pastorinnen und Pastoren eine größere Rolle. Abromeit: „Der persönliche Kontakt ist von entscheidender Bedeutung.“ Hilfreich seien dann kirchliche Angebote und Veranstaltungen. Glaubenskurse etwa hätten für viele Menschen auf dem Weg zum Christsein eine wichtige Rolle gespielt. Allerdings: In den seltensten Fällen geschehe ein Wechsel von der Konfessionslosigkeit zum Glauben über Nacht. Der Greifswalder Bischof zitierte aus einer Studie des IEEG: „Veränderungen der Glaubensbiographien brauchen ihre Zeit. Für die Hälfte der Befragten dauerte der Weg vom ersten Anstoß zum Glauben bis zum eigenen Glauben mehr als sechs Jahre.“ Abromeit hob hervor: „Im Umgang mit Konfessionslosen hilft es nicht auf den schnellen Erfolg zu setzen. Es ist wichtig Begegnungsflächen zu schaffen, gemeinsam sich für die Gesellschaft einzusetzen und dabei die Türen zur Gemeinde einladend offen zu halten.“

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