21.August 2019 | Rendburger Christkirche

Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiterinnen und Arbeiter …

21. August 2019 von Bischof Gothart Magaard

Kurzpredigt im Rahmen des Sprengelkonventes im Sprengel Schleswig und Holstein

(Es gilt das gesprochene Wort!)

Und Jesus zog umher in alle Städte und Dörfer, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen. Und als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren geängstet und zerstreut wie die Schafe, die keinen Hirten haben. Da sprach er zu seinen Jüngern: Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiter. Darum bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.

Liebe Schwestern und Brüder,

ein Wort steht über dem heutigen Tag – wir haben es eben op platt von unserem Öllermann gehört.

Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiterinnen und Arbeiter … heißt es dort.

Als dieser Abschnitt aus dem Evangelium nach Matthäus mitten in den Sommerferien als Predigttext dran war, es war der 5. Sonntag nach Trinitatis, hat vermutlich die eine oder der andere unter uns direkt an das gedacht, was uns in den kommenden Jahren und Jahrzehnten beschäftigen wird, ja, was viele schon längst beschäftigt.

In den Kirchengemeinden, in Kirchspielen und Kirchenkreisen wird diskutiert, wie es mit dem Perspektiven des Jahres 2030 vor Augen schon heute weitergehen soll. Denn wir werden weniger – zu wenige, um in den Gemeinden, den Diensten und Werken so weiterzumachen wie bisher.

Und schon heute mag es einen jammern, wenn eine Pfarrstelle zu besetzen ist und niemand Interesse zeigt. Auch wenn die Stadt oder das Dorf liebenswert ist, wenn der Kirchengemeinderat engagiert, das Pastorat in Ordnung und die umgebende Natur wunderbar ist.

Und dann entsteht sie: Vakanz, Leere in einem weiten Raum, mit vielem, das zu tun wäre, vor allem mit Menschen, die uns am Herzen liegen.

Und bisweilen führt eine solche Situation bereits heute zu Überlastung bei denen, die noch da sind. Zum Ringen mit den eigenen Erwartungen an uns selbst, an uns als Kirche,

zu dem Gefühl, allein gelassen zu sein, mit einer großen Menge an Verwaltungs- und Manageraufgaben und dem, was als das „Kerngeschäft“ von uns Pastorinnen und Pastoren gilt: die Seelsorge, der Gottesdienst, die Kasualien, der persönliche Kontakt, das Gespräch, die Begleitung der Menschen im Leben und Sterben, im Alltag und den besonderen Situationen des Lebens.

Daher gilt Ihnen allen an dieser Stelle auch mein Dank, stellvertretend als Dank unserer Kirche, für Ihren Dienst, für Ihr Mitdenken und Sorgen und Ihre Suche nach guten Lösungen vor Ort.  

Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiterinnen und Arbeiter …

Die Feststellung ist in der biblischen Überlieferung nur eine Momentaufnahme. Jesus handelt entschlossen. Er schickt seine Jünger los. Mit leichtem Gepäck. Es gibt ja ein altes chinesisches Sprichwort, das besagt: Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.

Und mir scheint auf Jesus einmal mehr Letzteres zuzutreffen: wenn das Land brach liegt, dann kann man sich nicht mehr auf das Tempelpersonal verlassen, dann müssen die Wanderpredigerinnen und Wanderprediger ans Werk.

Die mit dem leichten Gepäck, die den Kontakt suchen, die ganz da sind, doch dann auch wieder aufbrechen können. Die nicht auf Dauer wenigen viel geben, sondern möglichst vielen das, was gerade im Moment Not tut und möglich ist.

Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiterinnen und Arbeiter

Liebe Schwestern und Brüder,

selbstverständlich lässt sich diese Situation, von der in der biblischen Erzählung die Rede ist, nicht eins zu eins auf unsere Gegenwart übertragen.

Doch die Frage sollen wir uns wohl schon gefallen lassen: Ob wir als Kirche, als Pastorinnen und Pastoren im Aufbruch zu den Menschen sind, ob wir unser Gepäck leicht machen, oder ob wir die Last spüren.

Ob unser Bild von der Kirche das der Sesshaften ist, die die Gemeinschaft um die Kirchtürme pflegen, oder das der Nomaden, des wandernden Gottesvolkes, für die die einzelnen Kirchtürme wie Leuchttürme Orientierung bieten, auf einer Reise, die weitergeht.

Auf einem Weg, der auch Risikobereitschaft erfordert. Der uns selbst abverlangt, uns mit unseren eigenen Bildern von uns als Kirche, als Pastorenschaft, als Gemeinden und als Gemeinschaft der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden auseinanderzusetzen und nicht stehenzubleiben.

Keine Theologie reicht lebenslänglich, sie muss, im Karl Barth-Jahr sei es erinnert, „immer wieder mit dem Anfang anfangen“. Von Gottes Bewegung her muss sie unsere notwendige Bewegung, gedanklich und körperlich, suchen und finden. Und dort wird sie sie finden.

Wohin des Weg´ s ins Ungewisse?“ schreibt Wolf Wondratschek. „Das Licht am Ende des Tunnels brannte nicht oder einer hielt ständig seine Hand davor. Die Idee, das es meine eigene sein könnte, kam mir wenn überhaupt je, zu spät.“

Wir beschäftigen uns heute im Laufe des Tages auf ganz verschiedene Weise damit, wie wir dem, der das Licht dieser Welt ist, folgen können.

Wo wir als Kirche, als Landeskirche, Kirchenkreis oder Gemeinde selbst dieses Licht verstellen und wo und wie wir auch für uns persönlich dafür sorgen können, dass das Licht klar und hell für uns erkennbar ist.

Und ich erhoffe mir, dass wir miteinander Stärkung erfahren, neue Perspektiven entdecken, und einfach auch einander erzählen können – damit wir eben nicht zu spät erkennen, wie wir unseren Teil dazu beitragen können, um die nötige Bewegung, die richtige Veränderung zu vollziehen.

Die Ernte ist groß, aber wenige sind der Arbeiterinnen und Arbeiter

Liebe Schwestern und Brüder, am Anfang stand der Aufbruch Gottes hin zu den Menschen. Zu denen, die nahe sind. Und zu denen, die weit entfernt stehen, sich abwenden oder verständnislos den Kopf schütteln.

Der Aufbruch Gottes zu uns allen. Denn bei allen Herausforderungen, die vor uns liegen, ist uns zugesagt:

Er ist längst da, mitten unter uns. Und er sieht seine zerstreute Herde und er ermutigt uns, Gott groß zu glauben. Dazu helfe uns Gott. Amen.

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