Feedback aus dem Netz

Die Fünf-Sterne-Predigt

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13. März 2018 von Lena Modrow

Im Internet wird heutzutage alles bewertet, vom Staubsauger über Restaurants bis hin zum Arzt um die Ecke. Warum dann nicht auch mal die Predigt zur Diskussion stellen? Denn Feedback ist sehr wichtig – das sagen jedenfalls die Theologen, die das schon einmal selbst ausprobiert haben.

„Predigt-Testleser gesucht“ steht groß auf dem Blog von Jonas Goebel, Vikar in Hamburg-Bramfeld, denn er will es wissen: Bringt sein Text das rüber, was er sich beim Schreiben überlegt hat?

Klar, sein Anleiter im Vikariat, der liest alles, was er am Sonntag vor die Gemeinde bringen will. „Und zuallererst liest die Predigten meine Freundin, die auch Theologie studiert“, sagt Jonas Goebel. Doch er sucht nach einer breiteren Rückmeldung, einem „kontinuierlichen Feedback“, wie er es nennt.

"Wo bist du hängengeblieben?" - die Fragen zur Predigt

Rund 50 Leute haben sich schon über seinen Blog als Testleser registriert und wenn er seine Predigten an die losschickt, bekommt er in der Regel von etwa einem Fünftel auch eine Rückmeldung. „Ich stelle dazu Fragen, wie: An was denkst du nun direkt nach der Predigt? Was ist der Kern für dich? Wo bist du hängengeblieben?“, so Goebel.

Manche antworten in wenigen Sätzen, manche schreiben ganze Abhandlungen. Das Besondere ist: Jonas Goebel kennt seine Rezensenten nicht.  Für ihn ein Vorteil: „In der Gemeinde ist das natürlich manchmal schwierig mit so einem ehrlichen Feedback wegen des persönlichen Verhältnisses“, sagt er. „Im Netz kann man da die Anonymität nutzen.“

Der Kern des Textes wird herausgearbeitet

Und die führt auch dazu, dass Menschen ihm zuweilen sehr persönlich antworten. „Da komme ich schon manchmal an die Grenzen meines Erfahrungsschatzes“, sagt Göbel. Zum Beispiel, wenn eine ältere Frau, die gerade ihren Mann verloren hat, ihm schreibt, dass ihr ein Satz in der Predigt kein Trost spenden würde. „Das führt dann dazu, dass ich etwas streiche oder subjektiver gestalte“, sagt der Vikar. Und vor allem helfen die Rückmeldungen, den Kern der Predigt besser herauszuarbeiten.

Aber das Feedback, das bisher immer sehr konstruktiv gewesen ist, unterstützt nicht nur bei der Reflektion der Texte – sondern  auch beim späteren Vortrag. „Es hilft dabei, ein Gefühl zu bekommen, wo man später noch etwas verdeutlichen oder betonen muss“, sagt  er. „Am besten wäre es eigentlich, wenn ich den Text gleich eingesprochen zusenden würde.“

Predigten mit Klangqualität

Das macht Pastor Gunnar Engel aus der Gemeinde Wanderup (Schleswig-Flensburg): Er nimmt seine Predigten live im Gottesdienst auf und stellt sie auf seinen Blog und auf iTunes, zum Nachhören, zum Diskutieren. Damit werden sie in gewissser Weise zeitlos - mit einem interessantem Nebeneffekt: "Da kommt oft noch Feedback aus der Gemeinde zu Predigten, an die ich mich erst erinnern muss", sagt er.

Predigt-Feedback über Twitter

Die Idee der Predigtbewertung lässt eben Raum zum Spielen. Eine andere Art hat Philipp Kurowski, Pastor in der Kirchengemeinde Großsolt-Kleinsolt südlich von Flensburg, für sich entdeckt. Er stellt ab und an ein Destillat seiner Predigten auf Twitter unter dem Hashtag #twitterpredigt. Das heißt, er bringt sie auf zehn kurze Sätze, die jeweils  in 140 bzw. inzwischen 280 Zeichen passen. „Das ist eine gute Fingerübung, die Predigt im Kopf zu sortieren“, sagt er. „Und man kann dabei testen, ob der Gedanke in der Kürze noch funktioniert oder ob er zu banal wird.“

Dem Pastor geht es natürlich auch um die Rückmeldung der Netzgemeinschaft. „Einzelne Sätze erzeugen ein größeres Echo, werden auf einmal mehr gelikt und retweetet“, sagt Kurowski. „Das hilft bei der Predigtvorbereitung; man achtet dann stärker darauf, wie man diesen Satz platziert, damit er gut wirken kann.“ Er sagt jedoch auch: „Eine virtuelle Gemeinschaft ist schön, aber kann ein echtes Zusammensein nicht ersetzen.“

Kollegiale Praxisberatung mit #predmed

Gerade als Landpastor sei diese Form von Feedback für seine Arbeit aber wichtig, denn die sei von anderer Qualität als jene, die er nach dem Gottesdienst von den Besuchern erhalte. Ebenso nutzt er ab und an den Hashtag #predmed (Predigtmeditation) mit einem dahinter gesetzten Bibelkapitel wie etwa #predmed_1Petr1, um mit anderen theologisch Interessierten bestimmte Bibelstellen zu diskutieren. „Kollegiale Praxisberatung“, wie Kurowski das nennt.

Angestoßen hat das Hanna Jacobs (@hannagelb), Vikarin in Selsingen (Niedersachsen), zusammen mit den Twitternutzern @elisalocuta und @lectorsolus. „Ich habe einfach Ausschnitte aus meiner Examenspredigt gepostet, um zu sehen, ob die gut sind – und die Leute haben sie kommentiert“, sagt die Vikarin. Irgendwie hat sich das Ganze dann verselbstständigt: „Inzwischen sehe ich mindestens zwei bis drei in der Woche, die dazu schreiben.“ So bekommt man dann auch mal Feedback von einem anderen Publikum als sonst.

Und wer dann doch lieber zunächst in einem etwas geschützteren Raum mit seinen Gedanken bleiben möchte, dem sei eine der Facebook-Gruppen zur Predigtvorbereitung ans Herz gelegt. Mit so viel Rückmeldungen könnte die nächste Predigt vielleicht fünf Sterne bekommen, im Netz und außerhalb.

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