Porträt zum 65. Geburtstag

Die Hamburgerin Kirsten Boie ist ein Glücksgriff für das Kinderbuch

Die Hamburgerin Kirsten Boie – hier an der Alster – wird 65 Jahre alt
Die Hamburgerin Kirsten Boie – hier an der Alster – wird 65 Jahre alt© epd-Bild

09. März 2015 von Timo Teggatz

Hamburg. Ob es um Aids, Rassismus oder die Arche Noah geht: Kein Thema ist Kirsten Boie fremd. Die Hamburgerin zählt zu den erfolgreichsten Kinderbuch-Autoren Deutschlands. Ein Porträt zum 65. Geburtstag.

Den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen und an neuen Büchern arbeiten  – das ist nicht ihr Ding. Seit Kirsten Boie vor 30 Jahren ihr erstes Kinderbuch veröffentlichte, hat sie Hunderte von Lesungen veranstaltet und sich dabei immer gern den kritischen Nachfragen der Kinder gestellt. „Kinder sind unglaublich ehrlich“, sagt die Hamburger Autorin, die am 19. März 65 Jahre alt wird. „Und gerade das macht mir Spaß.“

Etwa, wenn sie offen sagen, dass sie den Ausgang einer Geschichte blöd finden, oder enttäuscht sind, weil am bundesweiten Vorlesetag statt eines prominenten Fußballers nur eine „Oma“ zu ihnen kommt. Wenn Kirsten Boie von solchen Begegnungen erzählt, lacht sie fröhlich. Dass sie zu den bekanntesten und erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautoren Deutschlands gehört, interessiert die meisten Kinder auf ihren Lesungen herzlich wenig. Und, so scheint es, Kirsten Boie auch nicht: „Ich habe einfach das Glück, dass mir immer wieder neue Geschichten einfallen, mit denen ich viele Leser erreiche“.

Einige Bücher wurden sogar verfilmt

Rund 80 Bücher hat sie bis heute veröffentlicht, einige sind verfilmt worden oder laufen als Serien im Kinderfernsehen. Für ihr Werk hat Boie zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 2007 den Sonderpreis des Deutschen Jugendliteraturpreises für ihr Gesamtwerk und 2006 den Evangelisches Buchpreis.

Dabei kam sie eher zufällig zum Schreiben. Kirsten Boie hatte als Lehrerin am Gymnasium und an Gesamtschulen in sozialen Brennpunkten Hamburgs unterrichtet, musste aber aufhören zu arbeiten, als sie ihr erstes Kind adoptierte. So verlangte es damals das Jugendamt. Die Erlebnisse ihres schwarzen Adoptivkindes schrieb sie 1985 in „Paule ist ein Glücksgriff“ auf. Da sich bislang noch kein Kinderbuch mit dem Thema Adoption beschäftigt hatte, veröffentlichte der Hamburger Oetinger-Verlag es sofort.

Ein echter Glückgriff, denn Boie blieb dem Verlag treu. All ihre Geschichten erscheinen hier: vom Krimi für Jugendliche bis zum Bilderbuch für die kleinsten Leser. Mit einem Augenzwinkern erzählt die Autorin in ihrem jüngsten Werk "Warum wir im Sommer Mückenstiche kriegen, die Schnecken unseren Salat fressen und es den Regenbogen gibt" über Streit und Versöhnung auf der Arche Noah.

Wie sie lesefaule Jungen überzeugt

Die spannenden Abenteuergeschichten vom „Seeräubermoses“ und dem kleinen Ritter Trenk sollen vor allem die oft lesefaulen Jungen für Bücher begeistern. Die Erlebnisse der Kinder aus dem Möwenweg und rund um das Meerschweinchen King Kong holen die Leser humorvoll im Alltag ab. Dabei hat Boie keine Berührungsängste mit Schimpfwörtern, Lügen oder starken Emotionen. In ihren Jugendromanen erzählt Boie unaufgeregt vom Angsthaben, Coolsein und Verletztwerden. Nicht selten greift sie dabei Vorurteile auf und kehrt sie um. Etwa, wenn in „Nicht Chicago, nicht hier“ ein Junge aus einer sozial schwachen Familie von einem Mitschüler aus dem reichen Bildungsbürgertum gemobbt wird. In ihrem jüngsten Jugendroman „Schwarze Lügen“ sind die Protagonisten aus Schwarzafrika Musterschüler, denen ein deutscher Klassenkamerad einen Raub in die Schuhe schiebt.

Ihr wohl persönlichstes Buch „Monis Jahre“ handelt von ihrer Kindheit in den 50erJahren in Hamburg, als sie, behütet und aus kleinen Verhältnissen stammend, die Oberschule besuchen durfte und sich ihr die Welt der Bücher erschloss.
Auch wenn Kirsten Boies Werke in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden und längst ein internationales Publikum haben, behält sie beim Schreiben vor allem die deutschen Kinder und ihr Lebensumfeld im Blick. Vor zwei Jahren aber hat sie eine Ausnahme gemacht. In „Es gibt Dinge, die muss man erzählen“ beschäftigt sie sich in vier Geschichten mit Aidswaisen im afrikanischen Swasiland, dem Staat mit der höchsten HIV-Rate der Welt.

Unterstützung für Waisen in Swasiland

Schon seit 2007 unterstützt die Schriftstellerin das Hilfsprojekt „MobiDiK“, das für die Waisen eine Betreuung, Unterkunft, Essen und den Schulbesuch organisiert. Mehrfach war Boie vor Ort. „Ich war so entsetzt und berührt vom Schicksal der Kinder und Jugendlichen, dass ich die Begegnungen mit ihnen in Geschichten verarbeiten musste“, erzählt sie. „An eine Veröffentlichung habe ich dabei zuerst überhaupt nicht gedacht.“

Schließlich siegte ihr Wunsch, dass Jugendliche in Deutschland vom Schicksal der Aidswaisen erfahren. Über die Reaktion ihrer Leser ist Boie immer wieder erstaunt: „Wenn ich Schülern der achten bis zehnten Klasse aus dem Erzählband vorlese, kann man eine Stecknadel fallen hören“.

Die Jugendlichen seien stets interessiert, mehr über Swasiland zu erfahren und sammelten direkt Ideen für Hilfsprojekte, schwärmt sie. Bei solchen Lesungen, gibt die Schriftstellerin zu, schlägt plötzlich wieder ihr Pädagogenherz: „Dann bedauere ich es doch ein bisschen, dass ich keine Lehrerin mehr bin und mehr Zeit mit den Kindern verbringen kann“.

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