"Die Schutzbefohlenen": Thalia-Inszenierung mit St. Pauli-Flüchlingen
12. September 2013
Hamburg. Ein gemeinsames Projekt plant das Hamburger Thalia Theater mit der St. Pauli-Kirche und der dort untergebrachten afrikanischen Flüchtlingsgruppe. In einer Urlesung soll der jüngste Text der Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek "Die Schutzbefohlenen" am Sonnabend (21. September, 19 Uhr) in der St. Pauli Kirche inszeniert werden, teilte der Intendant des Thalia Theaters Joachim Lux mit.
Etwa 20 Schauspieler des Theater-Ensembles werden an dem Projekt beteiligt sein. Es sollen Formen gefunden werden, die das Mitwirken der Flüchtlingsgruppe möglich machen. "Es muss eine Gemeinsamkeit entstehen", sagte Lux. Auch Elfriede Jelinek habe ihre Unterstützung zugesagt, und soll per Videoschaltung zu Wort kommen.
Flüchtlinge: "Der Öffentlichkeit zeigen, wer wir sind"
"Wir wollen der Öffentlichkeit zeigen, wer wir sind und was wir können", sagte Andreas, einer der Sprecher der Gruppe. Gemeinsam mit St. Pauli-Pastor Sieghard Wilm proben die Flüchtlinge derzeit in der Kirche. Wilm sei sehr gespannt auf die Aufführung. "Theater und Religion haben tiefe gemeinsame Wurzeln", sagte er.
Pastor Wilm: "Theater und Religion haben tiefe gemeinsame Wurzeln"
In dem Stück verarbeiten die 70 Flüchtlinge ihre Erfahrungen während des Libyen-Krieges, die anschließende Flucht über das Mittelmeer und den Aufenthalt in italienischen Flüchtlingslagern. Seit Anfang Juni leben sie in der St. Pauli-Kirche. Ihr italienisches "Touristen-Visum" erlaubt ihnen zwar den befristeten Aufenthalt in Hamburg, sichert jedoch weder Unterhalt, Arbeitserlaubnis, Unterkunft noch medizinische Versorgung.
Der Eintritt ist frei. Es wird eine Kollekte zur Unterstützung der Flüchtlinge geben.