Die Seele vom Michel - Heike Schröder ist seit 50 Jahren im Einsatz für die Hauptkirche
15. Januar 2013
Hamburg. Wenn Heike Schröder "Mein Michel" sagt, hat das einen besonderen Klang. Seit 50 Jahren arbeitet die gelernte Handelskauffrau für die Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. Bereits vor acht Jahren hat die Gemeinde sie offiziell "in den Ruhestand" verabschiedet, doch ihr ehrenamtliches Arbeitspensum blieb. "Wir feiern eine Goldene Hochzeit", sagte Hauptpastor Alexander Röder bei der Feierstunde am 14. Januar.
Die erste Begegnung mit der Hauptkirche hatte die gebürtige Niendorferin bereits 1952. Bei einem Schülerausflug nach St. Michaelis beeindruckte sie besonders ein Kanzelengel mit Bibel. Elf Jahre später entdeckte sie eine Stellenanzeige, in der eine persönliche Sekretärin für Michel-Hauptpastor Hans-Heinrich Harms (1914-2006) gesucht wurde. Bei ihrer Bewerbung 1963 habe sie sich die ausgeschriebene Stelle eigentlich "nur mal angucken" wollen, erinnert sie sich. Dann blieb sie 50 Jahre lang. "Der Michel ist mein Leben", sagt sie schlicht.
Tee kochen für Heinz Rühmann
60 Meter Akten hat Heike Schröder im Michel-Sekretariat gefüllt. Für Heinz Rühmann hat sie 17 Jahre lang englischen Tee gekocht, wenn er in den Krippenandachten gelesen hat. 26 Jahre hat sie im St. Michaelis-Chor gesungen und für vier Hauptpastoren gearbeitet. Als Hans-Heinrich Harms 1967 als Bischof nach Oldenburg ging, wurde Hans Jürgen Quest (1924-1999) 20 Jahre lang ihr Chef. 2005 ging Hauptpastor Helge Adolphsen nach 18 Dienstjahren in den Ruhestand - ihm folgte auch Heike Schröder kurze Zeit später, nachdem sie seinen Nachfolger Alexander Röder mit den Michel-Akten vertraut gemacht hatte.
Doch seit ihrer Pensionierung 2005 ist sie ehrenamtlich für die "Stiftung St. Michaelis" tätig. Sie berät Spender, die sich auf den bronzenen "Michel Tafeln" verewigen wollen, erledigt Schreibarbeit und ist jederzeit ansprechbar für Fragen rund um das Gotteshaus. "Ein wandelndes Geschichtslexikon von St. Michaelis", nennt Alt-Hauptpastor Helge Adolphsen seine langjährige Sekretärin liebevoll. "Sie weiß, wer in der Krypta an welcher Stelle liegt". Auch die Reihenfolge der 17 Michel-Hauptpastoren müsse sie nicht nachschlagen.
"Ein wandelndes Geschichtslexikon von St. Michaelis"
In den 50 Dienstjahren an Hamburgs Wahrzeichen hat die "Michaelitin" kaum einen Sonntagsgottesdienst verpasst. Einmal im Jahr fehle sie, gesteht sie freimütig. "Da fahre ich zum Geburtstag meiner Freundin." Aber sonst sitzt sie immer auf ihrem Lieblingsplatz, weit hinten gegenüber der Küsterloge. An den Wochentagen ist ihr Platz dann wieder im Stiftungsbüro. Von 8 bis 18 Uhr arbeitet sie ehrenamtlich für den Erhalt ihrer Kirche. "Geld nehme ich nicht an, sonst ist es ja kein Ehrenamt."
Zum 50jährigen Dienstjubiläum hat ihr die Gemeinde ein gerahmtes Bild von eben jenem Engel geschenkt, der als junges Mädchen ihr Herz entflammte. Die kleine Würdigung war der 72-Jährigen beinahe unangenehm. "Für mich ist die Arbeit hier etwas Selbstverständliches," sagte Heike Schröder. "Ich bin dankbar, dass ich noch gefragt bin."
