Ungewöhnliches Hobby

Die Weihnachtsgeschichte auf einer Kugel

Das Evangelium auf einer Kugel: Louis Pfeiffer und seine kleinen Kunstwerke
Das Evangelium auf einer Kugel: Louis Pfeiffer und seine kleinen Kunstwerke© tristan vankann / fotoetage

22. Dezember 2014 von Timo Teggatz

Oldenburg. Die Weihnachtsgeschichte hat es Louis Pfeiffer angetan. Mit winzigen Buchstaben schreibt er die Geschichte von der Geburt Jesu akribisch auf dünne Glaskugeln für den Christbaum – in einer Hand die Kugel, in der anderen den Lackstift.

Louis Pfeiffer gibt sich jeden Tag eine Kugel - genau eine. Bequem auf dem Sofa sitzend, schreibt er dann mit einem extrem dünnen weißen Lackstift winzig kleine Buchstaben auf die hauchdünne, rotglänzende Weihnachtskugel. „Freunde nennen mich auch den Kugel-Schreiber“, sagt er mit ansteckendem Lachen.

Rund anderthalb Stunden benötigt der 65-jährige Rentner aus Oldenburg, um die ganze Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium auf eine sechs oder acht Zentimeter große Christbaumkugel zu schreiben. Ausgedruckt bei normaler Schriftgröße wäre das eine ganze DIN A 4 Seite.

Lukas-Evangelium auf Ammerländer Platt

„Auf Hochdeutsch und Ammerländer Platt kann ich die Geschichte auswendig schreiben“, erzählt der frühere Medienberater, ohne von seiner filigranen Arbeit aufzublicken. Beim Scheiben dreht er die Kugel in der hohlen Hand immer wieder ein Stück weiter. Langsam aber sicher windet sich die stetig länger werdende Buchstabenspirale von der Spitze mit dem Krönchen zum Aufhängen bis zum „Südpol“ der Kugel. Schon als kleiner Junge habe er sehr klein geschrieben und ein Faible für Kalligraphie entwickelt, erzählt Pfeiffer.

Eine Freundin schenkte ihm vor fünf Jahren eine handbeschriebene Weihnachtskugel. Doch beim genauen Lesen stellte Pfeiffer fest, dass die Geschichte nicht vollständig war und zum Ende hin immer fantasievoller wurde. „Das hatte nichts mehr mit der Bibel zu tun.“ Da habe er sich gedacht: „Das kann ich besser“. Nach zehn bis zwölf Versuchen und diversen Stiften hatte er den Dreh raus. Fortan war er „Der Herr der Kugeln“.

Mittlerweile dürfte Pfeiffer weit mehr als 1 000 Kugeln beschrieben und zum großen Teil verkauft haben. Bei den traditionellen Kunsthandwerksbasaren der Region in der Adventszeit ist er stets dabei. „Da kommen Leute, die mich bitten, eine Kugel mit Geschichten, Gedichten oder in anderen Sprachen zu beschreiben.“ Englisch, Französisch und Spanisch sowie Ostfriesen- und Norderneyer Platt sind kein Problem. Pfeiffer hat sich die entsprechenden Übersetzungen besorgt.

Wie Christen in der Türkei versorgt werden

Und doch gibt es echte Herausforderungen. Eine der jüngsten liegt fertig vor ihm auf dem Tisch: „O günlerde Sezar Avgustus bütün Roma dünyasiden...“ beginnt der Text – denn auch die Christen in der Türkei wollen versorgt werden. Pfeiffer nimmt jede Herausforderung an. Für eine Kundin bringt er gerade ein Weihnachtsmärchen auf die runde Form – als Fortsetzungsgeschichte auf vier Kugeln.

„Eigentlich müsste die Kirche mich dafür bezahlen, wie ich das Wort Gottes in die Welt bringe“, sagt er schmunzelnd und wird wieder ernst. Auf den Basaren erlebe er immer wieder, dass Kinder und Jugendliche ihn fragen, was er auf die Kugeln schreibt. „Viele wissen nichts von der biblischen Geschichte, kennen die Geschichte von Jesu Geburt im Stall nicht.“ Dann könne er nur mit dem Kopf schütteln.

Nur zwei Kugeln zerdrückt

„Es gab Zeiten, da haben mir die Kugeln und die Weihnachtsgeschichte seelischen Halt gegeben“, sagt Pfeiffer. Zwei Jahre hat er seine krebskranke Frau bis zu ihrem Tod vor zweieinhalb Jahren gepflegt. „Eine schwere Zeit.“ Die Kugel, die über ihrem Krankenbett hing, hängt heute an der Lampe über dem Couchtisch. „Da konnte ich etwas mit meinen Händen tun. Außerdem behielt ich so meine sozialen Kontakte.“

In all den Jahren habe er nur zwei Kugeln zerdrückt, berichtet Pfeiffer stolz. Sorge bereite ihm nur, dass der vermutlich letzte Glaskugelbläser im thüringischen Lauscha vor kurzem seinen Betrieb aufgegeben hat. Im Sommer habe er darum rund um Oldenburg Glaskugeln aufgekauft. „Die Billigkugeln aus China sind nicht schön und oft aus Plastik, die mag ich nicht.“ In einem Dachzimmer verwahrt er seine Vorräte. Dort stapeln sich in Kisten und Kartons mehr als 3 000 rote, goldene und silberfarbene Kugeln. „Das sollte erstmal reichen.“

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