Kunst und Geschichte

Doktorarbeit mit 74 Jahren: Ex-Hauptpastor forscht über Hamburger Jacobi-Altar

Erst im Ruhestand hat der frühere Haptpastor von St. Jacobi Zeit für die Kunst in seiner Kirche gefunden. Fünf Jahre lang hat Karl-Günther Petters geforscht. Ende vorigen Jahres konnte der 74-Jährige dann seine Dissertation über den Lukas-Altar von St. Jacobi abgeben. Im Zentrum steht dabei der malende Evangelist Lukas. Am Freitag (1. Juli, 17 Uhr) wird er seine Arbeit in St. Jacobi öffentlich vorstellen.
Erst im Ruhestand hat der frühere Haptpastor von St. Jacobi Zeit für die Kunst in seiner Kirche gefunden. Fünf Jahre lang hat Karl-Günther Petters geforscht. Ende vorigen Jahres konnte der 74-Jährige dann seine Dissertation über den Lukas-Altar von St. Jacobi abgeben. Im Zentrum steht dabei der malende Evangelist Lukas. Am Freitag (1. Juli, 17 Uhr) wird er seine Arbeit in St. Jacobi öffentlich vorstellen. © Thomas Morell, epd

27. Juni 2016 von Simone Viere

Seiner Hauptkirche St. Jacobi bleibt der Hamburger Hauptpastor Karl-Günther Petters auch im Ruhestand treu. Fünf Jahre lang hat er intensiv über den Lukas-Altar geforscht. Am Freitag stellt der 74-Jährige seine Doktorarbeit der Gemeinde vor.

Als Hauptpastor der City-Kirche St. Jacobi hat Karl-Günther Petters viele Male vor dem Altar seiner Hauptkirche gepredigt. Im Ruhestand hat er Zeit gefunden, sich den kunstvollen Malereien und Schnitzereien selbst zu widmen. Rund fünf Jahre hat er Dokumente begutachtet, Heiligendarstellungen gedeutet, lateinische Texte übersetzt und mittelalterliche Altäre in anderen Städten besucht. Ende vorigen Jahres konnte der 74-Jährige dann seine Dissertation über den Lukas-Altar von St. Jacobi abgeben und darf sich seitdem "Dr. Petters" nennen. Am 1. Juli (17 Uhr) wird er seine Arbeit in St. Jacobi öffentlich vorstellen.

Öffentliche Vorstellung der Arbeit am 1. Juli

Als Karl-Günther Petters Ende 2006 in den Ruhestand verabschiedet wurde, entdeckte er die Freude an Kirchenführungen in St. Jacobi. Vor allem die Deutung der mittelalterlichen Altäre faszinierte ihn zunehmend. Ein Laie könne heute kaum noch nachvollziehen, wie komplex die theologischen Aussagen der Malereien und Schnitzereien seien, sagt Petters. Auch wenn die Menschen der Jacobi-Gemeinde im 16. Jahrhundert sehr viel weniger gelesen hätten als heute, so seien die biblischen Geschichten und Heiligen-Legenden seinerzeit gängiges Volkswissen gewesen.

Der Lukas-Altar wurde von 1499 bis 1508 für den damaligen, inzwischen abgebrochenen Marien-Dom geschaffen und steht heute gut gesichert im Südschiff der Hauptkirche. Der Evangelist Lukas war auch Schutzpatron der Maler und Glaser, die den Altar gestiftet haben. Im geschnitzten Mittelteil des Altars sitzt Lukas vor einer Staffelei dem Jesuskind gegenüber, das seine Mutter Maria auf dem Schoß hält. Ein ähnliches Motiv zeigen auch die beiden äußeren Altartafeln, die nur während der Fastenzeit vor Ostern gezeigt werden. Auf beiden Motiven blickt Lukas aber seltsam entrückt am Jesuskind vorbei in die Ferne. 

Deutung der Botschaft des Altarbildes an die Gemeinde

Petters Anliegen war es, die Haltung des Lukas nicht nur kunstgeschichtlich, sondern auch theologisch zu deuten. Die Praxis der mittelalterlichen Mystik könnte erklären, warum Lukas das Jesuskind nicht direkt ansieht, vermutet Petters. Lukas habe sich meditativ in das Bild versenkt und erlebe die Nähe Gottes in der Versenkung. Wie lebendig ihm Gott in dieser Haltung sei, werde dadurch verdeutlicht, dass das Jesuskind seinen Arm über den Bildrahmen hinausreckt. Durch mystische Versenkung des Einzelnen, so die Botschaft des Altarbildes an die Gemeinde, könne Gott erlebt und "geschaut" werden. 

Theologisch interessant sind auch die beiden Bilder auf den Außenflügeln des Altars. UV-Untersuchungen hätten ergeben, dass der erste Entwurf und das Bild vom malenden Lukas von Hinrik Bornemann (um 1450-1499/1510) stammen, sagt Petters. Das Marienbild auf der zweiten Tafel dagegen malte Bornemanns Kollege Absolon Stumme - allerdings völlig anders als von Bornemann geplant. Aus der einfachen Frau wurde eine Maria im prächtigen Gewand mit drei schwebenden Engeln über ihrem Haupt. Nicht mehr die Versenkung des Einzelnen führe zu Gott, so die Schlussfolgerung Petters, sondern der in der Abendmahlfeier gegenwärtige Christus, auf den Maria verweist.

Werdegang Karl-Günther Petters

Nach Stationen als Gemeindepastor, in der Beratung und der Öffentlichkeitsarbeit wurde Petters 1993 zum Propst von Barmbek gewählt. Anfang 2005 übernahm er dazu noch das Amt als Jacobi-Hauptpastor, nachdem Vorgänger Lutz Mohaupt Pressesprecher von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) geworden war. Petters' Nachfolgerin an St. Jacobi war Ende 2006 Kirsten Fehrs, die heutige Bischöfin. Seine Leidenschaft für die Kunstgeschichte ist mit seiner Dissertation nicht beendet. Ein weiteres Buch über die anderen Altäre von St. Jacobi, so verriet Petters, sei bereits in Arbeit.

 

INFO

Karl-Günther Petters, Der Hamburg Lukasaltar und die Heilsgewissheit im Widerstreit seiner Meister, 240 Seiten, 36 Abb., Conference Point Verlag, 29,90 Euro, ISBN 978-3-936406-52-8

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