Reaktionen zum Tode von Günter Grass

Ein großer Literat und ein streitbarer Geist

Günter Grass im Oktober 2002 vor dem "Günter-Grass-Haus" in Lübeck. Im Hintergrund die Skulptur "Der Butt im Griff – große Fassung"
Günter Grass im Oktober 2002 vor dem "Günter-Grass-Haus" in Lübeck. Im Hintergrund die Skulptur "Der Butt im Griff – große Fassung"© Dirk Silz / epd

13. April 2015 von Timo Teggatz

Vertreter aus Politik, Kultur und Gesellschaft haben den verstorbenen Schriftsteller Günter Grass gewürdigt. „Der Mahner und Querdenker Günter Grass wird uns fehlen“, sagte die Hamburger Bischöfin Fehrs.

Vertreter aus Politik, Kultur und Gesellschaft haben den verstorbenen Schriftsteller Günter Grass gewürdigt. Grass habe mit seiner Literatur und seiner Kunst die Menschen begeistert und zum Nachdenken gebracht, schrieb Bundespräsident Joachim Gauck an die Witwe Ute Grass. "Sein Werk ist ein beeindruckender Spiegel unseres Landes." Er sei ein streitbarer und eigenwilliger politischer Geist gewesen, der Auseinandersetzungen und Kritik nicht fürchtete. Der Literaturnobelpreisträger war am Montag im Alter von 87 Jahren in einem Lübecker Krankenhaus an einer Lungenentzündung gestorben.

Mit Grass verliere Deutschland einen engagierten Staatsbürger, der immer wieder öffentlich Stellung bezogen hat, schrieb Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) an die Witwe. Er habe keine noch so heftige Kontroverse gescheut. "Das machte ihn zu einer Instanz in der politischen Debatte, die zuweilen störte und manchmal auch verstörte." Seine Leser verdankten ihm "große, unvergängliche Lesemomente".

Bischöfin Fehrs würdigt Grass

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nannte Grass eine "Vaterfigur für das Denken und Schreiben der erwachsen werdenden Bundesrepublik". Viele hätten sich an ihm gerieben - "besonders diejenigen, die schnellstmöglich das Vergangene ruhen lassen wollten". Wie kein zweiter deutscher Künstler sei er eingetreten für Rechte von Minderheiten, für soziale Gerechtigkeit und Demokratie.

Mit Grass verliere das Land "einen großen Literaten und unbequemen Künstler", betonte Kirsten Fehrs, Bischöfin für Hamburg und Lübeck. In seinen Werken habe er sich bewusst kritisch mit christlichen Traditionen auseinandergesetzt. So sei das Motiv von Schuld und Vergebung in vielen seiner Romane zu finden. Fehrs: "Der Mahner und Querdenker Günter Grass wird uns fehlen."

Kulturstaatsministerin Monika Grütters würdigte ihn als großen Geschichtenerzähler der jüngsten deutschen Vergangenheit. "Grass war ein Weltliterat, sein literarisches Vermächtnis wird neben dem von Goethe stehen", erklärte die CDU-Politikerin. "Er hat sich an der Geschichte gerieben, abgearbeitet und auch manche Interpretation gefunden, die für seine Leser wie für seine Kritiker nur schwer auszuhalten war."

"Mehr als ein Schriftsteller"

Für den Deutschen Kulturrat war Grass "mehr als ein Schriftsteller". Er sei zugleich "Seismograph der Gesellschaft" gewesen und habe sich in gesellschaftliche Diskussionen eingemischt, sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann. Grass sei auch Kulturpolitiker gewesen. "Gerade auch seinem Wirken ist es zu verdanken, dass Künstlerinnen und Künstler selbstbewusst für ihre Interessen eintreten."

"Wir sind froh, dass wir so lange mit ihm arbeiten konnten", sagte Jörg-Philipp Thomsa, Leiter des Lübecker Günter Grass-Hauses. Sein Tod sei für das Haus trotz des hohen Alters sehr überraschend gekommen. Das Haus sei dankbar für die vielen bereichernden Erlebnisse mit ihm.

Nach den Worten des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Torsten Albig (SPD) hat Grass die Debatten der Nachkriegsjahre maßgeblich beeinflusst. Er sei über seine Literatur hinaus ein kämpferischer Geist gewesen. Albig: "Mutig und mit offenem Visier hat er sich in die politischen Auseinandersetzungen in Deutschland eingebracht." Auch im hohen Alter sei er "ein wacher Geist und wichtiger Gesprächspartner" gewesen.

Bis zuletzt "voller Vitalität"

Als Menschen "voller Vitalität, Menschlichkeit und Schaffensdrang" habe er Grass bis zuletzt erlebt, erinnerte sich Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD). "Mit Günter Grass verlieren wir nicht nur einen großen Romancier, Erzähler und bildenden Künstler, sondern auch einen homo politicus allerersten Rangs."

Grass gilt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwart. Vor allem sein Roman "Die Blechtrommel" von 1959 machte ihn berühmt. Seine Werke sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. 1999 erhielt er den Literaturnobelpreis. Grass war auch als Bildhauer, Maler und Grafiker tätig. Ausstellungen zu Doppelbegabungen sind daher Schwerpunkt des Lübecker Grass-Hauses.

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