Hans Mader in den Ruhestand verabschiedet

Ein ungewöhnliches Hobby: Der Pastor mit den Todesanzeigen

Seit Jahrzehnten sammelt Pastor Hans Mader ungewöhnliche Todesanzeigen.
Seit Jahrzehnten sammelt Pastor Hans Mader ungewöhnliche Todesanzeigen. © epd/Niemann

28. April 2014 von Simone Viere

Ratzeburg. "Ein unvergessliches Leben im Dienste der Kurzschrift ist beendet." Markante Todesanzeigen zu sammeln, ist das ungewöhnliche Hobby von Pastor Hans Mader (65). Bundesweit hat der Ratzeburger damit für Schlagzeilen gesorgt. Nach 33 Jahren als Pastor in der Kirchengemeinde Ratzeburg wurde Hans Mader am Sonntag (27. April) von Pröpstin Frauke Eiben in den Ruhestand verabschiedet.

Bereits während seines Studiums fing er an, außergewöhnliche Todesanzeigen auszuschneiden. Hintergrund war der frühe Tod der Mutter. "Jede Todesanzeige ist auch ein individuelles Glaubensbekenntnis über das, was nach dem Tode erwartet wird", sagt Mader. So schrieb eine Freundin: "Wir haben oft aneinander vorbeigeredet, aber ich glaube, dass wir uns irgendwann trotzdem viel zu sagen haben." Gern nutzt Mader die Anzeigen als Einstieg für Predigten am Totensonntag oder Karfreitag.

Rund 90 Prozent der Todesanzeigen in Zeitungen sind nach seinen Erfahrungen vorformuliert. Aber gerade die individuell Gestalteten könnten den tiefen Schmerz der Trauernden ausdrücken. "Nach neunmonatigem Kampf mit der Heroinspritze verstarb ganz einsam unser lieber guter Sohn." Drei Freunde hatten in Berlin dem Verkehrsopfer "Thomas" eine ganzseitige Anzeige gewidmet: "Scheiß Motorrad - Mach's gut, Alter". Und ein Abenteuerurlaub in Peru endete tödlich: "Er wollte sich einen Traum erfüllen."

Aber auch viele skurrile Todesanzeigen hat Pastor Mader entdeckt. "Der Tod ist barmherziger als Deine Unbarmherzigkeit", lässt auf eine nicht allzu harmonische Beziehung schließen. Und wenn es über einen Kölner Professor hieß "Er war die Personifizierung geistigen Hochmutes und menschlichen Versagens" war die Trauer vermutlich nicht allzu groß. In seltenen Fällen haben die Verstorbenen den Text sogar selbst formuliert: "Wenn Sie diese Zeilen lesen, habe ich längst zum letzten Male tief und vernehmlich geatmet."

Todesanzeigen auch "ein Stück Trauerarbeit"

Für Pastor Mader ist die Todesanzeige auch "ein Stück Trauerarbeit". Angehörige scheuten sich manchmal zu schreiben "Er ist gestorben". Wenn es dann heiße "Er hat uns verlassen", dann schwinge darin die Vorstellung mit, der Tote könnte wiederkommen. Auch die Formulierung "Er ist entschlafen" vermittele, der Tote könnte demnächst wieder aufwachen. Trauerarbeit bedeute, den Tod auch wirklich zu akzeptieren. Mader: "Aber das können die meisten noch nicht, wenn sie die Todesanzeigen formulieren müssen."

Trotz seines traurigen Hobbys ist Mader ein meist fröhlicher Mensch. Geboren ist er in Köln und trotz der vielen Jahre im Norden immer noch Fan des Bundesliga-Aufsteigers 1. FC Köln. 1981 zog er mit seiner Frau und den beiden Kindern nach Ratzeburg. Als große Herausforderung im ehemaligen Zonenrandgebiet hat er 1989 die Öffnung der innerdeutschen Grenze erlebt. "Leider hielten die Kontakte zu den Kirchengemeinden hinter der ehemaligen Grenze nicht lange." Inzwischen sind die Nachbargemeinden in der Nordkirche vereint. Manchmal, so Mader, brauche es einfach Zeit, bis ein Zusammenwachsen gelingt

In den 80er Jahren wurde das ungewöhnliche Hobby des Ratzeburger Pastors bundesweit bekannt, und Mader hatte mit den vielen Journalisten "eine volle Hütte." In etliche Talk-Shows wurde er eingeladen. 1990 erschien das Buch "Es ist echt zu bitter" mit seinen gesammelten Todesanzeigen. Seitdem bekommt er Traueranzeigen aus ganz Deutschland zugeschickt. Sein Hobby will er auch im Ruhestand weiter pflegen: "Die Todesanzeige ist so bunt wie das Leben."

 

Buchtipp:

Es ist echt zu bitter - Todesanzeigen gesammelt und kommentiert von Hans Mader, German-Press Verlag, Hamburg, ISBN 3-924865-18-3

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