1. November 2017 | Siedenbollentin

Eine neue Lebensmelodie

01. November 2017 von Hans-Jürgen Abromeit

Andacht zu Psalm 104 bei der Begegnungstagung „Kirche und Landwirtschaft“

Liebe Gemeinde!                                            

Das alte Lied: „Es tut mir leid Natur/denn deine Erben erheben sich gegen dich/und erledigen dich/du warst vollkommen in Vielfalt/mit allem im Einklang/bis der Mensch mit Gewalt in dich eindrang“, rappt der Musiker Thomas D. Die Umweltkrise verunsichert uns Verbraucher wie auch Landwirte: die Abholzung ganzer Wälder, die Versauerung und Verschmutzung der Meere, Massentierhaltung und der vom Menschen mitverursachte Klimawandel. Ja, unsere menschliche Lebensweise verändert sogar die Jahresdurchschnittstemperatur und bestärkt dadurch einen Klimawandel. Die Ursache liegt darin, dass der Mensch im Umgang mit der Schöpfung keine Grenzen akzeptiert hat. Seit der industriellen Revolution hat der Mensch mit dieser Welt gemacht, was er wollte. Der Mensch scheint davon auszugehen, er hätte „ein absolutes Zueignungsrecht auf alle Dinge“(G.W.F. Hegel) und er meint auch die Natur, ja, die gesamte Schöpfung. Das ist das alte Lied.

Das neue Lied lautet: „Lobe den Herrn meine Seele… der du das Erdreich gegründet hast...“ Der wunderschöne Psalm 104 singt sein Lebenslied nach einer neuen Melodie. Nicht der Mensch und sein Wille, diese Welt zu beherrschen, stehen im Zentrum, sondern die Schönheit Gottes und seiner Schöpfung. Gott macht Himmel und Erde zur sicheren Wohnstätte des Lebens. Alles ist weise geordnet: Gott schafft Lebensbedingungen für die Tiere des Feldes, das Wild und die Vögel. Er schenkt Fruchtbarkeit für Mensch und Tier. Der Psalmist lobt Gott aus dem Blickwinkel des Menschen inmitten des Lebens: Der Mensch ist nicht abgehoben und getrennt von der Schöpfung, sondern ein Teil von ihr. Der Mensch ist geschaffen als Leben inmitten von Leben, das leben will (Albert Schweizer).

Gott ist das Lebensprinzip der gesamten Schöpfung. In dieser von Gott wohlgeordneten Schöpfung geht der Mensch in Rhythmus der Natur seiner Arbeit nach. Über das Werk Gottes können wir nur staunen: „Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter“(V. 24). Alle Lebewesen – nicht nur der Mensch – hoffen auf Gott, damit er sie erhält. Der Mensch, der im Einklang mit der Schöpfung lebt, wird zum Beter. Es ist das Vorrecht des Menschen, beten zu können. Beten ist dabei das Atemholen der Seele. Was den Menschen bewegt, fasst er in Worte und spricht sie vor Gott aus. Das ist keine geringe Leistung unseres Denkvermögens. Im Gegenteil: Durch das Gebet zeigt sich die Vernunftnatur des Menschen.

Mit dem Psalm werden wir eingeladen, unser Lebenslied nach dieser neuen Melodie zu singen, in der nicht mehr der Mensch, sondern Gott und seine Schöpfung im Mittelpunkt steht. Orientierung auf dem Weg in eine heilvolle Zukunft finden wir nur so. Damit geht ein wirklich neues Denken, ein Umdenken, einher. Martin Luther formulierte in der ersten seiner 95 Thesen, dass ‚das ganze Leben eine Buße sei‘. Damit greift Luther den Ruf Jesu auf. Er selbst sagt den Menschen: „Tut Buße!“ „Denkt um!“ Diese Grundbotschaft gilt für alle Lebenslagen. Das ist keine kleine Veränderung, denn sie wird Auswirkungen auf die eigene Umgebung haben. Denn wer etwas verändern will, bei sich oder anderen, stößt auf Widerstand und muss diesen überwinden. Wer weiter so machen will wie bisher, der hat es einfacher. Er muss nichts tun.

Um die Gefahren für die Erde noch abzuwehren, geht es darum, die Ursachen des Klimawandels zu minimieren. Wir brauchen eine Wende zu einer dauerhaft naturverträglichen Wirtschafts- und Lebensweise, biblisch gesprochen: eine Umkehr.

Wir leben auf dieser einen Erde. Nach christlichem Verständnis ist Gott der Schöpfer dieser Welt. Das Lebenshaus Erde ist ein Werk Gottes. Gott, der Schöpfer, hat den Menschen zu seinem Ebenbild geschaffen. Dabei geht es um den Menschen als soziales Wesen, um die menschliche Gemeinschaft schlechthin. In dieser Gottebenbildlichkeit wird der Mensch sowohl beauftragt, „die Erde zu beherrschen“, wie auch sie „zu bebauen und zu bewahren“.

Der Mensch ist zusammen mit Tieren und Pflanzen erschaffen worden und teilt mit ihnen den Lebensraum auf der Erde teilt (1. Mose 1,24-30). Anderseits ist der Mensch das einzige Geschöpf, das mit Gott kommunizieren und von ihm angesprochen werden kann (1,29), was ihn somit zur Wahrnehmung seiner globalen Mitverantwortung befähigt. Das Beherrschen der Erde meint nicht einen Herrscherauftrag im Sinne eines „absoluten Zueignungsrechts auf alle Dinge“ (G.W.F. Hegel), sondern im Sinne einer Fürsorgepflicht. Es geht um eine kontrollierte, verantwortliche Machtausübung - um die Vorsorge und Fürsorge für den gemeinsamen Lebensraum. Geschichten wie die Flutgeschichte von 1. Mose 6-8 führen uns vor Augen, was geschehen kann, wenn der Mensch seiner Verantwortung nicht gerecht wird.

Ganz neu in der Weltgeschichte ist, dass die Schöpfung heute von uns Menschen bedroht ist. Das rechte Verhältnis vom Bebauen und Bewahren ist aus dem Lot geraten. Der Versuch, die Erträge auf einem begrenzten Land stetig zu steigern, hat zu einer schlimmen Auspowerung der Böden geführt. Unser Umgang mit der Natur hat zur Vernichtung von Tausenden von Pflanzen und Tierarten geführt. Die größte Gefahr für unsere Erde und alle ihre Bewohner geht heute vom Klimawandel aus.

Die schöne Schöpfung Gottes steht auf dem Spiel. Gott hat alles weise geordnet und der Mensch darf nicht so in Gottes Ordnung eingreifen, dass er dabei Gottes Schöpfung zerstört. Durch den vom Menschen verursachten Klimawandel hat der Mensch diese Grenze überschritten. Deswegen ist ein Umdenken gefordert. Es geht darum, das neue Lied zu singen. Dazu gehört es, sich an der Schöpfung zu freuen und zugleich im Einklang mit der Schöpfung zu leben. Das wird auch den Klimawandel begrenzen. Dazu gehört es, sich neu auf Gott auszurichten. Das können wir tun, indem wir beten:

Guter Gott, du Schöpfer allen Lebens, hilf uns, dir und deiner Schöpfung die Ehre zu geben und nicht mehr weiter diese Erde zu ‚gebrauchen‘. Danke, dass du alles so weise geordnet hast. Gib uns die Kraft umzudenken und für das Ganze zu handeln. Es ist so schwer, den Überblick zu halten. Hilf uns, aus Verantwortung zu leben und zu arbeiten.
Amen.

 

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