9.6.2019 | Marktplatz Husum

Einheit und Stärke in der Vielfalt

09. Juni 2019 von Gothart Magaard

Predigt am Pfingstsonntag - Festgottesdienst zum Fusionsfest „Kirche in Husum: Miteinander!“

Liebe Gemeinde hier in Husum, liebe Schwestern und Brüder,

Heute feiern wir Pfingsten. „Miteinander!“ ist das Motto für diesen Tag, an dem wir „Kirche in Husum“ feiern und nicht unter uns bleiben. Wir feiern mitten auf dem Marktplatz, auf dem sich die Wege der Husumerinnen und Husumer kreuzen und auch die Wege all der Menschen, die von nah und fern in diese schöne Stadt am Meer kommen.

Wir feiern ein Fest mit großer Bühne, Musik, Markttreiben, Begegnungen und beginnen mit einem Gottesdienst, weil wir auf die Zuversicht und Hoffnung vertrauen, die von der Kraft und Gegenwart des Heiligen Geistes ausgehen.

Der Marktplatz ist auch der Ort, der mich an die ursprüngliche Situation des Pfingstfests in Jerusalem erinnert. Wie durch ein Wunder, werden aus verzagten Jüngerinnen und Jüngern Jesu mutige Frauen und Männer.

Also Menschen, die von einer Kraft oder besser: von einer  Dynamik ergriffen werden und raus gehen mitten unter die Leute und von ihrem Glauben, ihrer Hoffnung und dem Vertrauen auf Gott reden – so klar und einleuchtend, dass sie von allen Menschen verstanden werden. Egal, welche Sprache sie auch sprechen.

Wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.

Ich habe diesen einen Satz aus der Pfingstgeschichte aus der Lutherübersetzung zitiert, weil es wunderbar ist, dass das Hören in der eigenen Sprache am Anfang steht und dann die großen Taten Gottes verkündet werden.

So kommt die Botschaft in die Welt und findet ihren Weg zu den Menschen, auch wenn diese zunächst verwundert, erschrocken oder auch entsetzt sind. Aber sie hören die Botschaft und können sie verstehen. Die großen Taten Gottes werden über alle Sprachbarrieren hinweg gehört.

Pfingsten ist ein Fest des Verstehens.
Die Anspiele und Interviews in diesem Gottesdienst haben uns in Erinnerung gerufen, wie herausfordernd die Kommunikation sein kann, auch wenn man nicht die gleiche Sprache spricht.

Und auch wenn wir eine fremde Sprache gelernt haben, braucht es immer wieder eine gewisse Zeit, um sich reinzuhören und Gesprächen folgen zu können. So geht es mir bis heute, wenn ich – wie zuletzt in der Karwoche - zu Gast in England bin. Und ich erinnere mich, wie wir an einem Abend für einen Kreuzweg in der Kathedrale von Ely versammelt waren und jemand anfangs von Notre Dame und Feuer sprach  und ich zunächst dachte, ich hätte mich verhört…

Heute hoffe ich, dass unsere Gäste aus Kidderminster in Worcestershire die Chance haben, sich reinzuhören in die deutsche Sprache mit manchmal plattdeutscher Färbung.

Dear Sisters and Brothers from Kidderminster, I am very delighted that you came to celebrate together with your friends in Husum this afternoon on the marketplace: very warm welcome to you.

Wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.

Durch das Sprachwunder von Pfingsten werden die großen Taten Gottes sichtbar. Und genau darin liegt auch die Aufgabe und der Auftrag von uns als Kirche:  die Botschaft von Gottes Liebe zu verkünden und sie erfahrbar werden zu lassen.

Pfingsten ist das Gründungsdatum der christlichen Kirchen und zugleich feiern wir heute die Fusion der Evangelischen Kirchengemeinde in Husum.

Gemeinsam als fusionierte Gemeinde seid ihr jetzt noch sichtbarer für die ganze Stadt.

Die Vielfalt, die sich in den vergangenen Jahrzehnten in St. Marien, in der Friedensgemeinde, Christusgemeinde und Versöhnungsgemeinde entwickelt hat, könnt ihr nun miteinander als Kirche für Husum zu einem Ganzen zusammenführen.

Mit dem gemeinsamen Ziel vor Augen: Kirche für die Menschen in dieser Stadt zu sein, seid ihr mit der Vielfalt an Erfahrungen eine starke Einheit.

Zusammenwachsen ist nicht immer einfach, es bedeutet Neuanfang und Abschied und Veränderungen. Dazu braucht es einen aufmerksamen Blick für die, die jeweils neu und nun gemeinsam unterwegs sind.

Sie werden dabei neue Begabungen und Möglichkeiten entdecken, sich auszutauschen und zu feiern. Gemeinsame Feste sind wichtig, um zu feiern und das gemeinsame Ziel im Blick zu behalten.

Und gelegentlich dabei hinaus zu gehen wie an Pfingsten, wo alle begeistert sind und selbst bei Kirchens alle aus dem Häuschen sind.

Heute ist auch der 7. Geburtstag der Nordkirche und auch da wissen wir, dass ein langer, lohnender Weg ist zusammenzufinden. Morgen wird in Schwerin die neue Landesbischöfin, Kristina Kühnbaum-Schmidt in ihr Amt eingeführt werden – im Dom und auch auf dem Marktplatz.

Wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.

Alle Menschen sind angesprochen und verstehen sich gegenseitig. Das ist das eigentliche Pfingstwunder. Wir wissen alle, dass dieses Verstehen noch viel mehr bedeutet als die gleiche Sprache zu sprechen oder etwas von einer Sprache in die andere zu übersetzen.

Aber so wie wir Fremdsprachen lernen können, ist es möglich, dass Menschen sich verstehen und sich verständlich machen können. Durch die Sprache wird etwas sichtbar, was die Menschen in ihrem Innersten bewegt und viel zu oft im Verborgenen bleibt.

Deshalb ist Pfingsten das Fest, an dem Menschen den Mut bekommen, sich gegenseitig etwas von sich selbst mitzuteilen. Die ganze Vielfalt, die uns ausmacht, wird miteinander geteilt.

Dann kann diese Vielfalt zu einer Stärke werden. Der Geist Gottes ermutigt uns, uns selbst und den anderen zu verstehen, so wie wir sind und gerade in den Unterschieden den Reichtum zu entdecken.

So führt uns der Geist in die Wahrheit, weil wir nicht nur uns selbst sehen, sondern auch unser Gegenüber und schließlich lernen, das Ganze im Blick zu behalten: eben die großen Taten Gottes.

Wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.

Die Erinnerung an Pfingsten, an die Ursprungssituation der Kirche schenke uns auch heute noch eine Begeisterung, die nicht abgedreht ist, sondern Menschen zusammenführt.

Eine Begeisterung für die Unterschiede und die Vielfalt, die uns ausmachen und für die Gemeinsamkeiten, die erst in der Begegnung und im gegenseitigen Verstehen sichtbar werden.

In der Erinnerung an dieses Geschenk des Geistes steckt eine in jeder Hinsicht aktuelle Idee: Wir entdecken, dass sich Einheit und Vielfalt nicht ausschließen, sondern immer schon zusammen gehören. Von diesem Gedanken lebt die Kirche hier in Husum, in ökumenischer Verbundenheit und überall auf der Welt.

Lassen wir uns anstecken von diesem Geist, der uns den Mut schenkt, uns immer wieder auf Veränderungen einzulassen.

Diesen Mut brauchen wir auch für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft, in Stadt und Land. Gerade im Gefüge einer Stadt, die so groß ist wie Husum, lässt sich das Einüben, weil sich die Wege kreuzen.

Und weil hier die Chance besteht, an einem besseren Verstehen und Verständnis zu arbeiten….

…. und dass sich Menschen einander ihre Geschichten vom Leben erzählen und sich etwas von sich selbst mitteilen und in all ihrer Unterschiedlichkeit miteinander etwas Gemeinsames aufbauen können.

Wer selbst erlebt hat, dass sich Menschen wie durch ein Wunder beginnen zu verstehen, weiß, dass die Stärke einer ganzen Gesellschaft in der Vielfalt steckt.

So bitten wir an Pfingsten um den Geist Gottes. Er führe Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit zusammen. Er öffne unsere Herzen und lasse Menschen sich verstehen sich.

Wenn Menschen unterschiedlicher Sprache ein guter Geist verbindet, wird Vielfalt zur Stärke.

Wir hören sie in unseren Sprachen die großen Taten Gottes verkünden.

Amen.

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