EKD-Chef Schneider: Papst nicht mit Christus verwechseln
13. Juni 2012
Hamburg. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider hat dem Papst Anmaßung vorgeworfen. Die evangelische Kirche könne "nicht akzeptieren, dass Rom Maßstäbe dafür definiert, was Kirche ist und was nicht", sagte Schneider der "ZEIT"-Beilage "Christ & Welt". Das stehe weder Papst noch Bischöfen zu, "sondern allein Christus", sagte Schneider.
Der Papst dürfe "nicht mit dem Herrn der Kirche selber verwechselt werden". Der Vatikan stuft die Protestanten in offiziellen Dokumenten nicht als Kirche ein. Diese Position hatte die Annäherung der beiden großen Kirchen in den vergangenen Jahren zurückgeworfen.
Wegen der aktuellen Affären im Vatikan bekannte Schneider, Mitleid mit dem Papst zu haben: Es sei schlimm, wenn "in intimer Nähe Vertrauen missbraucht" werde. "Das tut mir einfach leid", so Schneider zu dem sogenannten Vatileaks-Skandal. "Erst einmal fühle ich Solidarität mit Benedikt".
Schneider lud die Katholiken ein, das 500. Jubiläum der Reformation im Jahr 2017 gemeinsam mit den Protestanten zu begehen. "Es wäre eine schöne Vorstellung, wenn auch der Papst einen Weg finden würde, das Reformationsjubiläum mit uns zu feiern", sagte der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Schneider: Reformation war notwendiger Erneuerungsprozess
Bisher war das Reformationsjubiläum im Vatikan überwiegend auf Kritik gestoßen. Ökumene-Kardinal Kurt Koch hatte im April erklärt, die Reformation sei kein Anlass für ein Fest. Die katholische Kirche könne keine Sünde feiern. Diese Kritik wies Schneider als "völlig unangemessen" zurück: "Die Reformation war ein notwendiger Erneuerungsprozess", erklärte er. Sie habe darauf gezielt, "die Einheit der westlichen Kirche zu bewahren, indem sie von Grund auf erneuert wird".